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Supair im neuen Look

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Der französische Hersteller Supair hat ein neues Logo. Die zwei geschwungenen Bögen sollen die Produktlinien Gleitschirme und Gurtzeuge repräsentieren. 

Das neue Logo von Supair. // Quelle: Supair
Zugleich ist das Apostroph aus dem Namen von Supair (einst: Sup'air) verschwunden, um die Lesbarkeit zu erhöhen. Das neue Motto "Life is in the Air" soll gleichzeitig eine Anspielung und Ausdruck der mit dem Gleitschirmsport verbundenen Leidenschaft sein.

Mit dieser Veränderung will Supair zeigen, dass die Firma nach dem Tod ihres Gründers Pierre Boullioux vor einem Jahr jetzt mit neuem Schwung in die Zukunft blickt.

Nimm mich mit!

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Wer nach einem Streckenflug mit großem Rucksack trampend an der Straße steht, hat zuweilen ein Erklärungsproblem. Ein kleiner Banner kann Wunder bewirken. 

Pilot und Gleitschirmsymbol erwecken Aufmerksamkeit beim Trampen.
Ich habe es direkt beim ersten Einsatz selbst erlebt: Nach einem Streckenflug von der Hohen Salve aus stand ich an einer Straße und hielt den Daumen in den Wind. Wenig später stoppte schon ein Auto. Eine Familie in Urlaubslaune. "Sie sind Gleitschirmflieger, toll", waren die ersten Worte, die mir der Fahrer noch durch das Fenster sagte. "Wo soll es denn hin gehen?"

"Woher wussten Sie gleich, dass ich Gleitschirmflieger bin", fragte ich wenig später während der Fahrt. "Na, wegen dem Schild", war die Antwort. Ein klarer Beweis, dass die Werbung in eigener Sache auch funktioniert.

Das "Schild" ist ein simpler Stoffbanner mit Gummischnüren, der direkt auf den großen Sack gespannt werden kann. Darauf prangt das Wort "Pilot", ein Gleitschirmsymbol und ein aufmunternder Spruch, um mitgenommen zu werden. Was offenbar Wirkung zeigt.

Ersonnen hat das Design der Pole Maciej Zietara. Er bietet seinen XC-Banner in verschiedenen Sprachen über den Onlineshop Etsy an. 15 Euro kostet ein Exemplar. Zusammengerollt oder einfach gefaltet nimmt er kaum Platz ein. Ich habe den XC-Banner in der Seitentasche des Rucksackes immer dabei.

Streckenflugwetter, hex, hex

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Sechs einfache Zutaten braucht es für ein gutes Streckenflugwetter. Der Grafiker Bendicht Erb hat sie in einem informativen Hexagramm zusammengefasst. 
Sechs Zutaten für ein gutes Streckenflugwetter. // Grafik: Bendicht Erb, ojo3.com


Der Schweizer Bendicht Erb ist Fluglehrer, Meteo-Experte, aber auch Grafik-Designer (unter anderem für Advance). Für seine Meteokurse hat er die HEX-Formel entwickelt, anhand der er seinen Schülern erklärt wie sie gute thermische Streckenfluglagen erkennen können. Dafür müssen nur sechs passende Zutaten zusammenkommen. Diese Regel sollte man sich merken:

  • Sonnig: Maximal 4/8-Bewölkung
  • Heizfläche: Dunkle Flächen in passender Ausrichtung zu Sonne liefern Thermik
  • Trocken: bei wenig Restfeuchte wird die Sonnenenergie direkt in Thermikproduktion umgesetzt
  • Schwach windig: so werden die Thermiken nicht zerrissen, und Lee-Fallen bleiben aus
  • Schwaches Hoch: die schwache Absinkinversion bremst nicht alle Thermikträume, deckelt aber die Wolken-(Über-)Entwicklung
  • Labil: unten warm, oben kalt. Fließen in der Höhe kühl-trockene Luftmassen ein, entwickelt sich die Thermik prächtig.

Kommen alle sechs Zutaten zusammen, so herrscht HEX-Alarm, wie Bendicht es nennt. Dann sollte man sich den Tag frei schaufeln, um in die Luft zu kommen. 

Geschlauft ist sicher - ein Nachtrag

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Den Retter einfach mit der V-Leine des Gurtzeuges zu verschlaufen ist auch sicher. Aber es ist nicht immer die Lösung der Wahl. 

Wenn zwei Retter an einem Aufhängungspunkt am Gurtzeug
befestigt werden sollen, sind Schraubglieder die bessere Wahl.
Einschlaufen ist hier keine Lösung. // Foto: M. Arqué
Kürzlich schrieb ich im Post "Geschlauft ist auch sicher"über Belastungstests, die ergaben, dass eine verschlaufte Retteraufhängung genau so sicher sei wie eine Verbindung per metallenem Schraubglied.

Anhand von Rückmeldungen und Fragen von Lesern zeigte sich, dass viele den Text so verstanden, als sei das Verschlaufen nun die beste Verbindungsart von Retter und Gurtzeug. Das war aber nicht die Aussage!

Wer seinen Retter bisher per Schraubglied mit dem Gurtzeug verbunden hat, sollte ruhig bei dieser Lösung bleiben. Sie bringt ein klein wenig mehr Gewicht mit, doch dafür ist sie einfacher zu handhaben. Die geschlaufte Variante spart das Gewicht des Schäkels und hat sich im Test als ebenso stabil erwiesen. Bei einem passenden Gurtzeug und Retter kann man also ruhigen Gewissens auf den Schäkel verzichten und die direkte geschlaufte Verbindung wählen. Sicherheitstechnisch sind beide Lösungen als gleichwertig einzustufen.

Allerdings ist das Einschlaufen nicht in allen Fällen sinnvoll oder überhaupt realisierbar. Je nach Konstruktion der Verbindungsleinen kann das Schlaufen manchmal gar nicht möglich sein, zum Beispiel wenn die einzelnen Schlaufen der Leinen nicht groß genug sind, um Retter oder Gurtzeug hindurchzuschieben und damit die Schlaufe festzuziehen. Ein anderer Fall sind steuerbare Rettungen wie Rogallos, die zwei getrennte Verbindungsleinen besitzen. Auch hier ist ein Einschlaufen beider Seiten technisch nicht möglich. Da müssen schon zwei Schraubschäkel her.

Es gilt also im Einzelfall zu entscheiden, was die jeweils passende Lösung ist.

Luftraumkarten zum Selberdrucken

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Openflightmaps bietet jetzt die Möglichkeit, Ausschnitte aktueller Luftraumkarten als pdf im Format DIN A4 zu generieren und auszudrucken.

Auswahl eines Kartenausschnittes für den DIN A4 Ausdruck
auf Openflightmaps. // Quelle: openflightmaps.org
Openflightmaps ist das Luftfahrt-Pendant zu den Openstreetmaps im Internet. Auf der Seite werden Luftraumkarten verschiedener Länder kostenlos zur Ansicht und zum Download angeboten. Die Datensätze werden von Freiwilligen als Open-Source erstellt und immer aktuell gehalten (s. auf Lu-Glidz: Freie Flugkarten für alle). Rechtlich sind sie zwar kein Ersatz für offizielle ICAO-Karten, doch für die Planung eine große und vor allem frei zugängliche Hilfe.

Seit neuestem bietet Openflightmaps eine sehr praktische Option: Anstatt die Luftraumkarten eines ganzen Landes als riesiges pdf-Dokument am Stück downzuloaden, können Nutzer online einzelne Ausschnitte davon frei definieren. Die Ausschnittmaske ist jeweils so gewählt, dass das generierte pdf direkt auf ein DIN A4 Blatt passt und eine Karte im Maßstab 1:500.000 liefert.

Bisher steht diese Ausschnitt-Möglichkeit nur für Karten der Länder Deutschland, Österreich und Schweiz zur Verfügung - allerdings durchaus grenzüberschreitend. In Zukunft dürften noch weitere europäische Nachbarländer hinzu kommen.

Um zu der pdf-Auswahlfunktion zu gelangen, geht man auf die Seite openflightmaps.org, wählt oben unter "Regions" zum Beispiel "ED Germany" aus und scrollt dann auf der Seite nach unten, bis die interaktive Karte in der Anzeige erscheint. Hier lohnt es sich, rechts oben die Box "Vollbildschirm" anzuklicken, und dann wiederum links oben die Box "pdf exportieren". Nun kann man zwischen Hoch- und Querformat wählen und bekommt den entsprechenden Auswahlrahmen auf dem Bildschirm angezeigt. Durch Verschieben der Karte wird der Rahmen nach Wunsch platziert. Ein Klick auf "pdf erstellen" startet den entsprechenden Download des Kartenausschnittes als pdf.


