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Ein Buzzer reduziert das Rausfallrisiko

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Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen, weil Piloten vergessen, ihre Gurte zu schließen. Ein elektronisches Warnsystem am Gurtzeug könnte helfen, das zu verhindern.

Ein Schreckmoment mit glimpflichem Ausgang. Der Pilot
hat vergessen, die Gurte zu schließen, und springt
geistesgegenwärtig noch aus dem Gurtzeug.
// Quelle: Youtube
Ideen, wie man vermeiden kann, dass Gleitschirmpiloten mit nicht korrekt geschlossenen Gurtzeugen starten, gibt es einige. Die meisten sind mechanischer Natur, wie zum Beispiel das T-Lock-Verschlusssystem. Allerdings lässt sich so etwas bei älteren Gurtzeugen nicht einfach nachrüsten.

Ein paar italienische Piloten haben sich dafür jetzt eine simple, elektronische Lösung ausgedacht: den Buzzer Safety Alarm (BSA). Es ist ein kleines, etwa daumenlanges Gerät, das automatisch einen schrillen Warnton ausstößt, wenn man beim Anlegen des Gurtzeuges seine Beingurte nicht korrekt schließt.

Die Funktionsweise des BSA ist simpel. Das Gerät wird zwischen einem Seiten- und Schultergurt am Gurtzeug so montiert, dass es über einen Seilzug automatisch eingeschaltet wird, wenn man das Gurtzeug stehend anlegt (hier kommt Zug auf die Schultergurte). Nach einer einstellbaren Zeitspanne von zum Beispiel 30 Sekunden fängt der BSA automatisch an zu piepsen, wenn man nicht zwischenzeitlich die Beingurte bzw. den Bauchgurt schließt. Zur Verschlusskontrolle dient ein einfacher Magnetschalter, der an einer der Schnallen befestigt wird. Ein kleiner Steuermagnet klebt dabei auf dem Gegenstück der Schnalle.

Schließt man die Schnalle, bekommt auch automatisch der Magnetschalter Kontakt und der Warnton ist unterbrochen. Vergisst man hingegen das Schließen, gibt der BSA seine tönende Erinnerung von sich, bis man die Schnallen doch noch korrekt zusammenbringt.

Der BSA soll offiziell beim Troffeo Monte Grappa am 15. April in Bassano vorgestellt werden. Der Einführungspreis soll bei 64 Euro liegen.

Hier ein kurzes Youtube-Produktvideo, das den Einbau und die Funktionsweise des Gerätes erklärt (allerdings nur auf Italienisch, von den Bildern her aber auch so verständlich):





Eine süffisante Pikto-Lebensgeschichte

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Wenn junge Männer mit dem Gleitschirmfliegen beginnen, geht es in ihrem Leben bergauf. Erst Recht mit der richtigen Partnerin. Aber dann?
Quelle: Facebook, O. Gromov

Brauchen wir Start-Checklisten?

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In der "großen" Luftfahrt müssen vor jedem Flug ausführliche Checklisten abgearbeitet werden. Gleitschirmpiloten vertrauen auf simple Rituale. Aber reicht das aus? 

Ein Safety-Tag von Abgeflogen zum Einhängen am Beschleuniger.
Der Tag wird erst vor dem Start entfernt (remove before flight) und
soll dann an den Fünf-Punkte-Check erinnern. Wichtig ist es,
sich bei solchen Ritualen nicht stören zu lassen.
// Quelle: Abgeflogen.info
Neulich war es bei mir soweit: Am Start das Prozedere in der üblichen Reihenfolge. Gurtzeug auf den Rücken ziehen, dann die Beingurte schließen, den Beinsackverschluss einhaken, das Cockpit einhängen, den Schirm schultern, zum Start vorlaufen, ausbreiten. Doch halt! Irgendetwas stimmte nicht. Ein schneller Blick und Griff nach unten: Die Beingurte waren nicht geschlossen! Vergessen. Einfach so. Dankenswerterweise noch vor dem Start bemerkt. Aber wie konnte das passieren?

Im Rückblick zeigte sich schnell, wo der Fehler lag. Für diesen Flug wollte ich (was ich selten tue) eine Kamera samt Selfiestange mitnehmen. Als ich das Gurtzeug anzog, lag sie neben mir im Gras. "Schnell die Sicherungsschnur der Kamera in den Karabiner hängen, bevor ich sie vergesse", hatte ich gedacht, mich gebückt und die Kamera genommen. Danach mit dem üblichen Startvorbereitungsritual weitergemacht. Nur diesen einen Punkt, die Beingurte, hatte ich unbewusst ausgelassen.

Der Vorfall zeigt, was das Hauptproblem von Ritualen oder Routinen ist. Sie funktionieren gut und bringen Sicherheit, allerdings nur, solange man dabei nicht gestört wird. Jede Abweichung und Ablenkung, das Greifen nach der Kamera hier, das parallele Gespräch mit dem Fliegerkumpel da, erhöhen massiv das Risiko, etwas zu vergessen.

Brauchen wir also Checklisten, die wir Punkt für Punkt abarbeiten? Ich behaupte trotz allem: nein. Denn die fürs Gleitschirmfliegen nötigen Checklisten wären im Grunde zu kurz und zu wenig komplex, als dass wir diese auf Dauer als Sicherheitsgewinn sehen würden. "Weiß ich doch, mach ich doch eh", wird man denken, und dann jeden formellen 5-Punkte-Check (Gurte, Leinen, Kappe, Wind, Luftraum) schnell beiseite legen.

Was wir brauchen ist allerdings diesen Moment der Ruhe und des Innehaltens. Vor jedem Start - und zwar direkt davor, wenn man meint, schon alles erledigt zu haben - gilt es noch einmal in sich zu gehen, die Außenwelt ganz bewusst kurz auszublenden und ein festes Schlusskontroll-Ritual in seine Startroutine einzubauen. Am besten von innen nach außen noch einmal mit Händen und Blicken prüfen:

  • Gurte geschlossen (Gurtzeug und Helm)? 
  • Technik ist bereit (Vario eingeschaltet, Kamera gesichert/eingeschaltet etc.)? 
  • Rettungscontainer ist ordnungsgemäß verschlossen?
  • Beschleuniger ist eingehängt und läuft frei?
  • Tragegurte nicht verdreht?
  • Bremse läuft frei?
  • Leinen liegen frei?
  • Wind passt?
  • Luftraum frei? 

Guten Flug!

Video: The Superfinal

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Ein kurzer Film über das letzte PWC-Superfinale in Brasilien, geschnitten wie ein Pop-Video. Schnell, dynamisch, Breitbandformat.

The Superfinal: Immer auf der Suche nach dem intensiven Stimmungsbild.
// Quelle: Vimeo, Arvid Berg
Wenn es um Videos von PWC-Events geht, ist der Belgier Philippe Broers mit seiner Kamera zur Stelle. Noch vor Ort schneidet er dokumentarische Filme zu den einzelnen Tasks zusammen - mit dem ihm eigenen Stil.

Doch aus dem gleichen Filmmaterial kann man auch andere Filme zaubern. Der Norweger Arvid Berg zeigt das in seinem Werk "The Superfinal" (auf Vimeo), das auf Philippes Aufnahmen basiert.

Schnell und dynamisch geschnitten, auf Breitbandformat gezogen, immer auf der Suche nach der besonderen Perspektive und den kleinen Details. Wie der Wettbewerb gelaufen ist, wer welchen Task gewonnen hat, ist dabei zweitrangig. Es geht allein um das einprägsame Stimmungsbild. Vier intensive Minuten:



Schirmtest: Gradient Nevada 2 light

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Der Gradient Nevada 2 light ist ein charaktervoller EN-B mit feinem Handling, der ein sehr differenziertes Gespür für die Thermik vermittelt.
Der Nevada 2 light mit seiner charakteristischen VO-Eintrittskante und weit geschlossenen Außenflügeln.


Die im folgenden beschriebenen Eindrücke zum Gradient Nevada 2 light habe ich in rund fünf Flug- und Groundhandlingstunden unter unterschiedlichen Bedingungen auf Madeira gewonnen. Geflogen bin ich den Nevada 2 light in der Größe 26 (85-102 kg) mit rund 93 kg Startgewicht. Das Gurtzeug war ein Karpofly Extra Light (Liegegurtzeug). Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von Turnpoint zur Verfügung gestellt.


Gradient fällt mir als Marke immer wieder dadurch auf, dass die Tschechen im Gleitschirmbau ihren eigenen Ideen und Überzeugungen folgen und nicht einfach den allgemeinen Trends. So bekommen ihre Schirme einen individuellen Charakter.

VO-System: Schmale Schlitze
und große V-Öffnungen.
Der Nevada 2 ist da keine Ausnahme - im Gegenteil. Im großen Rund der EN-B-Schirme sticht er mit einigen baulichen Besonderheiten heraus. Wo fast alle anderen heute auf Shark-Nose-Profile setzen, kommt Gradient mit dem VO-System daher. VO steht für "Variable Öffnungen" der Zellen. Die Eintrittskante besteht aus eher dünnen Öffnungsschlitzen, die immer wieder durch tiefer gezogene V-Öffnungen unterbrochen sind. Das soll bei unterschiedlichsten Anstellwinkeln eine gute Belüftung der Kappe garantieren.

Im Inneren der Kappe setzt Gradient auf Doppelte Diagonalen. Mit diesen Querrippen, die nicht nur die nächste, sondern auch die übernächste Zelle mit tragen, ist es möglich, weniger Leinenaufhängungspunkte einzuplanen (der Nevada 2 hat nur 62!, bei 56 Zellen) und dennoch ein sauber abgespanntes Segel zu bieten. Die Leinenreduktion ist beim Nevada 2 noch weiter auf die Spitze getrieben, indem Gradient konsequent auf nur zwei Stammleinen (A+B+C) pro Schirmseite setzt. So minimalistisch kommt kein anderer Leinensatz in der B-Klasse daher!

Zipper statt Klett am
Schmutzauslass des Stabilo.
Blickt man tiefer in die Kappe, so scheint es, als wäre all das, was an Leinenmetern außen gespart wurde, nun in Form von Nylondrähten im Inneren verbaut. Mir ist kein anderer B-Schirm bekannt, der so komplex intern "verdrahtet" ist. Dünne, harte Stäbchen an der Eintrittskante; halbkreisförmige Drahtverstärkungen (Gibus-Arch) über den Aufhängungspunkten der B-Ebene; jeweils doppelte Gibus-Bögen über C; darüber noch am Obersegel sogenannte C-Wires, die ein störendes Einknicken des Obersegels durch aerodynamische Effekte beim Anbremsen verhindern sollen. Da hat Gradient schon Aufwand betrieben, um die Profilgüte im Flug zu erhalten!

