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Test: Schleppklinke Easy Quick T

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Die teilbare Easy Quick T Schleppklinke glänzt wie die schon getestete Easy Quick mit einem einfachen Auslösemechanismus. Das Konzept kann aber nicht rundum überzeugen. 

Die Easy Quick T ist teilbar und damit auch mit Frontcontainer-
und Liegegurtzeugen kompatibel. // Quelle: schleppklinke.de
Bereits im vergangenen Jahr hatte Lu-Glidz die Schleppklinke Easy Quick getestet. Es ist eine Gurtbandklinke mit einem sehr einfachen Einhänge- und Auslösemechanismus. Damals schrieb ich: "Bei der Easy Quick muss man nur eine kurze Seilschlaufe über einen Metallzapfen legen und mit einer Schiebehülse sichern, schon ist die Klinke geschlossen. Zum Lösen des Seiles wird einfach die Hülse wieder zurück gezogen, schon kennt das Schleppseil kein Halten mehr." 

Dank dieser hohen Bedienungsfreundlichkeit bekam die Easy Quick von mir ein gutes Urteil, allerdings mit kleinen Einschränkungen. Denn die Easy Quick ist so gebaut, dass sie nach dem Auslösen sich nicht wie andere Gurtbandklinken teilt. Wer mit einem Cockpit, einem Frontcontainer oder einem Liegegurtzeug mit eingebautem Cockpit fliegt, könnte Probleme bekommen, weil sich die Klinke bei eingehängter Vorbeschleunigung um diese Vorbauten spannen kann und dann unter Umständen den nutzbaren Beschleunigungsweg verkürzt.

Um dieses Problem zu lösen, hat Dietmar Mathes nun auch eine teilbare Variante der Easy Quick entwickelt: die Easy Quick T. Sie bietet vom Grundaufbau her die gleichen guten Features wie die Easy Quick: farbcodierte Einhängeschlaufen für rechts und links; die Möglichkeit zur Vorbeschleunigung des Schirmes während des Schlepps; ein Rückhaltegummi, damit einem die Aluminiumhülse der Klinkenkupplung bei einem Seilriss nicht gefährlich entgegen sausen kann; und eben diesen simplen, sehr einfach und sicher zu bedienenden Auslösemechanismus. Hinzu kommt nun, dass die Easy Quick T nach dem Klinken in zwei getrennte Hälften "zerfällt" und somit nichts mehr stören und blockieren kann. Auch der Einstieg ins Gurtzeug bei schon montierter Klinke bleibt damit völlig unbehindert. So weit, so gut und lobenswert!


Verschiebbarer Zugpunkt
Beim Schleppen ist eine Eigenschaft der Easy Quick T erst einmal ungewohnt. Das Schleppseil wird an einer sehr langen Seilschlaufe eingehängt, auf dem es sich dann ein Stück weit frei hin und her verschieben kann. Der Pilot muss sich also durchaus aktiv zur Winde hin ausrichten, damit der Zug mittig ansetzt. Über die Position des Schleppseilkarabiners hat man so freilich eine gute optische Kontrolle, ob man im korrekten Winkel auf die Winde zufliegt. 

Der mögliche seitliche Versatz des Zugpunktes hat auch Vorteile: Starts mit Seitenwind werden erleichtert, weil die Zugkräfte samt Vorbeschleunigung, anders als bei üblichen Gurtbandklinken, von Anfang an auf beide Karabiner gelenkt werden und so ein harmonisches Aufziehen unterstützen, selbst wenn der Pilot erst einmal schräg zur Winde steht. Wenn jetzt der Pilot im Startlauf seinen Schirm noch sauber auf die Winde ausrichtet und erst "Start" ruft, wenn das Schleppseil sichtbar mittig an der Klinkenschlaufe angreift, fördert das sogar die Sicherheit und Startkultur!

Der eigentliche Schlepp und das Auslösen der Klinke sind dann im Normalfall völlig problemlos. Leider habe ich bei meinen Testschlepps auch zwei weniger überzeugende Eigenschaften der Easy Quick T kennengelernt.