In eigener Sache: Hat Dir dieser Tipp etwas gebracht? Gefällt Dir Lu-Glidz allgemein als Info-Quelle? Unterstütze die Seite mit einem Förderbeitrag.

Ein T-Shirt macht fast schon den Sommer

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Jeder Sport hat seine Mode. Auch das Gleitschirmfliegen. Eigenständige Modemarken jenseits der gebrandeten Bekleidung der Gleitschirmhersteller sind aber selten.

T-Shirt-Design, links Spreadshirt, rechts Aloft.
// Quellen: Spreadshirt, Aloft
Der Sommer kommt, ein neues T-Shirt muss her. Wer hier seiner Freude über das Hobby Gleitschirmfliegen Ausdruck verleihen will, wird am Markt wenig Auswahl finden. Zwar haben die meisten Gleitschirmhersteller auch gebrandete Shirts im Angebot. Doch die wenigsten trauen sich, lustige Sprüche oder ausgefallene Designs in Verbindung mit ihrem Namen auf die Stoffe zu drucken. Es gibt aber Alternativen. Hier vier Beispiele (weder mit Anspruch auf Vollständigkeit noch in der Reihenfolge wertend gedacht):

Aloft
Diese Marke aus der Schweiz ist das Kind von Niki Szedenics and Ivan Purcell. Die beiden hatten schon 2014 erkannt, dass es dem Gleitschirmsektor an coolen Modemarken mangelt, wie sie bei Surfern oder Skateboardern durchaus vorhanden sind. Das Modekonzept von Aloft ist ein Besonderes: Die Shirts sind grafisch sehr aufwändig und teilweise auch sehr bunt bedruckt. Nett ist die Idee, von "Boundary Layer Apparel" zu sprechen.

Abgeflogen
Nicolas Weber ist Grafik-Designer und Gleitschirmflieger. Auf der Thermikmesse im Frühjahr stellte er erstmals seine T-Shirt-Kollektion vor, die er unter dem Label Abgeflogen vermarktet. Auffälliges Merkmal ist eine sehr gute Qualität. Die stabilen Stoffe sind aus Bio-Baumwolle und werden im haltbaren Siebdruckverfahren bedruckt.

Tryfly
Die Marke Tryfly kommt aus Polen und bietet - ähnlich wie Aloft - besonders bunte und grafische Designs, bis hin zu realistischen Foto-Drucken. Tryfly setzt nicht auf Baumwolle, sondern auf synthetische Stoffe wie sie für Radler-Trikots typisch sind. Sie sind eng geschnitten, aber dehnbar und transportieren die Feuchtigkeit schnell ab.

Spreadshirt
Spreadshirt ist keine Mode-Marke, sondern ein Online-Händler, der sich auf das Bedrucken von T-Shirts etc. spezialisiert hat. Auf den Seiten kann man sein eigenes T-Shirt designen, aber vor allem auch auf schon vorhandene Motive anderer Anbieter zurückgreifen. Wer zum Beispiel nach dem Stichwort "Gleitschirm" auf Spreadshirt sucht, findet Hunderte von gleitschirm-bezogenen Druckmotiven, die man für sein T-Shirt einfach übernehmen oder bei Bedarf auch farblich anpassen kann.

Besonderheiten der Single-Skins

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Leichte Gleitschirme ohne Untersegel erfreuen sich wachsender Beliebtheit. In der Luft bleiben Single-Skins aber ein Spezialfall. Ein Erfahrungsbericht

Start mit dem Skin von Niviuk am Hartkaiser.
Es ist eine verregnete Woche in Söll an der Hohen Salve: Morgens früh um halb sechs weckt mich ein Sonnenstrahl, der in mein Zimmer sticht. Der prüfende Blick aus dem Fenster fällt auf die Freifläche hoch oben im Wald des gegenüberliegenden Hanges: die Reiteralm. Grün und steil sieht sie aus, aber startbar. Das Flugfenster gilt es auszunutzen! Ich schultere mein Leichtwendegurtzeug und mache mich auf den Weg. Mit im Gepäck ein Single Skin von Niviuk, ein Leichtschirm ohne Untersegel. Um Zeit zu sparen – der nächste Schauer ist programmiert – fahre ich mit dem Auto bis zum Hangfuß. Dann stapfe ich munter den Forstweg empor. Der Aufstieg von 45 Minuten fällt mir leicht mit dem kleinen Gepäck, kaum größer als ein Tagesrucksack. Oben angekommen entpuppt sich die Wiese als wirklich steil und buckelig. „Wird ein spannender Start“, denke ich. Und das bei nahezu Nullwind.

Ich entscheide mit dennoch dafür, den Schirm rückwärts aufzuziehen. Ich will sehen, was die Kappe macht, wie sie sich formt und steigt. Ein lehrbuchmäßiges Auslegen ist an dem steilen Hang sowieso nicht möglich. Ich rechne also mit Startschwierigkeiten, doch dieses Vorurteil bleibt unbestätigt. Ein kräftiger Impuls und der Schirm spannt sich binnen einer Sekunde, steigt schnell und spurtreu. Ein kurzer Zug an den Bremsen stoppt die Kappe über mir, schnell Ausdrehen, nur zwei weitere kurze Schritte, und ich gleite durch die Luft. Sie ist zart wie Seide und schmeckt nach feuchten Wiesenkräutern. Über mir zittern die freiliegenden Profilrippen leicht im Fahrtwind, als spürten sie meine Freude. Ich juchze. Wenige Minuten später lande ich neben dem Wagen. Glücklich wie schon lange nicht mehr nach so einem kurzen Flug. Was für ein Start in den Tag, was für ein Gefühl von Freiheit! Ein halber Schirm, aber doppeltes Vergnügen.


Besonderheit #1: Der Start 
Single Skins lassen sich bauartbedingt extrem einfach starten. Das liegt zum einen an ihrem geringen Gewicht um die zwei Kilogramm oder darunter, zum anderen eben gerade am fehlenden Untersegel. Während ein normaler Schirm erst einmal seine Zellen füllen muss, um das Profil sauber und steigfreudig auszubilden, entfällt beim Single Skin die Füllphase. Die von Stäbchen vorgeformte Flügelnase zieht bei der leichtesten Strömung den restlichen Hauch von Stoff in die Höhe. Die etwas kürzeren Leinen tun ihr übriges. Das erlaubt erstaunlich kurze Startstrecken an zuvor undenkbaren Startplätzen - und das selbst bei Nullwind.


Der Skin von Niviuk: Fünf große Stützzellen und das weit nach unten
um die Profilnase gezogene Segel verbessern die Aerodynamik.
Dennoch ist die Kappe eines Skins in turbulenter Luft
weniger formstabil als ein klassischer Gleitschirm.
Dann leidet die Gleitleistung. 
Einen Tag später mache ich mit dem Single Skin einen Flug in der Wildschönau. Wieder ist Schauerwetter angesagt, die Flugschule versucht ihre Schüler in den Regenpausen in die Luft zu bringen. Ich mache mich an der Seite des Startplatzes fertig. In Wahrheit werfe ich den Schirm mit nur grob vorsortierten Leinen als Tulpe ins nasse Gras, ohne ihn weiter auszubreiten. Kurz nach dem Start eines Flugschülers laufe ich einfach los. Der Einfachsegler schwingt sich mühelos in den Zenith, und ich folge dem modernen A-Schirm des Vorfliegers im kurzen Abstand. Er fliegt, ich fliege, ohne dass sich unsere Flughöhen auch nach längerem Gleiten nennenswert unterscheiden. Der Single Skin gleitet also gar nicht schlecht. Dann zuppelt es sachte an den Leinen, mein Vario piepst, ich drehe ein. Viel Gewicht, wenig Bremse, um die Leistung des Flügels nicht gleich in den Keller zu schicken. Der Schirm zieht überraschend enge und stabile Kreise. Es geht sanft nach oben. Eine so saubere Thermikansprache hätte ich der kleinen Flügelfläche gar nicht zugetraut.


Besonderheit #2: Thermikfliegen
In der Luft fliegen sich Single Skins fast wie normale Gleitschirme. In ganz ruhigen Bedingungen kommt ihre Gleitleistung an die eines Schulungsschirmes heran. Das gilt zumindest für die etwas größeren Größen. Durch das fehlende Untersegel weist ihre Profilform eine hohe Wölbung auf. Das ist typisch für eher langsamere Profile, die aber viel Auftrieb erzeugen. In der Thermik wird das deutlich spürbar. Trotz der kleinen Flügelfläche und der somit hohen Flächenbelastung steigen Single Skins gut. Hier zeigen sich gegenüber klassischen Gleitschirmen keine Nachteile. Im Gegenteil: Als Miniwings offenbaren die Single Skins einen quirrligen, kurvenfreudigen Charakter, mit dem sich auch enge Steigzentren sauber zentrieren lassen. Nur an die ungefilterten Rückmeldungen der Kappe – mangels fehlender Luftmasse als Trägheitsdämpfung im Inneren der Zellen – muss man sich erst einmal gewöhnen.