Wie positiv oder störend sich diese Bauweise in der Praxis erweist, das war einer der Punkte, den ich im Test genauer unter die Lupen nehmen wollte. Ein kleines Detail, so viel sei schon mal verraten, hat mir jedenfalls ohne Einschränkungen gefallen: Am Stabilo des Nevada 2 sind die Schmutzauslassöffnungen nicht mit hakeligem Klett verschlossen (in dem sich gerne der feinere Dreck oder Grashälmchen verhängt), sondern mit einem Nylonzipper, wie er auch an manchen Gefrierbeuteln zu finden ist. Eine elegante Lösung!


Beim Start zeigt der Nevada sein charakteristisches Bild:
Die Außenflügel füllen verzögert.
Starten: Wer den Schirm mit dem einfachsten Startverhalten der B-Klasse sucht, darf den Nevada 2 light von seiner Kandidatenliste streichen. Das bedeutet freilich nicht, dass der Schirm ein schlechter Starter ist. Aber er hat seine Eigenheiten.
Die wenigen Stammleinen, ummantelt und farbcodiert, sind schnell und übersichtlich sortiert. Den sehr dünnen, etwas hakeligen Galerieleinen muss man allerdings etwas mehr Aufmerksamkeit widmen.
Beim Aufziehen mit Nullwind füllt die Kappe leicht verzögert - vielleicht ein Tribut an die kleinen Schlitze des VO-Systems. Vor allem die geschlossenen Außenflügel brauchen etwas länger und müssen schon mal mit Bremseinsatz "nachgepumpt" werden.
Das Aufziehverhalten leidet auch etwas darunter, dass der Nevada 2 keine getrennten A-Gurte besitzt. So wirkt der Zug gleich auf die gesamte Kappe. Startet man den Schirm aus der Bogenform heraus, in der er sich von selber ablegt, kommt die Mitte etwas verzögert nach oben. Der Flügel knickt zwar nicht massiv ab, aber dennoch stört diese anfängliche Verformung den Aufstieg ein wenig. Man kann den Effekt reduzieren, indem man die Kappe bewusst spitzer auslegt. Dennoch wird man mit dem Nevada 2 bei Nullwind in der Regel eine etwas längere Aufzieh- bzw. Füllstrecke benötigen als mit anderen Modellen dieser Klasse.
Bei gutem Startwind fallen diese Schwierigkeiten nicht mehr ins Gewicht. Leicht vorgefüllt, kommt der Schirm auf einen schwachen Impuls hin sauber und spurtreu nach oben. Dabei neigt er so gut wie nicht zum Überschießen und ist tadellos kontrollierbar. Die Steuerinputs sollte man allerdings dosiert einsetzen. Der Schirm giert schnell ein wenig um die Hochachse.
Den Cobra-Start absolviert der Nevada 2 etwas widerwillig, was wiederum mit dem Leinenlayout zu erklären ist. Bei nur zwei A-Leinen pro Seite wird es schwer, die Kappe von Anfang an über den Außenflügel hochzuführen, zumal dieser nicht immer gleich tragend füllt.

Landen: nichts auffälliges.

Der minimalistische Leinensatz des Nevada 2. Am
dicksten sind noch die Bremsleinen (rechts).
Bremsen: Der Nevada 2 light hat einen Bremsvorlauf von rund 15 cm. Diese Einstellung ist perfekt, wenn man mit einer halben Wicklung fliegt. Interessant ist die Bremscharakteristik an der Hinterkante: Bei leichtem Zug wird zuerst die Schirmmitte herunter gezogen, erst danach folgt die gesamte Spannbreite. Das erlaubt eine sehr variable Kurvencharakteristik. Geht man mit der Bremse nur auf Kontakt und kontrolliert darüber das Nicken, stört die mittige Bremsanlenkung den Geradeauslauf kaum. Auf tiefere Bremsimpulse reagiert die Kappe hingegen recht agil. Diese hohe Variabilität im Handling ist eine der Stärken von Gradient-Schirmen. Die benötigten Bremswege und Bremsdrücke bleiben dabei im Durchschnitt und auch für längere Flüge auf der angenehmen Seite.
Der Nevada 2 hat große Keramikringe als Bremsführung, die zudem an längeren Stegen befestigt sind. Dazu verwendet Gradient im unteren Teil der Bremsleine ein vergleichsweise dickes und flexibles Material. Diese Kombination ist vorteilhaft, weil die Bremse hier wirklich reibungsarm läuft und zudem genug Spiel nach rechts und links bietet, um auch Steuertechniken wie das Brake-Shifting einzusetzen.

Kappenfeedback: Der Nevada 2 light spricht hauptsächlich über die Tragegurte mit dem Piloten. Über die Bremse kommt wenig Feedback. Erst mit tiefer gezogener Bremse bekommt man über diesen Kanal ein Gefühl für die Außenflügel, was mit der besonderen Mitte-zuerst-Bremsanlenkung zusammenhängt (s.o.).
Im Vergleich zu den meisten anderen Klassenvertretern erweist sich der Nevada 2 als ein sehr "gefühliger" Schirm. Die Kappe bildet keine so kompakte Einheit wie z.B. ein Rush 4, ein U Cruise oder ein Geronimo 2. Rechte und linke Flügelhälfte sprechen jeweils für sich, und das in einer sehr eindeutigen Sprache. Wer gerne als Pilot viel von der Luft mitbekommen und diese auch in feineren Details lesen will, der wird den Nevada 2 zu schätzen wissen. Der Schirm ist ein wahrer Thermikschnüffler!
Die andere Seite der Medaille dabei ist, dass die Kappe in bewegter Luft eine latente Nervosität ausstrahlt. Meiner Beobachtung nach trägt hierzu auch das minimalistische Beleinungskonzept bei. Bei nur zwei Stammleinen pro Seite wirken sich kleine Strömungsschwankungen am Außenflügel zwangsläufig auf einen größeren Flügelanteil aus als bei Schirmen mit drei Stammleinen. Die äußere A-Leine gabelt sich erst weit oben. Verliert nun der Stabilo-Bereich etwas an Spannung, verändert sich automatisch die Leinengeometrie auch für die benachbarten Flügelanteile. Beim Nevada 2 führt das dazu, dass die Außenflügel des öfteren etwas tänzeln und auch in Spannweitenrichtung ziehharmonika-artig in sich arbeiten. Sicherheitstechnisch ist das kein Problem, vielleicht kostet es aber etwas Leistung. Im beschleunigten Flug stehen die Außenflügel etwas strammer da.
(Hier sei angemerkt, dass ich den Nevada 2 bei meinem Test im mittleren Gewichtsbereich geflogen bin. Ich könnte mir vorstellen, dass eine höhere Belastung etwas mehr Ruhe ins System bringt.)

Gewichtssteuerung: Der Nevada 2 dankt es, mit Gewichtsverlagerung geflogen zu werden, reagiert aber allein auf Gewicht nicht sehr zackig. Für ein hohes Aufschaukeln nur übers Gurtzeug bedarf es schon etwas Taktgefühl.

Kurvenflug: Der Schirm hat unterschiedliche Kurvencharaktere. Bei wenig Bremszug wirkt er erst einmal wie ein geruhsamer Karver mit einer eher indirekten Lenkung. Doch je mehr der Pilot zupackt, desto besser hängt die Kappe am Zügel. Auch schnelle Kurvenwechsel und blitzartiges Nachdrücken in der Thermik sind dann möglich - stets noch im angenehmen Zugbereich der Bremse. Unterm Strich erweist sich der Nevada 2 damit als einer der agileren Vertreter seiner Klasse. Die Variabilität des Kurvenflugs und der sauber einstellbaren Schräglagen ist eine der großen Stärken dieses Flügels.

Sunset-Soaring mit dem Nevada 2 - ein großes Vergnügen.
Thermikeigenschaften: Das Thermikfliegen mit dem Nevada 2 ist ein Genuss, wenn der Pilot die etwas lebendigere Sprache des Flügels für sich zu nutzen weiß. Es gibt wenige Schirme im B-Sektor, die so differenzierte Rückmeldungen zu den Luftverhältnissen liefern und sich dabei auch noch so exakt positionieren lassen.
Hat man einmal seine Schräglage eingestellt, bleibt der Schirm ohne großen Korrekturbedarf auf seiner Bahn. Ein interessantes Verhalten zeigt die Kappe beim Einfliegen in stärkere Steigbereiche (wenn man schon eine gewisse Kurvenschräglage hat). Während andere Flügel dazu tendieren, sich hier aufzustellen und abdrängen zu lassen, habe ich beim Nevada 2 wiederholt das Gegenteil erlebt. Der Flügel stellt sich steiler und zieht ins Zentrum hinein. Da muss man manchmal beherzt die Außenbremse setzen, um nicht ungewollt herumgeschleudert zu werden. Diese Steigkern-Angelautomatik lässt den Nevada 2 in starken Thermiken glänzen.
Bei schwachen, zerrissenen Verhältnissen empfand ich den Flügel als weniger effizient. Das häufige, manchmal ziehharmonika-artige Arbeiten der weichen Außenflügel in den Randbereichen liefert zwar interessante Infos über die Luft, nagt aber am Steigvermögen. (Auch hier könnte eine höhere Flächenbelastung des Nevada 2 von Vorteil sein!)
Angenehm fällt beim Thermikfliegen auf, dass der Schirm eine recht starke Nickdämpfung besitzt. Beim Einflug in die Thermik wie beim Herausfallen bleibt die Kappe weitgehend neutral über dem Piloten und verlangt selten einmal grobmotorisches Eingreifen.