Sicherheitsmängel
Ein Problem zeigt sich beim Klinken unter Last: Die Easy Quick T löst dabei zwar ebenso sicher aus wie normal, doch der starke Zug kann eine Art Peitscheneffekt der langen Einhänge-Seilschlaufe bewirken. Das linke Gurtband samt Seilschlaufe wird Richtung Pilot geschleudert, möglicherweise noch verstärkt durch den Zug der eingehängten Vorbeschleunigung. Die Seilschlaufe ist dabei so lang, dass sie bis über den Kopf des Piloten reicht. Mir hat in einer solchen Situation die Seilschlaufe der Klinke heftig auf den Helm geklatscht und dabei fast noch die Brille von der Nase gerissen. Ob hier ein zweites Rückhaltegummi (nicht nur eins auf der Seite der Schiebehülse, sondern auch auf der Klinkenhälfte mit dem Seilschlaufe) helfen könnte, habe ich nicht getestet.

Ein zweites Problem zeigte sich, als ich nach dem Schlepp das Seil nicht sofort ausklinkte, sondern testweise mit eingehängtem Seil weiter flog. Hierbei zog das Schleppseil die Klinke auf eine Seite des Gurtzeuges, und zwar so, dass der Auslösemechanimus unter meinem Cockpit "verschwand" und damit nicht mehr im Sichtfeld lag. Blind tastend in gleichzeitig turbulenter Luft war es mir nicht möglich, die Klinke sofort auszulösen. Mit einer klassischen Gurtbandklinke wie der SK 2, bei welcher der rote Auslösegriff immer sichtbar in der Nähe der Karabiner bleibt, wäre so etwas nicht passiert! 


Fazit: Mit der Easy Quick T bietet Dietmar Mathes eine interessante Alternative zu anderen teilbaren Gurtbandklinken. Der simple Einhängemechanismus ist eine Wohltat gegenüber dem typischen Seilgefummel vieler anderer Klinken. Der verschiebbare Zugpunkt erleichtert das Schirmaufziehen bei Seitenwind und das Ausrichten auf die Winde im Flug. Leider hat das Konzept mit der langen Seilschlaufe die Kehrseite, dass die Klinke einen gefährlichen Peitscheneffekt beim Auslösen unter Last entwickelt. Ebenso besteht beim Fliegen mit einem Cockpit das Problem, dass der Auslösemechanismus aus dem Sichtfeld des Piloten geraten kann. Beide Sicherheitsmängel dürften im normalen, geregelten Schleppbetrieb zwar nur selten auftreten. Im ersten Fall könnte sich das Problem möglicherweise mit einem zusätzlichen Rückhaltegummi beheben lassen. Allerdings würde ich das Problem des möglichen Verlustes der Sicht auf die Auslösehülse so einschätzen, dass ich die Easy Quick T zumindest für Piloten, die mit einem Cockpit oder Frontcontainer fliegen, nicht empfehlen würde.


Die Easy Quick T kann wie die Easy Quick über den Webshop von Dietmar Mathes auf www.schleppklinke.de bestellt werden. Die aktuellen Preise liegen bei 95 bzw. 89 Euro.

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X-Alps 2017: Der Adler ist gelandet

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Chrigel Maurer gewinnt zum 5. Mal in Folge die X-Alps. Der Zweitplatzierte Benoit Outters fliegt sogar bis ins Ziel. Den anderen bleibt bis Freitagvormittag Zeit, um Monaco zu erreichen.
So sehen Sieger aus, fertig aber glücklich: Der Zweitplatzierte Benoit Outters
und X-Alps-Champion Chrigel Maurer. // Quelle: Redbull / Zoom / Ulrich Grill 

Es waren quälende 16 Kilometer für Chrigel Maurer von seinem letzten Landepunkt am Strand bei Ventimiglia hinauf zum Gipfel des Peille, dem offiziellen Zielpunkt der Redbull X-Alps. Das entzündete rechte Knie schmerzte und die Anstrengung von elf Tagen Rennen steckten in den Muskeln und Knochen. Doch die Zuversicht, auch seine fünfte X-Alps in Folge zu gewinnen, trieb in vorwärts. 10 Tage, 23 Stunden und 23 Minuten nach dem Start war er am Ziel seiner Träume.