Es herrscht kräftiger Wind, als ich mich am Oststart des Hartkaisers über Ellmau in die Lüfte schwinge. Das Gelände fällt am Anfang nur wenig ab und man muss schon eine Strecke hinausgleiten, um es sicher über die Seile des Ranhardliftes zu schaffen. Allen meinen Vorfliegern mit Normalschirmen gelingt das ohne Probleme. Doch der Single Skin stampft gegen den heute etwas kräftigeren Wind nur unwillig voran. In jeder stärkeren Turbulenz arbeitet der Schirm spürbar und quittiert das mit Höhenverlust. Ich sehe mich gezwungen, sicherheitshalber noch vor der Bahn am Hang wieder einzulanden. Den Schirm für ein paar Schritte geschultert, starte ich auf der anderen Seite des Liftes gleich wieder hinaus. Leid und Freud liegen dicht beieinander. Der weitere Flugweg ins Tal wird abermals spannend. Er hält noch eine Hochspannungsleitung als Hindernis parat. Ich peile und trete den Beschleuniger. Doch der Gleitwinkel scheint kaum besser zu werden. Dafür fängt der Schirm an zu summen. Die Profilrippen flimmern und übertragen die Unruhe auf die Leinen. Ich hoffe, dass der Wind nicht noch stärker wird, denn die alternativen Landemöglichkeiten werden knapp. Als ich die Stromtrasse doch noch sicher überfliege, drücke ich erleichtert den Atem zischend durch die Zähne. Das war spannender als erwartet.


Besonderheit #3: Leistungseinbruch im Gegenwind
Single Skin Schirme besitzen zwar einen Beschleuniger, doch dieser ist weniger effektiv als bei normalen Schirmen. Der Geschwindigkeitszuwachs beträgt selbst bei den modernen Varianten mit Stützzellen kaum mehr als 5-7 km/h. Das untersegelfreie Profil verliert bei einem geringeren Anstellwinkel spürbar an Tragkraft. Vor allem in sinkenden Luftmassen knickt die Leistung eines Single Skins viel stärker ein als bei einem herkömmlichen Schirm. Hinzu kommt, dass die Einfachsegler mangels Innendruck in Turbulenzen stärker in sich arbeiten. Statt in Auftrieb werden die Luftkräfte ständig in kleinere Segeldeformationen umgesetzt. So akzeptabel das Gleiten eines Single Skin in ruhiger Luft noch ist, so unberechenbar schlecht wird es in turbulenter Umgebung. So etwas gilt es zu berücksichtigen bei der Frage, ob und in welche Flugabenteuer man sich mit einem Single Skin begeben will.


Bei der Landung in Ellmau stoße ich auf eine weitere Schwierigkeit. Die Wiesen sind alle frisch mit Gülle gedüngt. Nur eine winzige Ecke ist frei geblieben. Ich fliege punktgenau an und achte darauf, dass der Schirm nicht hinter mir auf den Grund fällt. Der softe Bodenwind reicht aus, um die Kappe mühelos über mir zu halten und aus der „Gefahrenzone“ heraus zu stapfen. Ich lasse die Kappe knapp neben mir zu Boden sinken und teste eine Schnellpackmethode: Den Schirm Stäbchen auf Stäbchen an der Vorderkante zusammenraffen und diesen Stapel voran in den Packsack stecken. Den Rest stopfe ich einfach hinterher. Ohne Untersegel gibt es keine Luft, die man mühsam aus dem Schirm herauspressen muss. Noch ein Vorteil.


Fazit
Das Single-Skin Konzept fasziniert. Das geringe Gewicht, das kleine Packmaß und das einfachste Startverhalten sind vor allem für Piloten interessant, deren Fokus auf einem leichten Aufstieg und sicheres Abgleiten liegt, also ein klassisches Hike & Fly. Mit etwas Biss sind sogar kleinere Streckenflüge möglich. Allerdings sollte man sich der Leistungseinbußen im Gegenwind dabei immer bewusst sein. Einen gleichwertigen Ersatz für einen Normalschirm stellen die Single-Skins nicht dar. Und das lässt sich durchaus über die verschiedenen Marken und Konzepte hinweg verallgemeinern: Bei "bewegterem" Wetter und in Talwindsituationen erfordern sie eine sehr konservative Einschätzung der realen Flugleistung.


Deja-vu? Dieser Bericht ist in einer leicht anderen Fassung schon vor einigen Monaten in einem DHV-Info erschienen. Hat Dir die Lektüre gefallen? Du kannst die Arbeit an Lu-Glidz mit einem Förderbeitrag unterstützen.

Buchtipp: The Missing Link

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Woran erkennt man ein gut gebautes Gurtzeug und wie stellt man es ein? Das Buch "The Missing Link" von Michael Nesler und Gudrun Öchsl liefert wertvolles Hintergrundwissen.

Das Cover von The Missing Link.
// Quelle: Profly.org
Wenn unter Gleitschirmpiloten über Ausrüstung und Flugleistung gesprochen wird, steht der Schirm in der Regel immer an erster Stelle. Dann folgen Vario und Flugcomputer, und erst zuletzt wird vielleicht auch das Gurtzeug erwähnt. Dabei ist dieser Teil der Ausrüstung für das Flugerlebnis und -ergebnis mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar von entscheidender Bedeutung. Denn die Agilität, das Fluggefühl und das Extremflugverhalten eines Schirmes wird enorm davon bestimmt, wie das angehängte (Piloten-)Gewicht und dessen Bewegungen auf den Schirm rückwirken können.

Angesichts der großen Bedeutung des Gurtzeugs als zentrales Verbindungsglied wird dieses Bauteil wie das Wissen darüber in der Praxis allerdings sträflich vernachlässigt. Welcher Pilot wurde in der Flugschule über die Bauweisen, Verstrebungsarten und Einstellmöglichkeiten verschiedenster Gurtzeuge aufgeklärt? Wem wurde gezeigt, wie sich Fehler bei der Einstellung und der damit verbundenen Pilotenhaltung negativ auf das Flugverhalten und das Fluggefühl auswirken können? Hand aufs Herz: Die wenigsten dürften sich hier als gut informiert betrachten. Es ist an der Zeit, diese Lücke mit Wissen zu füllen.

Michael Nesler ist Gleitschirmkonstrukteur, u.a. für Swing. Dennoch oder gerade aus diesem Hintergrundwissen heraus sagt er: "Das Gurtzeug und dessen Einstellung tragen mehr zur Sicherheit und Handling bei als der Gleitschirm selbst."

Gemeinsam mit seiner Partnerin Gudrun Öchsl hat er das kleine aber feine, 56-seitige Buch "The Missing Link" geschrieben. Darin geht er in acht Kapiteln darauf ein, was eine gute Gurtzeugkonstruktion ausmacht, auf welche (teils versteckten) Qualitäts- und Maßdetails man beim Kauf achten sollte, wie man ein Gurtzeug Schritt für Schritt richtig einstellt und warum das Erreichen einer idealen Sitzposition für ein sicheres wie effizientes Fliegen so wichtig ist.

Anfangs könnte man meinen: Warum braucht es ein ganzes Buch über Gurtzeuggrundlagen? Doch wer die leicht lesbaren, gut verständlichen Kapitel mitsamt ihrer vielen Praxistipps durcharbeitet, wird selbst als erfahrener Flieger feststellen, dass für ihn im Bereich Gurtzeuge noch vieles weitgehend unbekannt, selten bedacht und optimierbar ist.

Eine schaukelige Vier-Punkt- und die ruhigere Zwei-Punkt-Aufhängung
bzw. Steuerhaltung. // Quelle: Profly.org
Ein interessantes Beispiel aus dem Buch ist die Frage, welche intuitive Steuergrundhaltung sich durch die Einstellung des Gurtzeuges ergibt. Ideal ist eine Haltung, bei der die Hände automatisch direkt neben und parallel zu den Tragegurten geführt werden. Denn so werden alle Kräfte zwischen dem Piloten und dem Schirm nur über zwei Aufhängungspunkte übertragen. Wird die Gurtzeugeinstellung allerdings so gewählt, dass die Steuerbewegungen mit den Händen deutlich hinter oder neben den Tragegurten erfolgen, ergibt sich eine Vier-Punkt-Aufhängung. In diesem Kräfteparallelogramm führt das Ziehen an den Bremsen dazu, dass der Pilot mit Gurtzeug automatisch eine Nick-, teils auch Rollbewegung vollführt. Das bringe Unruhe in das System, mache den Flug für den Piloten schaukeliger, koste Leistung, und der Schirm werde sogar anfälliger für Störungen, so Nesler.