Beschleuniger: Der Beschleuniger ist ein weiteres Glanzstück des Flügels, zumindest in puncto Effektivität. Bei Halbgas legt der Nevada 2 schon +7 km/h zu, voll beschleunigt sind es dann +14 km/h. Ein Top-Speed deutlich über 50 km/h ist damit realistisch. Leicht beschleunigt liegt der Schirm sogar etwas stabiler und satter in der Luft als im Trimm, was dazu beiträgt, dass man gerne ins Pedal tritt.
Doppelt Gibus-Bögen über der C-Aufhängung
stabilisieren das Profil und ermöglichen auch
eine effektive C-Steuerung.
Hätte Gradient dem Nevada 2 dann noch große, kugelgelagerte Beschleunigerrollen spendiert, wäre dieser Part komplett gelungen. Dass es doch nur die kleineren, härter zu tretenden geworden sind, ist angesichts des sonstigen technischen Aufwands des Flügels fast etwas schade.
Am C-Gurt des Tragegurtes besitzt der Schirm Griffschlaufen zur C-Steuerung. Sie haben die richtige Größe und Position, um nicht nur kosmetischer Natur zu sein, sondern auch einen guten und direkten Kontakt zum Flügel zu bieten. Dank der großen Gibus-Archs im Flügelinneren über der C-Aufhängung wird das Profil durch den Zug auf C optisch erkennbar nicht einfach punktuell "geknickt", sondern über eine größere Fläche gleichmäßig deformiert. Das erlaubt eine sehr effiziente C-Steuerung ohne größere Leistungseinbußen oder Sicherheitsnachteile.

Ohren anlegen: Da der Nevada 2 nur zwei Stammleinen pro Seite besitzt, fallen die Ohren von Anfang an groß und sehr wirksam aus. Sie legen sich sauber an und schlagen nicht. So sind hohe Sinkwerte von deutlich über 4 m/s erreichbar.
Die Ohren öffnen allerdings deutlich verzögert. Vor allem der Außenflügel verlangt Zeit und mehrmaliges Pumpen, bis alle Zellen wieder gefüllt sind.
Achtung: In der Kombination dieser Eigenschaften (große Ohren, hohe Sinkgeschwindigkeit und verzögerte Öffnung) wird es anspruchsvoll, bei Toplandungen mit dem Nevada 2 das Ohrenanlegen zum kontrollierten Höhenabbau einzusetzen.

Steilspirale: Der Nevada 2 lässt sich sehr schnell und beherzt in die Spirale ziehen, aber auch sehr gut darin kontrollieren. Der Flügel braucht etwas Zeit, um sich wieder aufzurichten. Wer noch wenig Spiralerfahrung besitzt, sollte sich vorsichtig an dieses Manöver mit dem Schirm herantasten.

Frontklapper: nicht gezogen.

Seitenklapper: bei Klappern bis zu rund 60% reagiert der Nevada 2 gut überschaubar. Gelegentlich können auch hier die Ohren bzw. Außenflügel etwas Zeit brauchen, sich wieder voll zu füllen. Dann dreht der Schirm etwas weiter ab. Nachhilfe durch den Piloten ist angesagt. Größere oder auch beschleunigte Klapper habe ich nicht gezogen.

Nicken: Der Nevada 2 ist im Nicken deutlich gedämpft. Über die Bremsen lässt er sich nur mit Nachdruck stärker aufschaukeln, nimmt die Dynamik schnell wieder heraus. In der Thermik erweist sich das als angenehm.

Rollen: Der Flügel ist in den Kurven rollfreudig, allerdings wird dieser Charakter allein über Gewichtsverlagerung nicht direkt erkennbar. Da bleibt der Schirm angenehm spurtreu. Mit etwas Bremseinsatz wird die Kappe schnell dynamisch und verspielt.

Packen: Der Nevada 2 light lässt sich dank seines leichten Tuches, dünnen Leinen etc. sehr flach packen. Allerdings sorgt der ausgiebige Einsatz von recht starren "Stäbchen" bis über die C-Ebene dafür, dass das Packmaß in der Länge nicht dem eines typischen "Bergschirmes" entspricht. In klassische Wendegurtzeuge passt der stäbchenschonend gepackte Schirm zwar noch gut hinein, doch wer den Schirm für Hike&Fly in einem kleineren Rucksack transportieren will, wird schnell ein Platzproblem bekommen.

Qualität: Hier liefert Gradient ein gutes Bild. Der Schirm und die Tragegurte sind in allen Details sehr sauber vernäht. Dank des 36-Gramm Tuches von Porcher mit doppelter Everlast-Beschichtung im Vorderflügel sollte der Schirm auch in der Light-Version mit dem ansonsten verbauten 27er-Tuch robust genug sein für den üblichen Fliegeralltag. Gut gefällt mir, dass auch die Leichtversion am Tragegurt noch echte Schraubglieder besitzt - was mögliches Nachtrimmen erleichtert.

Fazit: Gradient bietet mit dem Nevada 2 light einen sehr aufwändig konstruierten Leichtschirm im High-B-Sektor. Vom Charakter her ist es kein Schirm für jedermann, schon gar nicht zum Einstieg in die B-Klasse. Man muss diese sportlich-verspielte, rückmeldefreudige Abstimmung schon mögen. Im Gegenzug bietet der Nevada 2 ein besonders feines Handling und sensibles Gespür für die Thermik - mit Suchtfaktor.
Allerdings bin ich beim Testen das Gefühl nicht losgeworden, dass der von Gradient verfolgte Leinenminimalismus dem Nevada 2 zwar sicher ein Quäntchen Gleitleistung bringt. Doch in bewegter Luft bezahlt man das mit erhöhter Unruhe und vielleicht sogar Leistungsverlust durch die öfter tänzelnden Außenflügel. (Diesen Schirm würde ich gerne einmal mit einem klassischen Drei-Stammleinen-Layout fliegen!)
Wer sich von der Leichtversion des Nevada 2 einen leistungsstarken Bergschirm für Hike&Fly verspricht, muss in zwei Punkten Abstriche machen: Die vielen Stäbchen erlauben nur ein vergleichsweise langes Packmaß, und die verlängerte Füllphase bei Null- oder Rückenwind macht kurze Bergstarts anspruchsvoll. Einmal in der Luft, verspricht der Nevada 2 aber viel Flugspaß - mit ausreichend Leistung auch für weite Streckenflüge. Die Leichtversion ist dabei robust genug gebaut, um nicht nur als Zweitschirm zu dienen.


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Video: Offener Karabiner mit Folgen

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Ein Alptraumszenario wird real: Beim Windenschlepp löst sich ein Tragegurt aus dem Karabiner. Ein warnendes Beispiel, warum man immer doppelt checken sollte. 

Die Kamera hielt fest, was der Pilot selbst nicht wahrgenommen hatte:
Der Tragegurt kurz vor dem Absturz. // Quelle: Youtube-Screenshot
Ein Video auf Youtube dokumentiert einen schrecklichen Unfall mit glimpflichem Ausgang. Ein Gleitschirmpilot lässt sich per Windenschlepp in die Luft ziehen. Was er nicht bemerkt: An seinem rechten Karabiner ist der Tragegurt nicht richtig eingehängt.

Noch während des Schlepps wird das Alptraumszenario wahr: Der Tragegurt rutscht ab, der Schirm kollabiert, der Pilot befindet sich im freien Fall.

Geistesgegenwärtig zieht er die Rettung. Glücklicherweise war er schon hoch genug (250m AGL), damit diese noch tragend öffnen kann. Dennoch wird man allein beim Betrachten der Bilder schwitzige Hände bekommen.

Das Video zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, vor dem Start einen gründlichen Startcheck zu machen. Gerade beim Windenschlepp ist dafür das 4-Augen-Prinzip zu empfehlen: Nicht nur der Pilot selbst, sondern auch der Startleiter sollte vor dem Start einmal alle wichtigen Verbindungen in Augenschein nehmen und erst dann die Startfreigabe erteilen. Dann wäre ein solcher Fehler mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen gewesen.

Übrigens ist im Video auch noch der Klinkenadapter falsch montiert, was man als Teil der Fehlerkette ansehen kann, die zu dem Absturz führt. Wie es richtig geht, zeigt dieser Beitrag auf der Homepage des DHV: Die optimale Klinkenbefestigung für den Gleitsegelschlepp.

Hier das Youtube-Video:


Hannes Papesh startet mit PHI

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Der Ex-Nova und bald Ex-Advance-Konstrukteur Hannes Papesh will künftig Schirme unter einem eigenen Label auf den Markt bringen: Phi. 

Der griechische Buchstabe Phi soll zugleich Logo und Name
der neuen Gleitschirmmarke von Hannes Papesh sein.
// Quelle: Facebook
Beim Stubai-Cup kursierte schon das Gerücht, jetzt hat es das Thermik-Magazin in einem Facebook-Post publik gemacht: Hannes Papesh, langjähriger Nova-Konstrukteur, zuletzt in den Diensten von Advance, will in Zukunft Schirme einer neuen eigenen Marke bauen: Phi, beziehungsweise in der griechischen Schreibweise Φ.

Über die Hintergründe ist noch wenig bekannt. Klar ist, dass Hannes seinen in Kürze auslaufenden Vertrag mit Advance nicht im vollen Umfang verlängert, sondern nur noch projektbezogen für die Schweizer arbeiten will.

Beim Aufbau von Phi werden ihm einige alte und auch neue Weggefährten zur Seite stehen, darunter Mike Küng und Peter Mack, mit denen er schon die Rettermarke Companion aus der Taufe hob.

Hannes Papesh bestätigte die News mit einem eigenen kurzen Facebook-Post: "... es werde Phi".



Direttissima über den Hauptkamm

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Sebastian Barthmes erzählt im Interview, wie er auf direkter Route von Bassano ins Zillertal flog. Was als Mehrtagestour geplant war, schaffte er an einem Tag. 
Beim Einflug ins Zillertal wird Sebastian Barthmes von einer deutlichen Inversion empfangen.
Der Flug war dann schneller vorbei als der Tag. // Foto: S. Barthmes

Am Samstag abend machte es schon die Runde in der Szene: Da ist einer von Bassano bis ins Zillertal geflogen. 167 km, Ende März, über den Alpenhauptkamm. Geht das überhaupt? 
Bei den passenden Bedingungen schon. Die wollen halt nur erkannt werden. Sebastian Barthmes aus München hat das getan. Er war aber doch etwas überrascht, wie gut es ging, erzählt er im Interview mit Lu-Glidz. Der Track des Fluges ist im XC-DHV zu finden. Es lohnt sich dort auch die Original-Flugbeschreibung von Sebastian in den Kommentaren nachzulesen.


Sebastian Barthmes nach seiner Landung im Zillertal.
// Foto: S. Barthmes
Im März von Bassano aus bis über den Alpenhauptkamm zu fliegen klingt ganz schön verwegen. War die Route Zufall oder vorab so geplant?
Sebastian: Die Route habe ich Donnerstagabend spontan geplant, als sich die Wetterlage ankündigte. Eigentlich war sie als Mehr-Etappenflug gedacht, im Team mit Sebastian Kummer. Das Ziel war Kufstein. Nachdem der Saharastaub mit seinem Dunst uns dann unverhofft den Freitag vermiest hat, haben wir einfach versucht am Samstag so weit wie möglich zu kommen. Mein Plan ist so gut aufgegangen, dass ich über das Etappenziel Bruneck hinaus noch über den Hauptkamm springen konnte.