Dort konnte er dann entspannt beobachten, wie nur 1,5 Stunden später sein französischer Verfolger Benoit Outters sogar das Kunststück vollbrachte, den letzten Turnpoint fliegend zu erreichen. Der abschließende Flug zum Floß (dieses Jahr am Strand) wurde für den Donnerstag Abend angesetzt. Chrigels Touchdown erfolgte genau um 19 Uhr. Dem Reglement zufolge bleiben den weiteren Verfolgern bezogen auf Chrigels Ankunft in Peille noch 24 Stunden, um es selbst noch bis Monaco zu schaffen (zu verfolgen im Livetracking). Offiziell geht das Rennen jetzt um 10.53 Uhr am Freitagvormittag zu Ende.

Die X-Alps 2017 waren mit 1138 km Strecke die längsten der X-Alps-Geschichte, beinhalteten die meisten Querungen des Alpenhauptkammes und waren dafür nur selten mit wirklich guten Flugbedingungen gesegnet. Doch am Ende lautete Chrigels Urteil: "Es waren eigentlich ganz durchschnittliche X-Alps." Diese Aussage bezog er auf seine Rechnung, dass die guten Piloten bei allen früheren X-Alps typischerweise 100 km pro Tag zurücklegten (bezogen auf die direkte Linie über die Turnpoints), was so auch 2017 in etwa aufging.

Allerdings ist Chrigel nicht einfach nur ein "guter" Pilot. Mit seinem 5. Triumph hat er einmal mehr sein Ausnahmetalent bewiesen und seinen Platz in den Annalen der Gleitschirmgeschichte gesichert.


Die Unantastbarkeit ist dahin
Dennoch zeigte der Verlauf und der Ausgang des Rennens auch: Unantastbar oder uneinholbar ist der Adler vom Adelboden nicht (mehr). Sein Vorsprung war nie wirklich komfortabel, zwischenzeitlich lag sogar der Franzose Gaspard Petiot kurze Zeit vorn. Dass dieser bei einer Landung von einer Böe erfasst und gegen eine Mauer geschleudert wurde, wobei er sich das Handgelenk brach und ausschied, war nicht nur für Petiot selbst, sondern für den Rennverlauf allgemein tragisch. Denn einen so furios fliegenden Verfolger, der für Spannung sorgte, hatte Chrigel in den Vorjahren nie so dicht im Nacken.

Vielleicht gehört die Zukunft der X-Alps ja auch Nachwuchstalenten wie dem Zweitplatzierten Benoit Outters. Der Franzose ging als Rookie und mit erst fünf Jahren Flugerfahrung ins Rennen. Aber als erfolgreicher Triathlet, Ultramarathonläufer, Bergführer und Südalpen-Streckenflieger vereinigt er alles, was ein guter X-Alps-Athlet braucht.

Was bleibt sonst von den X-Alps 2017 in Erinnerung? Bilder von sagenhaften Landemanövern von Paul Guschlbauer oder Benoit Outters zum Beispiel (die Links führen zu den Videos). Verpixelte Bilder der Facebook-Live-Videos, welche viele Piloten und Supporter immer wieder einspielten, sogar aus der Luft. Sie sorgten für große Nähe zu den und viel Sympathie für die Athleten und ermöglichten Einblicke in die jeweiligen Taktiken.

Beeindruckend die stets eigenwillige und solitäre, aber im Rückblick dennoch sehr effiziente Linienwahl des Neuseeländers Nick Neynens (bestes Verhältnis von Flug- zu Laufstrecke aller Teilnehmer). Auf der anderen Seite war die häufige Pulkfliegerei des Verfolgerfeldes um Pal Takats, Manuel Nübel, Pascal Purin, Stanislav Mayer und Ferdi van Schelven ein Augenschmaus im Livetracking.

Nicht zu übersehen: Die Supporterteams werden immer professioneller. Viele Teams reisten mit größerem Gefolge, hatten externe Berater für Wetter- und Routing-Fragen und brachten für die Piloten auf manchen Strecken sogar einen zweiten, erfahrenen Flügelmann als Vor- und Begleitflieger an den Start.