Das Gute an diesem Buch ist, dass die Autoren keine grundsätzlichen Empfehlungen für einzelne Marken, Bauweisen oder Modelle aussprechen. Vielmehr erklären sie die Vor- und Nachteile der verschiedenen Grundkonstruktionen so, dass der Leser später beim Gurtzeugkauf leicht erkennen kann, auf was für ein System er sich einlässt und auf welche Besonderheiten er jeweils achten sollte.

Einen Punkt, der in vielen Pilotendiskussionen über Gurtzeuge häufig an erster Stelle steht, lässt "The Missing Link" völlig außen vor: Sind nun Airbags oder Schaumstoffbags die besseren Protektoren? Hierauf geht das Buch gar nicht ein - ganz nach dem Motto, dass die Hauptfunktion eines Gurtzeug im sicheren Fliegen und nicht im unberechenbaren Einschlag liegt. Und wer ersteres optimiert, wird letzteres vielleicht gar nicht erst erleben müssen.

Das Buch ist nicht nur für Piloten interessant, die gerade vor dem Kauf eines neuen Gurtzeuges stehen. Es liefert auch wertvolles Wissen, um Stärken und Schwächen eines schon vorhandenen Gurtzeug besser zu verstehen und dieses auf seine Bedürfnisse und Körperverhältnisse einzustellen. Wer zudem gerade plant, bald 700, 900 oder gar 1200 Euro für ein neues Gurtzeug auszugeben, der sollte ruhig erst einmal 14,90 Euro in ein Exemplar und das Wissen von "The Missing Link" investieren. Nach der Lektüre und den daraus gewonnenen Erkenntnissen wird er am Ende vielleicht nicht mit dem äußerlich coolsten, aber mit dem von Innenaufbau her passendsten Gurtzeug durch die Lüfte cruisen.


Michael Nesler, Gudrun Öchsl: The Missing Link. Professional Flying Team GmbH (Eigenverlag). 56 Seiten. 14,90 €. ISBN-13: 978-3940-988041

Das Buch ist in Deutschland erhältlich über Profly, in Österreich über den Thermik-Shop und in der Schweiz beim SHV (15,50 CHF). Zudem führen einige Flugschulen das Buch in ihren Shops.

WM 2017 mit Rekordbeteiligung

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An der Gleitschirm-Weltmeisterschaft Anfang Juli in Monte Avena in Italien nehmen mehr Nationen teil als jemals zuvor. Die Zahl der Piloten bleibt aber bei 150.

Die Gleitschirm-WM findet vom 1. bis 15. Juli statt.
47 Nationen haben Piloten für die Gleitschirm-WM der FAI gemeldet, die vom 1. bis 15. Juli in Monte Avena bei Belluno in Italien stattfindet. Das ist ein neuer Rekord. Zum Vergleich: Bei der vergangenen WM in Kolumbien nahmen Piloten aus 38 Ländern teil. Die Pilotenzahl ist allerdings mit 150 die gleiche. Im Endeffekt bedeutet dies, dass einige der großen Gleitschirmnationen in diesem Jahr nur mit einer etwas kleineren Mannschaft antreten können, um Platz für die neuen Teilnehmerländer zu machen.

Für die WM sind drei neue CCC-Schirme fristgerecht zugelassen worden: der Enzo 3 von Ozone, der Boomerang 11 von Gin sowie die Diva von Bruce Goldsmith Design.

Parallel zur WM in Belluno finden auch die Redbull X-Alps statt. Diese Terminüberschneidung ist nicht glücklich, denn sie dürfte einiges an Aufmerksamkeit von den jeweiligen Wettbewerben abziehen. Die Parallelität der Wettbewerbe bedeutet auch, dass Aaron Durogati, einer der zuletzt konstantesten Competition-Flieger und Sieger des PWC-Superfinales im Frühjahr nicht an der WM teilnehmen kann.

Dune du Pilat teilweise gesperrt

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Im Wagga-Mekka Dune du Pilat an der französischen Atlantikküste müssen einige Abschnitte der Düne restauriert werden.  Gastpiloten sollten sich an die Beschränkungen halten.

Die gesperrten Gebiete (rot gestrichelt) der Dune du Pilat,
etwas südlich der Großen Düne. // Quelle: La Teste Pilat
Winterstürme haben Teilen der Dune du Pilat so stark zugesetzt, dass die lokalen Behörden Rettungsmaßnahmen eingeleitet haben. Um im Bereich von Gaillouneys südlich der großen Düne von Pilat die Sandverwehungen aufzuhalten, wurde dort im großen Stil Strandhafer gepflanzt. In den nächsten Wochen und Monaten gilt in diesen Zonen, die bisher auch als Startplatz dienten, ein Betretungs- und natürlich auch Flugverbot.

Der lokale Club La Teste Pilat Vol Libre bittet alle Gastpiloten, diese Zonen strikt zu meiden und am besten nur im Bereich der Großen Düne zu bleiben. Allerdings wird auch befürchtet, dass es immer ein paar Uneinsichtige geben könnte. Sollten die neuen Strandhaferpflanzungen durch Gleitschirmpiloten schaden nehmen, könnte dies in Zukunft weitere Beschränkungen für die Fliegerei an der Dune du Pilat nach sich ziehen.

Als Folge der Teilsperrung ist in diesem Jahr an den übrigen Teilen der Düne mit einer erhöhten Pilotendichte und somit auch einem erhöhten Unfallrisiko zu rechnen.

Wer an die Dune du Pilat reist, sollte sich vorab auf den Seiten des Club über die aktuelle Lage vor Ort informieren.

Der etwas andere Kunstflug

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GPS-Tracks kann man nicht nur nutzen, um Streckenflüge nachzuweisen. Mit etwas Geschick lässt sich fliegerisch damit sogar Kunst produzieren. 

Erflogene Kunst in Perfektion: Ein Fahrradfahrer als GPS-Track.
// Quelle: Xcontest, Screenshot
Offiziell ist es bisher nicht als eigene Kunstgattung anerkannt. Doch "Trackpainting" könnte gerade für Motorschirm-Piloten zu einer interessanten Aufgabe werden.

Anstatt einfach nur mit Propeller-Schub planlos über die Landschaft zu gondeln, werden komplexe Flugrouten abgeflogen, die am Ende im GPS-Track ein erkennbares Bild liefern.

Einer, der diesem Hobby des öfteren frönt, ist Michael Merz. Er veröffentlicht seine GPS-Kunst unter dem Pseudonym LeeSoarer in der Motorsektion des XContest. Zu den bereits geflogenen Motiven gehören nicht nur der Fahrradfahrer (s.o.), sondern auch Charlie Brown, Snoopy und Woodstock.

Zur Vorbereitung überträgt Michael eine Zeichnung in Google Earth und passt deren Lage so an, dass er während der "Kunstfluges" keine Ortschaften überfliegen muss. Dann paust er die Figur auf eine topographische Karte. In der Luft fliegt er die Kartenstrukturen so gut wie möglich auf Sicht nach. Bei sehr komplexen Bildern wie dem Fahrradfahrer nutzte er aber auch schon vorprogrammierte GPS-Tracks.

Trackpainting von Michael Kessler - ohne Motorhilfe.
// Quelle: Xcontest, Screenshot
Da man für komplexes Trackpainting längere Zeit frei in der Landschaft herumfliegen muss, ohne auf Thermik angewiesen zu sein, ist diese Disziplin auf Motorschirm-Piloten beschränkt - sollte man meinen.

Es geht aber auch anders, wie ein Soaringflug eines österreichischen Piloten beweist. Das Aufwindband an einer Querrippe des Ludescherberges nutzend, wollte er vermutlich folgende Botschaft an die Nachwelt übermitteln: Fliegen ist halt leider geil!



Gradient trennt sich von Turnpoint

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Jahrelang ist Turnpoint offizieller Importeur von Gradient-Schirmen in Deutschland und Österreich gewesen. Künftig wollen die Tschechen auf direktere Vertriebsstrukturen setzen. 

Gradient und Turnpoint gehen getrennte Wege. 
Auch langjährige Partnerschaften können einmal zu Ende gehen: Die tschechische Gleitschirmmarke Gradient hat sich vom deutschen Importeur Turnpoint getrennt.