Ist Sebastian Kummer die gleiche Strecke geflogen, oder habt ihr euch zwischendrin verloren?
Sebastian: Wir haben uns bei Feltre leider verloren und sind ab da getrennt geflogen. Sebastian Kummer ist an dem Tag mit Zwischenlandungen aber ebenfalls noch bis ins Arntal gekommen. Er hat noch den Sonntag als Hike-and-Fly-Tag angehängt und hat sich dann von Bruneck aus auf den Rückweg gemacht.

Bei solchen One-Way-Flügen ist immer das Problem der Hin- oder Rückfahrt. Habt ihr jetzt ein Auto in Bassano stehen?
Sebastian: Nein. Der eigentliche Auslöser für die Idee war, dass eine Gruppe von bekannten Fliegerinnen als Fahrgemeinschaft mit mehreren Autos sowieso in Bassano war. Da war es kein Problem, dass sie das Auto einfach zurück nach München mitnahmen. So war die Logistik von Anfang an geklärt.

Der Flug lief besser als geplant. Hattest Du auch Baustellen?
Sebastian: Einige Stellen, zum Beispiel nach der Querung bei Feltre, waren knifflig und technisch anspruchsvoll. Wirklich Zeit verloren habe ich allerdings nirgends. Im Gegenteil. Ich bin deutlich schneller vorangekommen als geplant.

Gute Flugbedingungen in den Dolomiten. // Foto: S. Barthmes
Hinter Feltre ging es quer durch die Dolomiten. Kanntest du diesen, beziehungsweise alle Teile der Strecke, oder war da auch viel Zielflug rein nach GPS dabei?
Sebastian: Die Gegend zwischen Bassano und dem Kreuzkofel - das ist der südliche Wendepunkt der großen Pustertaldreiecke - kannte ich noch nicht. Ich fliege aber grundsätzlich nie nach GPS sondern präge mir die Gegend und die Route mit Google Earth detailliert ein. Diesen Plan gehe ich mental immer wieder durch. So hatte ich keinerlei Orientierungsschwierigkeiten.

Warst Du dir sicher es über den Alpenhauptkamm zu schaffen?
Sebastian: Ich war mir sicher, dass ich drüber komme. Nicht so sicher war ich mir über die Windbedingungen dahinter. Daher bin ich vorsichtig an den Kamm heran gesoart, um zu erfühlen, ob ich mir das zutrauen kann. Vom höchsten Punkt, dem Großen Löffler, bin ich dann zuerst dem Nordgrat gefolgt, um möglichen Fallwinden hinter dem Grat möglichst aus dem Weg zu gehen. Trotzdem war es eine Zeit lang turbulent und leeig, aber für mich gut handelbar.

Im Zillertal empfing Dich eine fette Inversion. Wie enttäuscht ist man, wenn man in so eine Suppe sinkt?

Sebastian: Für mich war das realistische Tagesziel Bruneck, das erträumte Tagesziel Mayrhofen im Zillertal. Dass ich so früh dran war und noch weiter ins Zillertal hinein gleiten konnte, war also eher ein Privileg als eine Enttäuschung. Sicher hätte ich ohne die Inversion noch ein bis zwei Stunden fliegen können. Aber so war es an dem Tag nun mal.

Eine Direttissima-Route quer durch die Alpen.
// Quelle: Xcontest.org
Im Klettersport würde man die von Dir gewählte Linie Direttissima nennen. Welchen Schwierigkeitsgrad würdest Du ihr geben?
Sebastian: Ich halte die Route prinzipiell für gut fliegbar, wenn die Bedingungen passen. Allerdings ist das definitiv nichts für Streckenflug-Anfänger. An diesem Tag kam der vor allem zwischen Alleghe und Bruneck straffe Südwind dazu. Der machte einige Stellen wegen Turbulenzen und Lee-Situationen technisch schwierig. Aber anders als im Klettersport ist es bei uns ja meistens so, dass nicht unbedingt die Route, sondern eher die Bedingungen, bei der sie geflogen wird, die Schwierigkeit ausmacht.

Sollte es im XC-DHV eine Sonderwertung für solche Kreativrouten geben?

Sebastian: Nein, ich denke man sollte eine klare Linie zwischen Sport-Streckenfliegen und Streckenflugabenteuern ziehen. Man sollte beides nicht miteinander vergleichen. Jede Disziplin hat ihren eigenen Reiz, wobei Abenteuer nicht durch Wertungen und Punkte eingeordnet werden können. Hier zählt eher der Bericht, das Teilen der Erlebnisse und die Inspiration, die man dadurch anderen weiter geben kann.

Was ist für Dich die überraschendste Erkenntnis aus diesen Flug?
Sebastian: Wenn man etwas plant und der Plan genau so aufgeht, ist es eigentlich schwierig, von Überraschungen zu sprechen. Allerdings war ich überwältigt von der Schönheit der Natur nach dem Sprung über den Kamm von Feltre in die Dolos. Was für ein Kontrast! Die Fotos können das nicht wirklich einfangen. Der Flug war landschaftlich sehr viel eindrucksvoller als ich ihn mir vorgestellt hatte.

Was ist Dein nächster großer Fliegertraum?
Sebastian: Für mich sind alle Streckenflugerlebnisse der letzten Jahre ein einziger schöner Traum. Ich entdecke immer wieder neues und unerwartetes und habe die Alpen ja noch lange nicht ganz kennengelernt! Abgesehen davon habe ich sportliche Ziele. Die Streckenflugmeisterschaft zu gewinnen, wäre eine tolle Sache!

Da wünsche ich Dir viel Glück und Erfolg. 


Terminhinweis: Wie es der Zufall so will, gibt Sebastian Barthmes am kommenden Freitag, 31.3. um 19 Uhr, ein Streckenflugseminar beim Drachen- und Gleitschirmfliegerclub Friedrichshafen. Dort wird er über Strategien zum Streckenfliegen in den Alpen erzählen. Der Vortrag richtet sich explizit auch an fortgeschrittene Streckenflugpiloten. Nichtmitglieder des Clubs sind willkommen.

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"Eine alte Marke im neuen Gewand"

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Hannes Papesh will künftig unter einer eigenen Marke Schirme bauen. Im Interview mit Lu-Glidz spricht er über seine Motivation und den Grund für den Namen: Phi.
PHI-Man: Vor drei Jahren trug Hannes Papesh am Nova-Stand auf der Thermikmesse ein Advance-T-Shirt (Bild rechts)
und zeigte damit, wohin seine Reise gehen sollte. Künftig wird er Chef seiner eigenen Marke "Phi" sein.
// Foto: DHV, bearbeitet

2014 trennte sich Hannes Papesh als Konstrukteur von Nova. Wenig später ging er zu Advance, um dort der nach dem Weggang von Thomas Ripplinger etwas strauchelnden Konstruktionsabteilung mit Software und neuen Ideen unter die Arme zu greifen. Doch im Gefüge des durchstrukturierten Schweizer Unternehmens fühlte sich der Querdenker mit der Zeit auch nicht ganz am richtigen Platz. Künftig will er mit seiner eigenen Marke Phi seinen Ideen freien Lauf lassen können und an frühere Kreativität und spielerische Leichtigkeit anknüpfen, wie er im Interview verrät.


Hannes, Du startest jetzt Deine eigene Marke: Phi. Ist das ein alter Traum von dir?
Hannes Papesh: Ein alter Traum? Das klingt so, als wäre es ein bisher unerfüllter Traum gewesen. Ich hatte 25 Jahre lang meine eigene Marke: NOVA. Mit Phi starte ich den zweiten Versuch, erfahrener und weniger naiv als damals.

Es gibt so viele etablierte Gleitschirmmarken am Markt. Ist da der Invest in eine neue Marke nicht auch ein wenig naiv?
Hannes Papesh: Ich bin keine neue Marke. Ich bin eine alte Marke im neuen Gewand.

Das klingt wie alter Wein in neuen Schläuchen. Was soll denn das Besondere bei Phi sein?
Hannes Papesh: Was ist das Besondere all der anderen Marken am Markt? Es gibt nur wenig Besonderes, beziehungsweise nur hin und wieder da und dort. Ich möchte versuchen, mit Phi die Häufigkeiten des Besonderen zu erhöhen.

Wollen das nicht alle anderen auch?
Hannes Papesh: Wenn Du hinter die Marken blickst, gibt es nur eine Hand voll Köpfe, die tatsächlich Neues schaffen. Ich hoffe, dass ich an jene Kreativität und spielerische Leichtigkeit anknüpfen kann, die ich 1988 hatte. Damals habe ich das vielleicht beste Gerät gebaut, beziehungsweise das, welches die Gleitschirm-Szene bisher am meisten beeinflusst hat: den Comet CX.

Der Comet CX hatte viele Zellen und die Einlassöffnungen erstmals nicht mehr vorne, sondern an der Unterseite des Segels. Später hast Du mit dem Nova Xenon weitere, prägende Konstruktionsweisen eingeführt. Willst Du diese Modelle wieder aufleben lassen?
Hannes Papesh: Der Xenon war der erste allgemein bekannte Flügel mit Diagonalrippen und einer radikalen Leinenreduktion, also zwei große Entwicklungsschritte auf einmal. Ich will den Xenon nicht wiederbeleben , aber in dieser Tradition weiter bauen.

Hättest Du deine Ideen nicht auch bei Advance umsetzen können, mit einem schlagkräftigen Marketing im Rücken?
Hannes Papesh: Nein.

Wussten die Deine Fähigkeiten nicht zu schätzen?
Hannes Papesh: Doch, sicher. Aber ich selbst bin auch nur Teil eines Teams. Um wirklich etwas super gutes zustande zu bringen, braucht es die richtigen Randbedingungen. Die waren bei Advance nicht gegeben. Im Advance-Gefüge war ich bei weiten nicht so schnell und effizient wie gewohnt.

Fehlten Dir die Freiheiten?
Hannes Papesh: Wenn Du ganz vorne dabei sein willst, musst Du jederzeit bereit sein, jegliche Konvention über Bord zu werfen.

Mit Phi willst du Dich also selbst entfesseln?
Hannes Papesh: Nicht nur mich, auch die anderen im Team. Wir sind jetzt wieder die Leute, die damals schon zusammen arbeiten wollten, als wir Nova gesplittet haben.