Von Seiten von Turnpoint war zu erfahren, dass Gradient künftig in Deutschland auf Zwischenhändler verzichten und stattdessen mit ausgewählten Flugschulen und Shops als Partnern direkt zusammenarbeiten wolle. Ein ähnliches Vertriebsmodell wird auch schon von Gin hierzulande praktiziert. Von Gradient liegt Lu-Glidz noch keine Stellungnahme hierzu vor.

Ein Auslöser für diese Entwicklung dürfte sein, dass die Margen im Gleitschirmverkauf seit Jahren rückläufig sind. Die Kostensteigerungen durch komplexere Konstruktionen und teurere Leichtmaterialien können von den Firmen durch die starke Konkurrenz untereinander nicht eins zu eins an die Kunden weitergegeben werden. Ein Importeur als zusätzlicher Zwischenhändler erleichtert zwar mit seinem lokalen Knowhow und Kontakten das Marketing. Doch die Gewinnspanne wird entsprechend schmaler.

Für Turnpoint bedeutet dieser Schritt das Ende des markengebundenen Gleitschirmvertriebs. Anfang des Jahres hatte Turnpoint schon die Vertretung der spanischen Marke Niviuk an die New Energy GmbH im österreichischen Hallwang abgegeben (Lu-Glidz berichtete). Weiter gut im Geschäft bleibt die Mannschaft um Geschäftsführerin Ilona Jerger aber als Vertriebspartner des Gurtzeug-Herstellers Woody Valley, mit dem eine enge Zusammenarbeit bis hin zur Mitsprache bei Neuentwicklungen besteht. Daneben vertreibt Turnpoint auch noch Motoren der Marke Miniplane, Variometer von Ascent und bietet seine eigene Rettermarke Incase an.

Gradient wiederum erlebt seine eigene Umbruchphase. Nachdem der langjährige Designer Vaclav Sykora in Rente gegangen war, musste Gradient-Chef Ondrej Dupal ein neues Entwicklungsteam um den jungen Konstrukteur Lukas Poul aufbauen. Aktuelle Modelle wie der Nevada 2 und der Aspen 6 entspringen schon dessen Feder. Jetzt setzt Ondrej Dupal offenbar darauf, auch einige Vertriebsstrukturen der Marke neu zu ordnen.

Noch scheint die Zukunft aber etwas ungewiss zu sein: Auf der Gradient-Homepage ist derzeit auf der Seite mit den Adressen der internationalen Markenvertretungen unter den Fahnen Österreichs und Deutschlands nur weiße Leere zu sehen.

Auf der Homepage von Turnpoint ist von der neuen Lage auch noch nichts zu lesen - bis auf den kleinen Hinweis auf der Unterseite zu Gradient, dass die aktuellen Vorführer zum Verkauf stünden.

Video und Tipps: Runterpumpen

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Vor allem beim Toplanden bei kräftigerem Wind kann es manchmal hilfreich sein, seinen Schirm mit deutlichen, aber kurzen Bremsimpulsen nach unten zu pumpen.

Tief gezogene Bremsen, bis unter die Karabiner, lassen die Strömung
kurzzeitig abreißen. Im gleichen Moment muss man die Bremse
aber wieder ganz freigeben, um die Kappe wieder anfahren
zu lassen. // Quelle: BGD, Facebook
Ein Video von der Facebook-Seite von BGD zeigt, wie so etwas gekonnt aussehen kann. Allerdings ist das Manöver nicht ohne weitere Übung zur Nachahmung zu empfehlen. An so ein Landemanöver, bei dem ständig mit kurzen Sackflug- und Strömungsabrissphasen des Schirmes gearbeitet wird, sollte man sich langsam und mit anfangs sehr geringer Fallhöhe herantasten.

Wichtig dabei: Immer bei ordentlich Wind an gut angeströmten Kanten üben, die keinen allzu starken Windgradienten zum Boden hin besitzen. Denn eine Windabnahme in Bodennähe erhöht das Risiko, den Schirm aus Versehen doch einmal in den Fullstall zu ziehen und dann rückwärts fallend aufzuschlagen - was zu sehr bösen Verletzungen führen kann.

Hier erst einmal das Video (zum Start einfach ins Bild klicken, Quelle: BDG, Facebook):


Nach dem Betrachten noch ein paar Tipps:

Das Runterpumpen ist nur wirklich wirksam, wenn man die Bremsen so weit zieht, dass die Strömung tatsächlich kurzzeitig abreißt. Im gleichen (!) Moment muss man allerdings die Hände schon wieder ganz hoch nehmen, damit der Schirm nicht in den Fullstall abkippt, sondern sofort wieder anfährt. Dieses Anfahren wird umso schneller und sicherer gelingen, je konstanter und stärker der Wind bläst. Bei zu schwachem Wind wird die Kappe vorschießen und durchsacken, um sich Schwung zu holen. Daraus können dann auch sehr harte Landungen werden. Deshalb gilt: Je unerfahrener der Pilot mit diesem Manöver ist, in desto geringerer Höhe sollte er damit starten und desto stärker sollte der Wind dabei blasen. Mehr Wind bringt in diesem Fall mehr Sicherheit (solange man die Bremsen jeweils schnell wieder löst, und natürlich solange der Pilot diese Windgeschwindigkeiten auch im normalen Flug handeln kann!)

Ein zweiter wichtiger Punkt, den es aus Sicherheitsgründen zu beachten gilt, ist: Der Schirm sollte immer gerade in den Wind ausgerichtet sein, wenn man die Pumperei beginnt. Steht der Schirm schräg zum Wind, kann sich die Strömung nicht schnell genug wieder sauber am ganzen Segel anlegen. Es kann zum einseitigen Strömungsabriss kommen. Der Pilot schlägt dann möglicherweise in einer Drehbewegung auf. Das ist ebenfalls sehr gefährlich. Seitliche Hanglandungen mit der Pumpmethode sind unberechenbar und absolut nicht zu empfehlen, ein No-Go!

Wer sich oben auf einer Kuppe runterpumpen will, muss ebenfalls sehr vorsichtig sein. Es gilt, seinen stufig gepumpten Landepfad so auszurichten, dass man den Schirm stets in der Kompressionszone des Windes hält und am Ende möglichst genau vorne an der Kante zu stehen kommt. Pumpt man sich zu weit hinter der Kante herunter, läuft man Gefahr, dass der Schirm in Bodennähe mit einem Mal aus der Kompressionszone des Windes herausfällt und die einmal abgerissene Strömung sich nicht wieder anlegen kann. Großes Crashrisiko!

Wenn man beim Pumpen keine Höhe verliert oder sogar noch steigt, weil der (Auf-)Wind am Hang einfach zu kräftig ist, darf man sich nicht dazu verleiten lassen, die Bremsen einfach länger und tiefer zu ziehen. Hier gilt es, die Grenzen des Manövers zu erkennen, einen anderen Landeplatz zu wählen oder einen besseren Zeitpunkt abzuwarten, bis der Wind doch noch etwas nachgelassen hat oder die eingelagerte Thermik durchgezogen ist.

Runterpumpen als Standard-Landemanöver auf einer ebenen Wiese ist völlig überflüssig und wegen des schwer einschätzbaren Windgradienten sogar gefährlich. Hiervon sollte man grundsätzlich die Finger von lassen. Zumal eine schön ausgeflogene Landung auch viel eleganter aussieht.

Erst Windyty, dann Windytv, jetzt Windy

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Nach einer kleinen Namensodyssee präsentiert sich die beliebte Meteoseite mit einem kürzeren und leichter auszusprechenden Namen: Windy.com

Das wortlose Logo von Windy alias Windytv
alias Windyty ist gleich geblieben.
Angefangen hatte das Angebot als Windyty.com, weil man das auf Tschechisch, der Sprache der Macher der Seite, so leicht aussprechen kann (sprich: Winditti). Doch bald gab es immer mehr internationale Nutzer, und aus englischsprachigen Ländern kamen Beschwerden. Denn dort wusste niemand so recht, wie es richtig heißt: Winditti, Windeiti, Windeitei, Winditei?

Auf der Suche nach einer Lösung wurde umbenannt: Aus Windyty wurde Windytv. Doch diese Umbenennung stiftete noch mehr Verwirrung bei den Nutzern: Wie heißt die Seite denn nun eigentlich, was hat sie mit Fernsehen zu tun, und wie spricht man sie letztendlich aus?

"Der größte Fehler in unserer kurzen Unternehmensgeschichte", heißt es in einem Blogpost der Seite.

Der Fehler soll jetzt ein für alle mal ausgemerzt werden. Die neueste Namensversion ist kürzer und einprägsamer: Windy.com. Unter dieser Domain ist die Seite ab sofort zu erreichen (wobei auch die alten Namen bestehen bleiben).