Gesplittet?
Hannes Papesh: Wir sind die erste Hälfte von Nova. Die zweite hat den Namen behalten (grinst).

Und wer gehört noch zum Kernteam?
Hannes Papesh: Ich arbeite wieder mit dem Maschinenbauingenieur Peter Mack zusammen. Der war bei Nova der Produktionsmanager. Mike Küng führt das Testteam, Bence Berta ist unsere Betriebswirtin und Silvia Hobohm im Office.

Was hat es mit dem neuen Namen auf sich - Phi?
Hannes Papesh: Ich hatte meist meine Initialen in meinen Produktnamen. Außerdem gefällt mir dieser griechische Buchstabe und das, wofür er steht.

Wirst du künftig nur noch als Mr Phi oder auch für andere Hersteller arbeiten?
Hannes Papesh: Ich bin im Prinzip ein Freund von Zusammenarbeit. Deshalb habe ich damals ja auch Rolf Zeltner angeboten, ihm zu helfen, als es Advance schlecht ging.

Wo wird Phi seinen Sitz haben?
Hannes Papesh: Der Sitz der Papesh GmbH ist in Absam. Das heißt, wir haben mit Airdesign zwei Gleitschirm-Hersteller in einem Dorf. Das Office und die Werkstätte von Phi sind in Maurach am Achensee.

In welcher Beziehung werden Phi und die Rettermarke Companion stehen. Immerhin sind die Namen beziehungsweise Personen dahinter nahezu identisch?
Hannes Papesh: Companion und die Entwicklung der SQR-Rettung waren eine wichtige Stufe auf dem Weg uns zu stabilieren. Ein Schritt in die Selbständigkeit. Das gute an dieser Strategie ist, dass wir auf mehreren Säulen ruhen.

Companion wird am Markt aber als Advance-Nebenmarke gesehen. Wird es hier künftig eine stärkere Abgrenzung geben?
Hannes Papesh: Nein. Advance verkauft gut. Es gibt für uns keinen Grund, diese Zusammenarbeit in Frage zu stellen. Advance ist hier nur Distributer.

Und wer wird den Vertrieb von Phi machen. Sucht ihr da auch einen starken Partner?
Hannes Papesh: Lieber mehrere starke Partner als nur einen. Ein starker Partner macht nur abhängig.

In welchem Segment willst Du die Phi-Schirme platzieren?
Hannes Papesh: Wir wollen mit Phi eine volle Palette anbieten. Unsere Stärke ist aber sicher der B-Bereich.

Kriegt der Mentor von seinem “Vater“ Konkurrenz?
Hannes Papesh: Ja sicher.

Und wann bekomme ich den ersten Tester?
Hannes Papesh: Wir müssen erst einmal wieder langsam Fahrt aufzunehmen und uns wieder dorthin zu bringen, wo wir mal waren. Die ersten Protos sollten in der ersten Aprilwoche kommen - wenn ich bald mal die Schablonen schicke, anstatt Interviews zu geben (lacht).

Ok. Dann will ich den Start von Phi nicht weiter verzögern. Danke für das Gespräch.

Accuracy-Weltmeisterschaft überlaufen

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Bei der kommenden Weltmeisterschaft im Ziel-Landen wurde die offizielle Teilnehmerzahl wegen starker Nachfrage erhöht. Doch der Wettbewerb ist nicht überall populär. 

Ursprünglich sollten es nur 130 Piloten und Pilotinnen sein, die an der FAI-Gleitschirm-WM in der Disziplin Accuracy (Ziel-Landung) vom 5. bis 14. Mai im albanischen Vlora teilnehmen dürfen. Doch dann war die Zahl der Anmeldungen so groß, dass die Veranstalter jüngst gemeinsam mit der CIVL (FAI-Gleitschirmsektion) beschlossen, die offizielle Teilnehmerzahl auf 150 Piloten zu erhöhen.

Diese Entwicklung zeigt, wie beliebt die zuschauerträchtige Disziplin Accuracy mittlerweile geworden ist. Piloten aus 28 Ländern werden an der WM teilnehmen. Allerdings fällt beim Blick auf die gemeldete Teilnehmerliste auf, dass die traditionell "starken" Gleitschirmnationen so gut wie nicht vertreten sind.

Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien, Spanien - sie alle stellen Null Teilnehmer. Dafür sind andere Nationen wie Weißrussland, Kasachstan, Rumänien, Bulgarien, China, Kolumbien, Thailand, Indonesien mit mindestens sechsköpfigen Teams vertreten.

Woher diese Diskrepanz wohl kommt? Eine mögliche Erklärung: Piloten aus solchen Ländern dürften seltener die finanziellen Mittel besitzen, um sich mit schöner Regelmäßigkeit teure CCC-Schirme leisten zu können, um an PWC und ähnlichen Racing-Wettbewerben erfolgreich teilzunehmen. Für einen Accuracy-Wettbewerb reicht hingegen eine günstige und jahrelang fliegbare A-Tüte.

Airbags ohne Air

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Der SHV warnt vor gealterten und deformierten Airbag-Gurtzeugen. Die Schutzfunktion des Protektors könnte gleich Null sein.

Hier ist der Airbag so verformt, dass er so gut wie gar keine
Dämpfungswirkung mehr bietet. // Quelle: DHV
Bei Protektortests weisen Airbags häufig die besten Dämpfungswerte auf. Doch ihre gute Schutzfunktion können sie nur erfüllen, wenn die Airbags auch tatsächlich in ihrer angedachten Form, mit Luft gefüllt und weitgehend dicht sind.

Der Schweizer Gleitschirmverband SHV hat jetzt in einem Bericht (pdf) darauf aufmerksam gemacht, dass Airbags in der Praxis häufiger Probleme bereiten. Im Extremfall bieten die Stoffsäcke unterm Hintern überhaupt keinen Schutz mehr. Die Gründe können unterschiedlicher Natur sein:

Alterung
Die Airbags sind aus Stoff genäht. Der Stoff übernimmt dabei die Funktion, die Luft beim Aufprall nur verzögert entweichen zu lassen. Mit den Jahren kann der Stoff samt einer möglichen Beschichtung allerdings immer poröser werden. Aus einer guten Dämpfung wird dann eine miserable. Der Airbag sieht im Flug zwar noch gut gefüllt aus, doch beim Absturz könnte er dennoch nahezu funktionslos bleiben.

Verformung
Viele Airbags werden durch Kunststoffplatten oder Drähte so in Form gebracht, dass die Aufblasöffnung sich gegen den Fahrtwind ausrichtet. Über die Jahre oder bei schlechtem Handling durch den Piloten (falsches Packen z.B.), können sich diese formgebenden Versteifungen verbiegen. Der Airbag wird dann nicht ausreichend oder gar nicht mehr mit Luft gefüllt (s. Foto). Auch hier geht die Schutzfunktion völlig verloren.


Was können die Piloten mit Airbag-Gurtzeugen tun? Zum einen gilt es darauf zu achten, ob ein Airbag im Flug tatsächlich seine angestrebte Form findet. Hier kann man andere Piloten bitten, gezielt darauf zu schauen und Rückmeldung zu geben. Auch ein seitliches Bild (im Flug mit Fotostange aufgenommen) kann hier wertvolle Hinweise liefern. Sollten dabei eindeutige Verformungen sichtbar sein, ist der Pilot gut beraten, sein Gurtzeug beim Hersteller überarbeiten zu lassen (z.B. neue Verstärkungen einsetzen o.ä.).

Problematischer ist die Frage der Alterung bzw. der Porosität der Airbags. Diese kann von einem Piloten kaum direkt erkannt oder gemessen werden. Aktuell wird von der für Gleitschirmnormen zuständigen EN-Arbeitsgruppe WG6 die Norm zum Test der Gurtzeuge überarbeitet. Angedacht ist dabei, dass die Hersteller im Handbuch und Typenschild der Gurtzeuge Wartungsintervalle empfehlen. Zu einer Wartung sollen dann auch Protektor-Funktionstests gehören, bei denen zum Beispiel die Dichtheit bzw. der Innendruck des Airbags bei genormter Anströmung gezielt gemessen wird.

Bei älteren und viel geflogenen Airbaggurtzeugen könnten die Besitzer gut beraten sein, doch einmal über eine Neu-Anschaffung nachzudenken.

X-Alps überraschen mit neuer Route

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Red Bull hat die Route der X-Alps 2017 vorgestellt. Die Strecke mit 1138 km Luftlinie führt erstmals nach Slowenien und eröffnet viele taktische Optionen.
Die Route der Red Bull X-Alps 2017: Weite Distanzen, viele Optionen. // Quelle: Red Bull Xalps

Weder der Dachstein noch der Mt Blanc befinden sich noch als Turnpoints auf der Route der Red Bull X-Alps 2017. Auch die Schweiz wird größtenteils ausgelassen, dafür ist erstmals Slowenien im Programm. Mit diesen Überraschungen im Gepäck hat Red Bull am Mittwoch die Route des Hike-and-Fly-Rennens X-Alps 2017 vorgestellt.

Als Luftlinie gerechnet umfasst die Strecke 1138 km über sieben Turnpoints. Das Rennen ist damit 100 km länger als noch 2015. Die Piloten müssen vier Mal den Alpenhauptkamm kreuzen.

Die einzelnen Wendepunkte inklusive Start- und Zielpunkt sind: Salzburg - Gaisberg - Triglav (Slowenien) - Aschau am Chiemsee - Lermoos (Zugspitze) - Monte Baldo (Gardasee) - Matterhorn - Peille - Monaco.

Mit dieser Routenführung werden die X-Alps-Piloten noch stärker taktisch gefordert. Anders als in früheren Jahren sind die großen "Rennstrecken" der Alpen wie Pinzgau, Wallis oder das Rhone-Tal nicht inkludiert. Auch bieten sich durch die größeren Distanzen zwischen den Turnpoints mehr differenzierte Optionen bei der Routenwahl.

Ein Beispiel ist der Weg vom Monte Baldo (Gardasee) zum Matterhorn. Hier könnten die Piloten direkt über das südliche, niedrigere Alpenvorland fliegen oder aber den Weg zurück in die Hochalpen suchen, um dort durch die Quertäler wie das Valtellina oder sogar noch weiter nördlich ihren Weg nach Westen zu suchen. Auf dem weiteren Weg nach Peille werden sie sich entscheiden müssen, ob sie eher auf der West- oder der Ostflanke des Westalpenbogens bleiben wollen.

Die Teilnehmer werden auf gutes Flugwetter hoffen. Denn läuferisch ist diese Route eine noch viel größere Herausforderung und verspricht wahre Strapazen.