In memoriam: Ueli Steck

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Ueli Steck ist im Himalaya tödlich verunglückt. Der Schweizer Extrembergsteiger war auch Gleitschirmflieger und ein Pionier des Para-Alpinismus.

Der fliegende Bergsteiger Ueli Steck. // Quelle: Facebook - Ueli Steck
Für die Bergsteigerwelt ist der Tod von Ueli Steck ein großer Schock. Er hat im Alpinismus Grenzen verschoben, vor allem wenn es darum ging, die Berge in kürzester Zeit zu übersteigen. 2015 beispielsweise hatte er alle 82 Viertausender der Alpen in nur 62 Tagen bezwungen. Jetzt ist er bei der Vorbereitung einer schnellen "Doppelbesteigung" des Mt. Everest und des benachbarten Lhotse im Himalaya abgestürzt.

Würdigungen des beeindruckenden Bergsteigers, der die Berge lieber hochrannte, als klassisch zu klettern, sind in vielen Medien nachzulesen. Im Tages-Anzeiger beispielsweise ist ein lesenswertes (letztes) Interview mit Ueli Steck zu finden.

Was häufig - wenn überhaupt - nur am Rand erwähnt wird, ist dessen zweite große Passion: das Gleitschirmfliegen. Ueli Steck war einer der Pioniere des Para-Alpinismus. Häufig hatte er in den vergangenen Jahren bei seinen Touren auch einen Leichtschirm dabei. Den nutzte er, um von den Gipfeln noch schneller in Tal absteigen zu können.

Was auf diese Weise möglich ist, demonstrierte er beispielsweise 2012, als er an einem Tag innerhalb von 12 Stunden hintereinander die Gipfel Jungfrau, Mönch und Eiger erklomm, um dann jeweils mit dem Schirm von dort (oder nach kurzem Abstieg etwas tiefer) sich in die Lüfte zu schwingen und an den Fuß des nächsten Aufstiegs zu fliegen. Auch bei seiner 82-Summits-Tour war er streckenweise immer wieder mit dem Paragleiter unterwegs.

Folgendes Youtube-Video gibt einen kleinen Eindruck davon, wie Steck auch mit dem Gleitschirm versuchte, seine Grenzen zu verschieben.






Einmal um den Gardasee

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Es gibt besonders weite Flüge, und es gibt weite, besondere Flüge. In diese Kategorie fällt die Gardasee-Umrundung der Italiener Manuel Schmiedhofer und Moreno Parmesan. 

Rund um den See, aber niemals über Wasser. // Quelle: XContest.org
Ein FAI-Dreieck von 114 km erregt heutzutage nur noch wenig Aufmerksamkeit. So könnte der Flug von Manuel Schmiedhofer rund um den Gardasee einfach in den riesigen Flugdatenbanken versinken. Doch es gibt Flüge, die verdienen es, herausgehoben zu werden. Zumal dieser noch im Team mit einem zweiten Piloten, Moreno Parmesan, erfolgte.

Die reale Flugroute, die Manuel und Moreno hier genommen haben, ist eine Besondere: Der komplette Flug folgt den Konturen des Sees, kein Teilstück findet über Wasser statt. Das bedeutet, die Piloten mussten sowohl die landeplatzarme Gebirgsfliegerei an der Ost- und Westküste des Sees meistern, wie auch fast die Hälfte des Fluges mit klassischem Flachlandcharakter.

Zu den Leistungen gehört dabei auch, überhaupt erkannt zu haben, dass an diesem Tag eine solche Route möglich sein könnte, und dann sein Glück zu probieren.

Advance setzt auf große Namen

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PWC-Superfinalsieger Aaron Durogati und Dauerläufer Toma Coconea werden bei den Redbull X-Alps 2017 unter Advance-Schirmen segeln. 

Advance verpflichtete Aaron Durogati und Toma Coconea, um seine
marketingträchtige Präsenz bei den X-Alps zu verbessern.
// Quelle: Advance
Jahrelang war Advance in der Wettbewerbsszene sehr aktiv und erfolgreich. Aber mit dem Aufkommen der Zweileiner zogen sich die Schweizer aus diesem Geschäft zurück. Für eine große Marke im Gleitschirmbusiness sind gute Wettbewerbsresultate allerdings ein wichtiger Faktor im Marketing. Entsprechend steigert Advance jetzt seine Anstrengungen auf einem anderen Feld: Die Redbull X-Alps bekommen in der Gleitschirmszene enorme Aufmerksamkeit. Da ist es nur logisch, sich hier verstärkt zu engagieren.

Advance hat sich große Namen gesichert, die in diesem Jahr mit Advance-Material an den Start gehen werden. Neben dem Zweitplatzierten von 2015, Sebastian Huber, sind jetzt auch der Italiener Aaron Durogati und der Rumäne Toma Coconea neu im "Werksteam". Beide werden bei den X-Alps sowohl mit einem Omega X-Alps 2 als Schirm sowie mit einem Leichtgurtzeug, dem neuen Lightness 2 X-Alps 17, unterwegs sein.

Interessant an dieser Entwicklung ist zweierlei: Zum einen zeigt es, dass Piloten mit Renomée wie Durogati es sich erlauben können, sich beim Sponsoring nicht auf nur eine Gleitschirmmarke festzulegen. Aaron fliegt seit Jahren in klassischen Wettbewerben als Gin-Pilot. Für die X-Alps setzt er nun auf anderes Material.

Zum anderen spitzt sich für die X-Alps eine Frage zu: Welches Schirmkonzept ist für ein solches extremes Hike-and-Fly-Rennen das Beste? Der Omega X-Alps 2 ist ein klassischer Dreileiner, ebenso der Klimber P von Niviuk. Viele Piloten werden in diesem Jahr aber auch auf Zweileiner, vor allem die Leichtversion des Zeno von Ozone setzen. Wenn auch so erfolgreiche Piloten wie Durogati mit einem Dreileiner ins Rennen gehen, bietet das zusätzliche Vergleichsmöglichkeiten.

Chrigel Maurer, bei den X-Alps 2015 noch als Advance-Pilot siegreich, hält sich derzeit alle Optionen offen. Er hat Advance zwar schon zugesagt, ebenfalls das Lightness 2 als Gurtzeug einzusetzen. Doch bei der Schirmwahl hat er sich noch nicht für ein Konzept entschieden.

Rückblick Mosel-Open 2017

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Die Mosel-Open ist einer der beliebtesten regionalen Gleitschirm-Wettbewerbe. Das Pilotenniveau war in diesem Jahr besonders hoch, ebenso die Basis im dritten Task.

Über der Moselschleife bei Klüsserath. // Quelle: Vimeo, Screenshot
Im deutschen Flach- bzw. Hügelland 90 Piloten ohne Windenschlepp für ein Race in die Luft zu bekommen, ist schon eine Herausforderung. An der Mosel gelingt das immer wieder so gut, dass die Mosel-Open in der Wettbewerbsszene fast schon einen legendären Ruf genießt.

Nach einigen Jahren Pause fand 2017 die achte Auflage des Wettbewerbs statt. Der Zuspruch der Piloten war so groß, dass Chef-Organisator Oliver Blonske die Plätze nach Weltranglistenpunkten vergeben musste. 228 Piloten hatten sich angemeldet, 88 konnten am Ende daran teilnehmen.

Ein besonderer Reiz der Mosel-Open besteht darin, immer wieder das unglaubliche Race-Potenzial dieser Region zu entdecken. Selbst an Tagen mit 8/8-Bewölkung kann sich die Flusslandschaft mit ihren schiefrigen Weinbergen als geradezu rätselhaft thermisch erweisen. Wenn Weltklasse-Piloten mit ihren gestreckten Zweileinern sich in diese Lüfte schwingen, kann selbst von einem 200 Meter Nordhang bei Nullwind das Gros des Feldes den sicheren Anschluss an die Basis finden. Und wenn diese dann auch für Flachlandverhältnisse mit über 2000 Metern Ende April außergewöhnlich hoch liegt, ergeben sich erhabene Bilder.

Auf Vimeo ist ein Video zu sehen, dass die Flugeindrücke der drei geflogenen Tasks dieses Jahres gut wiederspiegelt. Die Flugszenen beginnen bei Minute 1:30. Wer weitere Infos zu den Tasks und den Gewinnern lesen möchte, dem sei die Wettbewerbsberichterstattung auf den Seiten des DHV empfohlen.



Test: leGPSBip (Solar-GPS-Vario)

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Das Mini-Vario leGPSBip glänzt mit vielen Features: Klein, solarbetrieben, GPS, igc-Aufzeichnung, Sprachausgabe. Der Alltagsbetrieb verlangt aber auch Kompromisse.

Klein wie eine Streichholzschachtel, aber oho: das leGPSBip
// Quelle: lebipbip.com
Den Trend zur Leichtausrüstung und Hike-and-Fly gibt es auch bei den Varios. Neben den großen Geräten mit Display sind in letzter Zeit  einige Mini-Modelle auf den Markt gekommen, die sogar einen GPS-Chip integriert haben. Zu den Trendsettern gehört unter anderem das XC-Tracer (s. Test auf Lu-Glidz).

Timothée Manaud von der Firma Stodeus sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen, als er das leGPSBip ankündigte. Das kleine Gerät sollte das erste "solarbetriebene" Mini-Vario mit GPS-Chip sein. Als weitere Besonderheit würde das leGPSBip zudem eine Sprachausgabe besitzen, über die automatisch oder auf Anforderung Höhe und Geschwindigkeit angesagt wird. Diese Kombination von Features erschien gerade für Hike-and-Fly-Enthusiasten interessant. Die Frage war nur: Würde Timothée mit dem kleinen leGPSBip die Erwartungen erfüllen können, die er weckte?

Eins vorneweg: Das Konzept des leGPSBip ist wirklich attraktiv. Ein kleines Gerät, nicht größer als eine Streichholzschachtel, unter 50 Gramm schwer, betrieben mit einer Solarzelle und einem kleinen Akku als Speicher für wolkige Zeiten. So etwas klettet man sich jederzeit gerne als Ultraleichtvario an den Helm. Sei es als alleiniges Vario, das netterweise auch noch den Flug als igc-File mit aufzeichnet, oder einfach als GPS-Backup, das bei Bedarf auch noch piepen kann. Im folgenden gehe ich auf die einzelnen Funktionen nacheinander ein.


Die Variofunktion
Das  leGPSBip hat einen Vorgänger: das leBipBip (s. Test auf Lu-Glidz). Das umfasst im gleich großen Gehäuse nur ein Solarvario ohne GPS. Eine Besonderheit des leBipBip war und ist seine sehr hohe Empfindlichkeit bzw. sein sehr schnelles Ansprechverhalten. Bevor das XC-Tracer auf den Markt kam (das Daten von Beschleunigungs- und Lagesensoren integriert, um das Vario fast verzögerungsfrei piepen zu lassen), dürfte das leBipBip der vielleicht empfindlichste Höhenpiepser gewesen sein. Das leGPSBip hat dessen Variocharakter geerbt.

Allerdings muss man sich mit der Reaktivität und ihren Folgen erst anfreunden. Das leGPSBip setzt wie das leBipBip auf eine sehr kurze Integrationszeit der Druckdosenmesswerte. Entsprechend schnell werden Druckänderungen auch in Tonhöhenänderungen umgesetzt. Das sorgt zwar für ein schnelles Ansprechverhalten, aber auch einen schnellen Tonhöhenwechsel mit teils großen Sprüngen. Selbst verhältnismäßig ruhige Thermiken erscheinen einem vom Varioklang her schon mal wild und zerrissen. Bedient man zudem die Bremsen etwas grobmotorisch und fliegt die Thermikkreise nicht rund sondern zackig, treibt die damit verbundene Pendelei die plötzlichen Tonsprünge weiter an. Man kann sich daran gewöhnen und ob der hüpfenden Variomelodien in Gelassenheit üben. Doch manchmal würde ich mir beim leGPSBip in den Tonfolgen etwas mehr vornehme Unaufgeregheit wünschen.

Positiv ist, dass man die Varioakustik beim leGPSBip in vielen Punkten mit einem komfortablen Editor (s.u.) einstellen kann: Tonhöhe und Frequenzbereich; der Schwellwert, ab dem das Vario überhaupt das Steigen anzeigen soll; der Einsatzpunkt eines Sinktones; ja sogar eine Art Nullschieberton, der schon schwach steigende Luftmassen anzeigt, die aber das Eigensinken des Gerätes noch nicht ausgleichen. Leider fehlt ein Regler, um auch die schon genannte Integrationszeit variieren zu können. So muss man zwangsläufig mit der Sprunghaftigkeit der Variotöne leben.

Etwas störend ist, wie empfindlich das Vario des leGPSBip auf Spannungsschwankungen der Solarzelle reagiert. Ein kurzer Schattenwurf mit folgender Rückkehr der Sonne führt zu zusätzlichen Piepsern. Noch dramatischer wird es, wenn die Solarzelle zwischenzeitlich mal nur teils beschattet ist, während direkt daneben volle Sonne darauf trifft. Dann produziert das Vario kurzzeitige Kiekser und heulende Klänge. Das tritt zwar nur relativ selten auf, wirkt aber dennoch etwas verstörend. (Anm.: In einer neueren Firmwareversion, die ich nicht mehr getestet habe, soll dieses Problem angeblich behoben worden sein.)

Im direkten Vergleich zum XC-Tracer ist das leGPSBip übrigens fast so schnell und empfindlich in der Ansprache, aber eben nicht so exakt, ruhig und ausgeglichen. Dem XC-Tracer kommen hier die zusätzlich verarbeiteten Daten der Lage- und Beschleunigungssensoren zugute. Im leGPSBip ist zwar eine ganz ähnliche Technik eingebaut, doch werden hier die Sensoren bisher und entgegen den Angaben auf der Homepage nicht für die Variofunktion genutzt. Sie dienen de facto nur als "Tippschalter" für die Sprachausgabe (s.u.).


Die GPS-Funktion
Der Lieferumfang des leGPSBip: Verbindungskabel, Kurzanleitung,
Solar-GPS-Vario, Velcro-Pads. // Quelle: lebipbip.com
Das leGPSBip ist zwar sehr klein, aber in seinen GPS-Funktionen durchaus oho! Der eingebaute GPS-Chip kann nicht nur Daten der US-GPS-Satelliten empfangen, sondern auch von den Systemen Galileo und Glonass. Damit erreicht er eine besonders hohe Genauigkeit. Allerdings benötigt dieser sogenannte High-Performance-Modus viel Strom, und zwar  mehr, als die Solarzelle unter den schwankenden Lichtbedingungen im Flug zu liefern vermag. Bei meinen Tests hielt der Akku in diesem Fall weniger als zwei Stunden durch (GPS im high-performance-mode, Tracking im 1-Sekunden-Takt, Vario auf voller Lautstärke, regelmäßige Audio-Ausgabe).

Im Flugalltag dürfte es empfehlenswert sein, im Sinne des Energiesparens und längerer Laufzeiten auf den High-Performance-Mode zu verzichten und nur die einfache GPS-Einstellung zu wählen. Für eine klassische igc-Aufzeichnung  für Streckenflüge ist das auch völlig ausreichend. Wer sehr lange Flüge plant, sollte allerdings auch das Aufzeichnungsintervall eher größer wählen, z.B. nur einen Punkt alle zehn Sekunden - wiederum um Strom zu sparen.

Das leGPSBip zeichnet die Positionsdaten sowohl als IGC- als auch als kml-Datei auf. Die IGC-Daten sind validiert und für alle XC-Contests verwendbar. Die Dateien können sehr einfach aus dem Gerät ausgelesen werden. Hierfür muss man das Vario nur per USB-Kabel an den Computer anschließen. Es wird als externes Laufwerk erkannt. Dort sind dann in einem Flug-Ordner mit weiteren Unterordnern (nach Monaten sortiert) die Flugdaten gespeichert.

Insgesamt ist die GPS-Funktionalität des leGPSBip für ein Gerät dieser Bauart sehr gut gelöst. Störend ist nur eine Eigenschaft: Der verwendete GPS-Chip braucht im Vergleich zu anderen Geräten sehr lange, um nach dem Einschalten seine erste Position zu finden. Vor allem wenn das Gerät längere Zeit nicht verwendet wurde oder wenn man seinen Standort über größere Distanzen hinweg verändert hat, kann das schon mal mehr als eine Viertelstunde dauern. Diese Wartezeit sollte man vor einem Flug mit einrechnen.

Das Blöde dabei ist, dass die Suche nach dem GPS-Fix richtig viel Strom frisst - wieder einmal mehr, als die Solarzelle hergibt. Ist der eingebaute Akku nicht ausreichend vorgeladen, kann es sogar passieren, dass allein die lange Positionssuche des GPS den Akku völlig entleert. Dann ist das Gerät nicht einmal mehr als reines Vario (ohne GPS) verwendbar, weil es sich nach dem Einschalten gleich wieder abschaltet.