Video: Das Brodeln der Wolken

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"Understanding Clouds" ist ein faszinierender Anschauungsfilm von Wolken-Zeitraffern zu dramatisch getimter Musik. Verständnis vermittelt er nicht. Aber Ehrfurcht.

Eingefrorener Brodelmoment // Quelle: Vimeo, Screenshot
Dem Aufwachsen konvektiver Wolken zuzuschauen, ist ein großes Vergnügen. Besonders anschaulich wird das, wenn man die Entwicklung per Zeitraffer beobachten kann. Dann sieht man erst, wie mächtig es da brodelt und die Luft geradezu explodiert.

Die Welt-Meteorologie-Organisation hat jetzt auf Vimeo einen der schönsten solcher Wolkenfilme veröffentlicht. Die von Jack Miller gelieferten Bilder zeigen dramatische Wettermomente. Beispielhaft sei hier eine Szene von Minute 3:08 erwähnt. Da schießt eine mächtige Gewitterwolke auf, wird dann aber oben von der kräftigen Inversion der Tropopause regelrecht gedeckelt. So machtvoll hat man die Thermikbremse einer Inversion selten vor Augen bekommen.

Das Video "Understanding Clouds" ist keine Erklärfilm, auch wenn der Name das suggeriert. Dennoch kann man allein vom Zuschauen zumindest ein Gefühl für die Entwicklung der Wolken entwickeln - oder sei es nur ein Gefühl der Bewunderung für die Natur.

Militärübung wegen Gleitschirmen gestoppt

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Weil Gleitschirmpiloten in einen per Notam gesperrten militärischen Luftraum einflogen, musste in Belgien eine große militärische Übung gestoppt werden.

Der West-Startplatz von Coo. Vier Kilometer dahinter (nach Osten)
beginnt der militärische Luftraum von Elsenborn.
// Quelle: parapentebelge.be
Bei der internationalen militärischen Übung Ringo Strike 17/1 wurde unter anderem die Versorgung von Bodentruppen aus der Luft geübt. Dafür war extra der Luftraum TSA 28 Elsenborn an der belgisch-deutschen Grenze per Notam gesperrt worden. Doch am vergangenen Dienstag geschah, was nicht geschehen sollte.

Einige Gleitschirmpiloten, die offenbar am Startplatz Coo gestartet waren, drangen in den 4 km entfernten, gesperrten Luftraum ein. Den Militärs blieb nichts anderes übrig, als die Übung für den Tag abzubrechen.

Jetzt ist die belgische Gleitschirmszene in heller Aufruhr. Denn diese Luftraumverletzung war keine Bagatelle. Zwar wurde wohl niemand direkt gefährdet, doch dass eine große Militärübung wegen ein paar "Fetzenfliegern" ausgesetzt werden musste, dürfte nicht ohne Konsequenzen bleiben.

Der belgische Gleitschirmflugverband BFVL sieht durch den Vorfall gar die Gleitschirmfliegerei in ganz Belgien gefährdet, wie es in einer ersten Stellungnahme (pdf) heißt. In Foren wird über zumindest stärkere Einschränkungen für das Gelände Coo spekuliert. Da Coo eins der beliebtesten und besten Fluggebiete in Belgien ist, wäre das ein herber Schlag.

Der Vorfall zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, sich auch als Gleitschirmflieger beim Streckenfliegen jeden Tag neu um die aktuellen Luftrauminformationen zu kümmern.

Einen ersten schnellen Überblick - wenn auch ohne Gewähr - bietet zum Beispiel die Seite: airspace.xcontest.org/app/overview. Dort einfach unten links das gewünschte Land anwählen und dann oben rechts für den gewünschten Tag die "aktiven" Lufträume anzeigen lassen. Diese erscheinen dann in rot dargestellt.


Nova präsentiert Einzeller Protozon

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Nach dem 99-Zeller Phantom schlägt Nova nun ins andere Extrem: Der Protozon soll der erste Einzeller der Gleitschirmgeschichte werden.

Protozon - der angeblich erste Einzeller der Gleitschirmgeschichte.
// Quelle: Nova
Es ist eine gute Tradition des österreichischen Herstellers Nova, ganz besonders bahnbrechende Produktentwicklungen stets am 1. April zu präsentieren. So auch in diesem Jahr. Da verweist Nova auf ein neues Gleitschirmkonzept namens Protozon.

Dieser Gleitschirm hat keine internen Zellwände mehr, sondern weist dank eines neuen dreidimensionalen Webverfahrens nur noch eine einzige Zelle auf. Das ermöglicht eine besonders aerodynamische Oberfläche, die zudem mit einem Shark-Skin-Finish versehen sein soll. Alle weiteren Details sind auf der Homepage von Nova nachzulesen.

Ein intelligenter Facebook-Kommentator merkte bereits an, Nova hätte am besten vor einem Jahr auch den Phantom schon am 1. April präsentiert. Dann wäre die Gleitschirm-Szene lange im Unklaren geblieben, ob sie diese News nun ernst nehmen oder auch als Scherz einstufen sollte.


Schirmtest: Nova Phantom

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Der Nova Phantom ist ein außergewöhnlich leistungsstarker Allrounder mit hohem Flugkomfort. 99 Zellen sind imposant, bewirken aber keine allgemeinen Wunder. 
Ein imponierender Vielzeller, aber easy zu starten. 
Die im folgenden beschriebenen Eindrücke zum Nova Phantom habe ich in circa sieben Flug- und Groundhandlingstunden unter unterschiedlichen Bedingungen in der Eifel sowie bei der Newcomer Challenge am Bischling gewonnen. Geflogen bin ich den Phantom in der Größe S (80-100 kg) mit rund 94 kg Startgewicht. Das Gurtzeug war ein Karpofly Extra Light (Liegegurtzeug). Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von Nova zur Verfügung gestellt.

Über den Phantom hatte ich auf Lu-Glidz schon mehrfach geschrieben, ohne ihn bis dahin selbst geflogen zu sein (siehe: Ein EN-B mit 99 Zellen, Interna von einem Phantom und Vom Für und Wider der Vielzeller). Mit dem Konzept eines EN-B-Schirmes, bei dessen Konstruktion weder Aufwand noch Kosten gescheut werden, hat Nova die Gleitschirmszene im vergangenen Sommer überrascht.

Erreicht ein gering gestreckter Schirm (Streckung: 5,19) mit 99 Zellen tatsächlich die Leistung eines Wettbewerbsflügels? Wie verändert sich das Fluggefühl, wenn die Zellenzahl einfach verdoppelt wird? Kann es sich lohnen, 6000 Euro für einen Schirm auszugeben? Und setzt dieser Schirm solche Maßstäbe, dass künftig die gesamte Branche nachziehen muss und deshalb zwangsläufig auch die Schirmpreise steigen werden?

Derlei u.a. in Foren aufgeworfene Fragen auf Basis eines Schirmtests eindeutig zu beantworten, ist kaum möglich - zumal gerade die finanzielle Einschätzung des Wertes bestimmter Schirmeigenschaften ein absolut subjektives Unterfangen darstellt. Dennoch ist es interessant, sich dem "Phänomen" Phantom einmal möglichst unvoreingenommen praktisch zu nähern und dabei auch noch eine andere Frage aufzugreifen: Der Phantom ist von seinen Wurzeln her eng mit dem Ion 4 (s. Schirmtest) von Nova verwandt. Ist er in wirklich allen Belangen der bessere Schirm?

Dass der Phantom nicht einfach ein Ion 4 mit verdoppelter Zellenzahl ist, wird erkennbar, wenn man sich einige technische Details anschaut. Der Phantom hat beispielsweise kürzere Stabilos, seine projizierte Streckung ist deutlich größer (3,82 vs. 3,44 beim Ion 4), die Schirmfläche wiederum ist in den verschiedenen Größen jeweils fast einen Quadratmeter kleiner als beim Ion 4. Allein auch von daher ist schon ein unterschiedliches Fluggefühl zu erwarten.


Die gekreuzten Stäbchen spannen die Eintrittskante
der Phantom sehr sauber vor.
Starten: Bei den Startvorbereitungen bereitet der Phantom genauso wenig Probleme wie ein Ion 4. Trotz doppelter Zellenzahl gibt es kaum zusätzliche Leinenmeter zu sortieren. Dank der Farbcodierung und Ummantellung sind die Stammleinen schnell geordnet. Nur bei den dünnen, unummantelten Galerieleinen muss man etwas genauer hinschauen. Sie sind gelegentlich etwas hakelig. Für einen leistungsorientierten Schirm ist dieses Leinensetting aber geradezu komfortabel und alltagstauglich.
Die Tragegurte des Phantom sind schmal, relativ steif und liegen gut in der Hand. Hier gilt es darauf zu achten, dass der C-Gurt nicht verdreht ist, wenn man die Bremsen aufnimmt.
Der eigentliche Start geht mit dem Phantom vorwärts wie rückwärts leicht von der Hand. Im Vergleich zum Ion 4 würde ich den Phantom am Start als einen Ticken behäbiger beschreiben. Das dürfte vor allem daran liegen, dass die Stäbchen der vielen zusätzlichen Zellen die Eintrittskante etwas schwerer machen. Beim Aufziehen benötigt der Phantom deshalb einen minimal stärkeren Impuls, und er kann auch bei Schwachwind nicht ganz so einfach im Windfenster schwebend gehalten werden. (Die Starkwindeigenschaften konnte ich beim Phantom mangels Starkwind nicht testen, ich sehe hier aber keinen Grund für Abweichungen zum guten Eindruck, den der Ion 4 hinterlassen hatte.)

Landen: Das Landeverhalten des Phantom war für mich eine der größten Überraschungen. Angesichts des guten Gleitens war ich auf eine besonders lange Flarestrecke eingestellt, doch das boden-parallele Abfangen und Ausgleiten mit dem Phantom fiel jedes Mal kürzer aus als erwartet. Hier zeigt sich, dass ein niedrig gestreckter Schirm seine Energie eben nicht so gut in Höhe umsetzen kann. Das soll nicht heißen, dass der Phantom schlecht oder schwer zu landen wäre. Aber zumindest ist die Landung nicht der Teil des Fluges, in dem der Phantom sein zusätzliches Leistungspotenzial erkennbar ausspielt.

Bremsen: Die Bremsen der Phantom haben einen Vorlauf von ca. 10 Zentimetern. Der Bremsdruck ist mittel und ähnlich angenehm wie beim Ion 4. Ein Unterschied ist, dass die Bremse des Phantoms von Anfang an einen sehr direkten Draht zur Kappe vermittelt, bei der auch subtile Veränderung sofort zu fein spürbaren Veränderungen des Fluges führen. Das Steuerverhalten ist exakt, nicht schwammig. Dennoch ist der Phantom kein Schirm, der mit knackig-kurzen Bremswegen wie in der Sportklasse aufwartet. Die im Normalflug nötigen Ausschläge sind zwar etwas kürzer als beim Ion 4. Aber auch hier verhält sich der Schirm letztendlich klassenkonform wie ein Mid-B.

Allein der Außenflügel des Phantom
besteht aus zehn geschlossenen Zellen.
Stäbchen geben die Profilform
bis zum Stabilo hin vor. 
Kappenfeedback: Die Kappe des Phantom wirkt etwas härter und einen Ticken direkter als die des Ion 4. Auch besitzt sie etwas stabilere Ohren, die selten einmal schlagen. Dem Piloten vermittelt der Schirm so eine noch größere Flugruhe. Hierzu trägt auch das pitcharme Profil bei, das dem Piloten in den meisten Flugphasen viel Feinsteuerarbeit abnimmt. Wer von höheren Klassen kommt und es etwas sportlicher gewöhnt ist, der wird den Phantom in diesem Punkt als gedämpft erleben. (Ob man diese Ruhe nun als Plus- oder den stumpferen Charakter als Minuspunkt für den eigenen Flugspaß empfindet, bleibt den persönlichen Vorlieben überlassen).
Ihre Infos liefert die Kappe hauptsächlich über die Tragegurte an den Piloten. Das macht sie aber vergleichsweise subtil. Bei den Bremsen muss man aufmerksam hinspüren, um darüber Feinheiten der Luft lesen zu können. Unterm Strich besitzt der Phantom dennoch eine ausreichend deutliche Sprache, um alle angesichts der hohen (Pitch-)Stabilität des Flügels noch relevanten Luftinfos an den Piloten zu übermitteln.

Gewichtssteuerung: Der Phantom spricht etwas verzögert auf Gewichtsverlagerung an. Ein schneller Kick mit dem Hintern, auf den zum Beispiel ein Mentor 4 oder ein BGD Base im Kurvenflug gut reagieren, lässt den Phantom deutlich weniger direkt zu einer Schräglagen- und Bahnveränderung verleiten. Dennoch lohnt es sich, das Gewicht für einen harmonischen Kurvenflug mit einzusetzen.

Kurvenflug: Hier zeigt sich eine der Stärken des Phantom. Der Schirm besitzt ein angenehm lineares, bemerkenswert intuitives Kurvenverhalten im Verhältnis zur Bremsenstellung. Er fühlt sich in allen Schräglagen wohl und behält diese meistens ohne großen Korrekturbedarf willig bei. Dabei weist Phantom ein erstaunlich geringes Kurvensinken auf. Allerdings ist er nicht unbedingt der Schirm für zackige Veränderungen. Nachdrücken und flottes Engerziehen von Kurven ist möglich, verlangt aber schon deutliche Bremsbefehle. Im Vergleich würde ich dem Ion 4 insgesamt sogar die etwas verspieltere, wenn auch nicht so exakte Steuercharakteristik attestieren. Der Phantom ist da mehr ein Schienenläufer.

Thermikeigenschaften: Das lineare Kurvenhandling und die geringe Pitchneigung des Phantom kommt beim Thermikflug voll zur Geltung. Sind die Schläuche konstant und gut definiert, kann man sich einfach mit seiner Wunschschräglage darin positionieren und die Bremsstellung gewissermaßen einrasten lassen. Hier steigt die Kappe sehr gut und schenkt dem Piloten freie Kapazitäten, um sich bei Streckenflügen der weiteren Flugplanung oder einfach dem tollen Panorama zu widmen.
Mit zerrisseneren Bärten tut sich der Phantom deutlich schwerer. Bei wechselnder Anströmung tendiert er zuweilen dazu sich aufzurichten, sodass man als Pilot gezwungen wird, die Kappe etwas unfein herumzuwürgen oder eben ungewollt einen längeren Weg zu fliegen. Das fehlende Pitchmoment trägt mit dazu bei, dass man in solchen Verhältnissen gegenüber etwas agileren Schirmen erst im Drehmoment und dann auch im Steigen etwas zurück bleiben wird. Beim Mitnehmen kleiner enger Blasen macht sich das am deutlichsten bemerkbar.
Im Vergleich zum Ion 4 liegen die Vorteile dennoch eindeutig auf Seiten des Phantoms. Dank der starreren Schirmstruktur dringt er weitgehend verzögerungsfrei in die Bärte ein, ohne sich Energie vernichtend zu verformen oder aufzubäumen.

Beschleuniger: Das ist die zweite große Stärke des Phantom. Der mit kugelgelagerten Rollen versehene Beschleuniger lässt sich angenehm treten, vergleichbar mit anderen High-B. Vor allem aber liefert er ein deutlich spürbares Ergebnis. Halb beschleunigt +7 km/h und voll dann +14 km/h sind für einen Schirm dieser Klasse schon beachtenswert, zumal der Gleitpfad gerade in der ersten Hälfte kaum leidet. Bei der Newcomer Challenge bin ich wiederholt bewusst längere, beschleunigte Gleitstrecken mit gleicher Geschwindigkeit wie andere Schirme höherer Klassen geflogen, um hier einen vergleichenden Eindruck in realer, bewegter Luft zu bekommen. Exakte Zahlen lassen sich daraus keineswegs ableiten. Doch dem direkten Augenschein nach würde ich dem Phantom im beschleunigten Flug (halb bis zwei Drittel "getreten") auf jeden Fall ein Gleitvermögen im Bereich eines guten EN-C wie z.B. des Ozone Delta 2 attestieren.
Voll beschleunigt zeigte der Phantom bei meinen Testflügen wiederholt ein etwas störendes Verhalten: Er begann leicht zu rollen. Dieses Schlingern konnte ich unterbinden, indem ich die jeweils äußerste C-Leine auf jeder Seite mit einem Finger ganz leicht herabzog. Ob diese "Rolligkeit" ein bei allen Phantom verbreitetes Phänomen ist oder meinem Gurtzeug-Setting geschuldet ist, kann ich nicht einschätzen. Vielleicht können andere Phantom-Piloten in den Kommentaren hierzu ihre ergänzenden Eindrücke hinterlassen.
Da das Gros der Piloten eh selten Rolle auf Rolle mit ihren Schirmen unterwegs ist, fällt dieses Manko aus meiner Sicht aber weniger in Gewicht.

Ein massiver Frontklapper mit dem Phantom.
Der Schirm bietet die passive Sicherheit eines
typischen Mid-EN-B. // Foto: Nova
Ohrenanlegen: Die Ohren entleeren gut und zeigen keine Tendenz zum Schlagen. Allerdings müssen sie aktiv gehalten werden. Das kann bei längerem Einsatz etwas anstrengend werden.

Steilspirale: nicht geflogen (bei der NC Challenge wollte ich keine Höhe vernichten, bei den Testflügen in der Eifel hatte ich keine ausreichende Höhe für eine sichere und aussagekräftige Durchführung).

Frontklapper: nicht geflogen.

Seitenklapper: nicht geflogen. Andere Tester haben dem Phantom in diesem Punkt aber ein ähnlich entspanntes Verhalten wie das eines Ion 4 attestiert.

Nicken: Der Phantom ist im Nicken sehr deutlich gedämpft. Es fällt schwer, die Kappe stärker aufzuschaukeln.

Rollen: Allein mit Gewichtsverlagerung muss man schon Arbeiten, um dem Phantom größere Rollamplituden abzugewinnen. Mit Bremseinsatz wird das deutlich leichter. Doch der Flügel nimmt schnell wieder die Dynamik aus den Manövern.

Ein Aufhängungspunkt der B-Ebene nach außen gekehrt:
Die "Blume" in der Bildmitte sind die zahlreichen
Streifendiagonalen, die dort alle an einem Punkt
übereinander angenäht sind. 
Packen: Völlig problemlos. Stapelt man die vielen, recht weichen Stäbchen der Eintrittskante in einem (nicht nötigen) Zellpacksack aufeinander, ergibt sich zwar schon ein etwas dickeres Päckchen an der Front. Doch der Rest des Schirmes mit seinem dünnen 27er-Tuch und dem stark ausgeschlachteten Innenleben trägt im Gegenzug umso weniger auf. Das erreichbare Packmaß ist auffällig klein und erlaubt es, den Phantom auch in kleineren Rucksäcken oder Wendegurtzeugen unterzubringen.

Qualität: Ohne Fehl und Tadel. Beim Blick ins Innere des Schirmes, wo an den Leinenansatzpunkten teilweise 12 (!) Streifendiagonalen übereinander vernäht sind, zieht man ob der Geduld der Näherinnen mit diesem Gewusel andächtig seinen Helm. Die Kappe ist in den meisten Bereichen bis auf die Front aus leichtem 27er-Tuch gefertigt. Angesicht der vielen inneren Strukturen und Querbänder wirkt der Schirm aber dennoch sehr stabil und sollte ein übliches Wiesen-Startplatz-Fliegerleben ohne Probleme und große Rücksichtnahme mitmachen.

Fazit: Mit dem Phantom hat Nova einen ganz besonderen Schirm im Portfolio. Man kann getrost sagen, dass er derzeit im Markt an der Spitze steht, wenn es um das Verhältnis von Leistung zu entspanntem Fluggefühl geht. Dieser Schirm glänzt mit seiner Zugänglichkeit selbst für Piloten mit relativ wenig Flugerfahrung und steht hier dem Ion 4 sehr nah. Der Phantom wird aber auch all jene zufriedenstellen, die weniger Nerven aufreibend als mit typischen Sportklasseschirmen effizient Kilometer bolzen wollen. Allerdings muss man für diesen Spagat im Vergleich zu "klassischen" Leistungsschirmen auf eine Prise Kurvenspritzigkeit, Thermikbiss und Direktheit verzichten. Von der Gleitleistung her spielt der Phantom in der Liga moderner EN-C-Schirme, stellt aber deutlich geringere Ansprüche an den Piloten. Ob ein Schirm mit dieser Kombination von Eigenschaften den hohen Preis wert ist, muss jeder Käufer mit sich selbst ausmachen.