Akustik und Sprachausgabe
Das kleine leGPSBip glänzt es mit einer unerwartet guten Akustik. Der eingebaute Mini-Lautsprecher liefert ein angenehm volltönendes Variopiepsen. Es erreicht zwar nicht die sonoren Qualitäten eines großen Skytraxx-Varios (das in Sachen Varioklang in meinen Ohren derzeit die Referenz darstellt), schlägt aber ein XC Tracer in dieser Disziplin deutlich. Der Varioklang ist angenehm und selbst in mittlerer Lautstärkestufe bei Montage auf dem Cockpit schon gut zu hören. Nutzt man auch die Sprachausgabe des Gerätes, wird man allerdings gezwungen, die Lautstärke auf maximal zu stellen. Das gesprochene Wort dringt im Fahrtwind weitaus schlechter durch als reine Pieplaute. Die hohe Lautstärke frisst freilich auch wieder mehr Strom.

Die Sprachausgabe (auch auf Deutsch möglich) ist übrigens ein wirklich gelungenes Feature. Man kann in den Settings voreinstellen, wann das Vario automatische Angaben zu Höhe und Geschwindigkeit machen soll: z.B. jeweils nach 100 Metern Höhengewinn bzw. Verlust oder nach 1000 Meter zurückgelegter Distanz. Beim Kurbeln ist das sehr angenehm, wenn man sich zum Beispiel, um unter einem Luftraumdeckel zu bleiben, gezielt 1300 Meter als Grenze gesetzt hat, um einen Bart zu verlassen. Man muss nicht ständig eine Vario-Anzeige im Blick behalten, sondern hört einfach nur hin, bis die freundliche Frauenstimme einem diesen Wert zuruft.

Die aktuellen Werte lassen sich auch abseits der gewählten Höhenstufen jederzeit vorsagen, indem man einfach kurz doppelt an das Vario klopft. Der eingebaute Beschleunigungssensor erkennt diese Erschütterung und lässt daraufhin ebenso die Stimme ertönen.

Vermisst habe ich bei der Sprachausgabe die Option einer groben Richtungsangabe zur Geschwindigkeit. Gerade bei Starkwindverhältnissen wäre es manchmal wichtig zu wissen, ob es mit 5 km/h noch vorwärts nach Nordost oder schon rückwärts nach Südwest geht.


Einstellbarkeit
Das Konfigurationsprogramm des LeGPSBip ist sehr einfach
zu bedienen. // Quelle: lebipbip.com
Das leGPSBip lässt sich in vielen Details von der Varioakustik bis hin zu GPS-Aufzeichnungsformen konfigurieren. Hierfür dient ein kleines Programm, das einfach als HTML-Datei in jedem Webbrowser aufgerufen werden kann. Der Konfigurator ist übersichtlich und sehr einfach zu bedienen.

Sehr positiv fällt auf, dass man bis zu drei verschiedene Nutzerprofile im leGPSBip hinterlegen kann. Beim Einschalten des Gerätes kann man dann zwischen diesen Profilen auswählen. Das ist zum Beispiel interessant, um am Gerät ganz nach Bedarf ein sehr stromsparendes (große GPS-Intervalle für lange Streckenflüge) oder sehr genaues Datensammeln (z.B. für das Erfliegen von Polaren) vorzuwählen.


Konnektivität
Das leGPSBip lässt sich auch als externes Vario und GPS-Maus für E-Reader á la Kobo mit Flugsoftware verwenden. Die Daten werden dabei nicht wie beim XC Tracer per Bluetooth, sondern nur per USB-Kabel an den Reader gesendet. Diese Funktionalität habe ich allerdings nicht getestet und kann deshalb keine Angaben dazu machen. Ich würde allerdings empfehlen, bei einem solchen Setting von Anfang an eine externe Stromquelle mit einzuplanen, was ein speziell gegabeltes USB-Kabel voraussetzt.


Energiemanagement
Die solare Energieversorgung ist eine große Attraktion, aber auch eine große Schwachstelle des leGPSBip. Denn die Solarzelle erweist sich meiner Praxiserfahrung nach als nicht groß genug, um im Flugalltag stets ausreichend Strom für Vario und GPS zu liefern. Hier muss zwangsläufig der eingebaute Akku einspringen. Doch auch dessen Kapazität reicht nicht aus, damit das Gerät bei Einsatz all seiner technischen Möglichkeiten (high-perfomance GPS, sehr kurz Tracking-Intervall, Nullschieberton, regelmäßige laute Sprachausgabe) einen Flug über mehr als zwei Stunden durchhalten könnte.

Wer mit dem leGPSBip wirklich lange Flüge machen und kein Risiko eingehen will, dass die GPS-Aufzeichnung auf der Hälfte abbricht, ist gezwungen, möglichst stromsparende Einstellungen zu wählen. Dann sind freilich auch Flüge von sechs und mehr Stunden drin.

Allerdings bleibt es empfehlenswert, das Gerät für eine ausreichende Betriebssicherheit vor einem Flugtag immer voll aufzuladen und nicht auf die Solarzelle zu vertrauen. Diese Einschränkungen machen das leGPSBip eben nicht zu einem Einfach-im-Rucksack-immer-dabei-Gerät, um das man sich nicht mehr zu kümmern braucht, wie es bei klassischen "reinen" Solarvarios der Fall ist.

Wenn man beim Einschalten die Sprachmeldung bekommt: "Batterie: 30 Prozent" und man dann befürchten muss, dass diese Restkapazität möglicherweise nicht ausreicht, um einen langen GPS-Fix abzuschließen, kommen Zweifel auf: Hätte der Konstrukteur dem leGPSBip nicht doch ein etwas größeres Gehäuse spendieren sollen, um eine etwas leistungsfähigere Solarzelle und Akku darin unterzubringen? Denn der ansonsten in vielen Punkten vorbildlichen Funktionalität des Gerätes hätte das keinen Abbruch getan.


Fazit
Das Mini-Vario leGPSBip glänzt mit vielen Features: Klein, solarbetrieben, GPS, igc-Aufzeichnung, einzigartige Sprachausgabe, sehr empfindliches Vario. Der Alltagsbetrieb verlangt aber auch Kompromisse. Dazu gehören sprunghafte Variomelodien und des öfteren sehr lange Wartezeiten bis zum GPS-Fix. Außerdem muss man - vor allem wenn man längere Flüge damit plant - trotz Solarzelle durchaus die Grenzen der Stromversorgung im Blick behalten und stets daran denken, das Gerät vor einem Flugtag besser vorab voll aufzuladen und stromsparende Grundeinstellungen zu wählen. Als alleinigem Gerät zur Dokumentation mehrtägiger Hike-and-Fly-Touren ohne Zusatzakku würde ich dem leGPSBip vom Energiemanagement her nur ungern vertrauen. Als kleines Zweit- und Ersatzvario mit GPS-Backup und Sprachausgabe als Zusatznutzen ist diese Lösung aber durchaus attraktiv.


Das leGPSBip gibt es direkt im Online-Shop des Herstellers zu kaufen. Der UVP liegt bei knapp 250 Euro. Aktuell gibt es darauf 15% Rabatt. Der Versand ist weltweit kostenlos.


In eigener Sache: Ausführliche Tests wie dieser verlangen viel Zeit und Aufmerksamkeit. Wenn Du den Text als hilfreich empfunden hast, dann sei doch so freundlich, die Arbeit von Lu-Glidz als Förderer zu unterstützen.

Triplesevens Deutschlandoffensive

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Der slowenische Hersteller Tripleseven will in Deutschland und Österreich bekannter werden, unter anderem mit Testivals bei Vereinen. Der Mann dafür heißt David Hünig.

David Hünig ist neuer Kontaktmann von Tripleseven für Deutschland
und Österreich. // Quelle: Tripleseven
Anfang März hatte sich Tripleseven die Dienste von Ex-UP-Marketingmann Mads Syndergaard gesichert (Lu-Glidz berichtete). Und der erkannte schnell: Vor allem auf dem deutschen und österreichischen Markt ist die Marke noch zu wenig bekannt. Also machte er sich auf die Suche nach einem geeigneten Repräsentanten und wurde fündig.

David Hünig unterstützt ab sofort als deutscher Ansprechpartner die Händler, unter anderem mit einem großen Sortiment an Demo-Schirmen und Material für Testivals.

Allerdings will Tripleseven auf diese Weise nicht nur auf den großen Testivals wie zum Beispiel Ende Mai in Kössen stärker und vor allem deutschsprachig präsent sein. "Wir wollen auch Vereinen, Händlern und Schulen die Möglichkeit bieten, ein Triple-Seven-Testival in ihren eigenen Fluggeländen zu organisieren", sagt David.

Wer Kontakt aufnehmen will, kann das über folgende Adresse tun:
David Hünig
Stauffenbergallee 21
01099 Dresden
Email: david [ät] 777gliders.com
Telefon: +49 157 8048 6669


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