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Vorgreifend auf mögliche Nachfragen will ich hier, abweichend von den normalen Schirmtests auf Lu-Glidz, noch ein paar persönliche Einschätzungen zu den anfangs aufgeworfenen Fragen zum "Phänomen" Phantom geben:

Erreicht der Phantom tatsächlich die Leistung eines deutlich höher klassifizierten Flügels?
Nein, zumindest nicht in allen Belangen. Der Phantom verhält sich wie ein Mid-EN-B, bei dem eine gute Schippe Gleitleistung drauf gelegt wurde. Doch damit hat er nicht automatisch alle weiteren Qualitäten, die einen guten Sportklasseflügel ausmachen. Dazu zählen unter anderem auch die Feinfühligkeit und Reaktivität solcher Kappen, die ein entsprechend erfahrener Pilot zu seinem Vorteil nutzen kann. Auch deshalb behalten sie neben dem Phantom ihre Berechtigung.

Wie verändert sich das Fluggefühl, wenn die Zellenzahl verdoppelt wird?
Eine Analogie: Wer schon mal ein Fahrrad mit einem weichen und eins mit einem steiferen Rahmen gefahren ist, weiß, dass beide Gefährte im Stadtverkehr ganz ähnlich rollen. Erst wenn man am Berg schwungvoll in die Pedale tritt, bekommt man im zweiten Fall das Gefühl, mehr Kraft auf die Straße zu bringen. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem (steiferen) Phantom. Anders gesagt: Beim einfachen Hausbart-Soaring-Flugalltag ist der Blick in die Kappe des Phantom beeindruckender als der subtile Handlingsunterschied. Beim ersten starken Antritt verändert sich diese Perspektive.

Sollte es sich lohnen, 6000 Euro für so einen Schirm auszugeben?
Das ist pure Geschmackssache und eine Frage der Prioritäten. Wer das Leistungsniveau eines Phantom für Wettbewerbe benötigt, kann das auch deutlich günstiger haben. Wer hofft mit diesem Flügel zum besseren Piloten zu werden, sollte mal darüber nachdenken, ob er nicht lieber einen Teil des Geldes in die eigene Weiterbildung und v.a. mehr Flugzeit investieren sollte. Wer einfach Spaß an der Technik, dem Image und den Möglichkeiten eines solchen Fluggerätes hat: Go for it!

Setzt dieser Schirm solche Maßstäbe, dass künftig die gesamte Branche nachziehen muss und deshalb zwangsläufig auch die Schirmpreise steigen werden?
Der Phantom hat schon neue Maßstäbe gesetzt, die allerdings kaum das Verhalten einer ganzen Branche prägen werden. Ein Premium-Sektor ist immer nur ein kleinerer, wenn auch lukrativer Marktanteil. Nova hat den erst einmal erfolgreich für sich besetzt. Würden mehr Firmen hier einzusteigen versuchen, wäre schnell eine Sättigung erreicht. Die Zukunft der Leistungsgewinne gehört sicher nicht nur der teuren "Brute-Force-Methode" einer massiven Zellvermehrung.


Windytv bietet jetzt Airgrams

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Die Meteo-Seite Windytv baut ihre für Gleitschirmflieger nützlichen Features weiter aus. Als Punktprognosen gibt es jetzt auch Airgrams, die den Höhenwind darstellen. 
Die neue Airgram-Darstellung von Windytv. // Quelle: Screenshot

Die neueste Version der Meteo-Seite Windytv bietet als Punktprognosen jetzt auch für die Modelle ECMWF und GFS sogenannte Airgrams. Dabei werden die Temperaturschichtung in der Höhe und die Höhenwinde im 3-Stunden-Rhythmus für die nächsten fünf Tage dargestellt.

Zu der Darstellung gelangt man, indem man in die Karte klickt, um einen Punkt auszuwählen. Dann klickt man auf den daneben angezeigten Link "Vorhersage für diesen Ort" und wählt dann unten links den Reiter "Airgram" (s. Pfeil im Bild oben). Nun öffnet sich das Airgram.

Interessant und aufschlussreich ist diese Darstellung in mehrfacher Hinsicht. Zum einen kann man die Entwicklung von Richtung und Stärke der Höhenwinde im Tagesverlauf mit einem Blick erkennen. Zum anderen liefert die Temperaturanzeige mit den jeweiligen Farbbändern einen schnellen Eindruck darüber, ob ein Tag vom Charakter her eher stabil oder labil sein wird und in welcher Höhe möglicherweise Sperrschichten bzw. Inversionen vorherrschen. Im obigen Bild beispielsweise ist am Donnerstag ein sehr breites blaues Farbband zu sehen. Das spricht für eine sehr geringe Temperaturabnahme mit der Höhe.

Für Alpenflieger ist die Temperaturdarstellung auch aufschlussreich, weil man die Lage (Höhe) der weißen Null-Grad-Linie sofort erkennen kann. Das liefert Anhaltspunkte, wie warm man sich für seinen Flug letztendlich anziehen sollte.

Bisher sind die Airgrams nur in der Webversion von Windytv zu finden. Doch sie sollten bald auch in den jeweiligen Apps für iOS und Android erscheinen.

Bordairrace führt Rookie-Wertung ein

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Die Hike-and-Fly Wettbewerbsserie Bordairrace will Newcomer stärker fördern. Beim ersten Event Anfang Mai an der Kampenwand dürfen sie aber starke X-Alps-Konkurrenz erwarten.

33 Stunden laufen oder fliegen. Wer die größte Distanz zum Startpunkt
schafft und im Zeitlimit wieder zurück kommt, gewinnt.
// Quelle: Bordairrace.com
Aschau am Chiemsee ist nicht nur der Austragungsort des ersten Bordairrace-Events des Jahres (am 6. und 7. Mai). Im Sommer liegt dort auch ein Wendepunkt der Red Bull X-Alps. Von daher ist zu erwarten, dass einige der X-Alps-Teilnehmer das Bordairrace für ihr Training und zur Geländeerkundung nutzen werden. Laut dem Veranstalter hat zum Beispiel Chrigel Maurer seine Teilnahme schon fest zugesagt. Die öffentliche Anmeldung zu dem Event wird am Donnerstag, 6. April, auf der Homepage des Bordairrace freigeschaltet.

In diesem Jahr wollen die Veranstalter den Wettbewerb auch für Newcomer attraktiver machen. Sie haben deshalb eine Rookie-Wertung eingeführt. Neben Aschau am Chiemsee wird es auch noch am Dachstein (23./24. Juni) sowie in Kössen (2./3. September) jeweils ein Rennen geben. Der Sieger der Rookie-Klasse kann einen Single-Skin-Gleitschirm (Airdesign Ufo) gewinnen.

Beim Bordairrace (früher: Bordairline) geht es darum, innerhalb von 33 Stunden sich möglichst weit vom Startpunkt zu entfernen, aber innerhalb der befristeten Zeit auch wieder zurückzukommen. Die Fortbewegung erfolgt nur zu Fuß oder mit dem Gleitschirm fliegend, wobei die Athleten ihre Flugausrüstung die ganze Zeit bei sich tragen müssen. Die Route bzw. die erreichte Distanz wird per GPS getrackt.

Wer das Rennen nicht mitlaufen, aber dennoch verfolgen möchte, kann dies am Rechner tun. Neben Livetracking sind u.a. auch Live-Interviews auf der Facebook-Seite des Bordairrace geplant.

Ein kleiner, bunter Marktüberblick

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// Quelle: Free.Aero
Das kostenfreie Online-Magazin Free.Aero liefert in seinem Heft Trends 2017 einen bunten Überblick über die Neuigkeiten des Frühjahrs 2017.

Free.Aero, ein Produkt des früheren Thermik-Mitarbeiters Sascha Burkhardt, bietet regelmäßig gute Zusammenfassungen der Marktneuigkeiten im Gleitschirmbereich.

Im neuesten "Heft"Trends 2017 werden viele der News von Thermik-Messe und Stubai-Cup, aber auch weitere Entwicklungen vorgestellt. Wie üblich bei Free.Aero ist das meiste grafisch sehr opulent aber knapp im Text präsentiert. Das Ergebnis ist ein nettes Blättervergnügen in einer Art herstellerübergreifendem Katalog.

Wer sich für Leichtausrüstungen und Hike & Fly interessiert, dem sei auch das frühere Heft Light, Biwak & Fly von Free.Aero empfohlen.

Geschlauft ist auch sicher

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Wer die Aufhängung seines Retters direkt mit den V-Leinen des Gurtzeuges verschlauft, anstatt Verbindungsglieder aus Metall zu verwenden, geht kein höheres Risiko ein.

Eine nur verschlaufte Retteraufhängung im Teststand von Edelrid.
// Quelle: PMA
Es ist ein häufiger kolportiertes Gerücht, dass ineinander verschlaufte Retterverbindungen unter Umständen keine ausreichende Festigkeit besitzen, um den Schockstoß einer Retteröffnung zu überstehen. Vor allem, wenn die Schlaufe nicht richtig zugezogen oder asymmetrisch platziert ist, könnte sich durch Reibung so viel Hitze entwickeln, dass die tragenden Leinen ihre Festigkeit verlieren oder sogar durchscheuern, so die Theorie. Doch für den Alltag kann offenbar Entwarnung gegeben werden.

Die Herstellervereinigung PMA hat gemeinsam mit Advance und dem Leinenhersteller Edelrid eine umfangreiche Testreihe durchgeführt. Das jetzt präsentierte Ergebnis ist eindeutig: Verschlaufte Retterverbindungen sind genauso sicher wie solche, bei denen ein metallener Schraubschäkel (Maillon Rapide) als Verbindungsglied dient.

100 verschiedene Kombinationen von Retterleinen aus dem recht hitzeempfindlichen Dyneema wurden nacheinander einem Schocktest unterzogen. Dabei wirkte kurzzeitig mehr als die 15-fache maximale Anhängelast eines Gurtzeuges auf die Leinen ein. Selbst in den Fällen, bei denen die Verschlaufung extra etwas schief platziert war, hielt die Verbindung dieser Belastung stand. Auch bei einem nachfolgenden statischen Belastungstest der Leinen zeigten sich keine auffälligen Festigkeitsverluste.

Messtechnisch gesehen waren die Verbindungen mit Schraubschäkel zwar minimal stabiler. Doch bei den in der Flugpraxis wirkenden Kräfte spricht nichts dagegen, die Leinen direkt fest miteinander zu verschlaufen, anstatt auf ein Verbindungsglied aus Metall zu setzen.

Festgezogene Schlaufverbindungen hätten bei keinem der Tests schlechter abgeschnitten als Verbindungen mit Maillon Rapide, so die PMA.

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