Die X-Alps und die Zukunft
Die Frage ist nun, wie die Veranstalter die X-Alps für eine zu erwartende nächste Ausgabe 2019 weiterentwickeln könnten? Noch länger und potenziell lauf-intensiver sollte die Strecke kaum werden. Schon jetzt kamen viele Athleten, trotz durchtrainierter Körper, hart an ihre Grenzen. Diverse Ausfälle mit Knie- und Knöchelbeschwerden (Aaron Durogati, Stephan Gruber, Krischa Berlinger, David Liano Gonzalez) oder schlicht Erschöpfung (Manuel Nübel) zeugen von der Härte des Rennens. Optionen wie der Nightpass wurden selten intensiv genutzt und brachten den Piloten kaum Vorteile. Der Schlafmangel forderte später seinen Tribut.

Vielleicht wäre es an der Zeit, auch bei den X-Alps zur Sicherheit der Piloten wie in anderen großen Wettbewerben nach fünf Renntagen einen obligatorischen Ruhetag einzuführen.

Interessant wird auch zu beobachten, welche neuen Impulse die X-Alps 2017 wiederum für die Gleitschirmszene allgemein liefern werden. Dass immer mehr große XC-Strecken mit Alpenüberquerungen geplant und geflogen werden, ist ja in diesem Jahr schon manifest.

Technisch auffällig war der Trend zu mehr Zellen, mehr Streckung und somit mehr Leistung bei den X-Alps-Schirmen. Die vorderen Plätze blieben aber (noch?) den Dreileinern vergönnt. Neues war auch bei den verwendeten Rucksäcken zu sehen, von denen viele aus extrem leichtem, halbtransparenten, wasserdichtem und hochfestem Cuben bestanden. Wird dieser Stoff demnächst als Außengewebe für handelsübliche Hike&Fly-Rucksäcke den Markt erobern? Und was ist mit den extra breiten oder auch geteilten Schultergurten, die bei manchen Teilnehmern zu sehen waren? Haben sie sich zur besseren Lastverteilung bewährt?


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Bassanos neuer Startplatz

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Am Monte Grappa gibt es ab sofort einen neuen Startplatz mit Ausrichtung Süd/Südwest. Er heißt Camol und liegt auf 1200 Meter Höhe.

Der neue Startplatz Camol in Bassano.
// Quelle: Facebook, Vivere il Grappa
Bassano ist eins der beliebtesten Fluggebiete der Alpen. Zu Stoßzeiten wie beispielsweise um Ostern herum sind dort die Startplätze und der Luftraum davor allerdings hoffnungslos überfüllt. Der neue Startplatz "Camol" könnte hier künftig die Situation etwas entspannen helfen. Zudem bietet er bei stabilen Bedingungen einen direkt höheren Einstieg in die Thermik.

Camol liegt auf 1200 Meter Höhe. Um ihn zu erreichen, muss man an den schon bekannten Startplätzen Stella Alpina, Bepi und Cassette vorbei in Richtung Cima del Grappa weiterfahren, und zwar bis 800 Meter hinter die Kurve Nr. 21. Geparkt wird an der "Baita Camol". Von dort muss man zu Fuß 400 Meter auf dem Wanderweg Nr. 100 Richtung Cima del Grappa vorlaufen. Der Startplatz liegt auf einer abfallenden Wiese.

Das Touristenkonsortium Vivere il Grappa stellte den neuen Startplatz kürzlich auf seiner Facebook-Seite vor.

Die GPS-Koordinaten von Camol sind: 45°50'24.3"N, 11°47'06.1"E

WM 2017: Frankreich räumt ab

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Bei der Gleitschirm-WM 2017 haben französische Piloten die Einzel-, Frauen- und Nationenwertung gewonnen. Ex-Weltmeister Deutschland schafft es auf Platz 18. 

Neuer Weltmeister 2017: Pierre Remy aus Frankreich.
// Quelle: Monteavena2017.org
Pierre Remy heißt der neue Gleitschirm-Weltmeister 2017. Der Franzose, Konstrukteur der Marke Nervures (im Wettbewerb aber mit einem Enzo 3 unterwegs), hatte zwischenzeitlich schon immer wieder in Führung gelegen und behielt auch im letzten Task die Nerven. Bei den Frauen setzte sich die für Frankreich fliegende Japanerin Seiko Fukuoka Naville mit deutlichem Vorsprung an die Spitze. Die Nationenwertung ging, ebenso mit gutem Vorsprung, an Frankreich.

Hier die Ergebnisse der jeweiligen Wertungen, unter Nennung der jeweils bestplatzierten Piloten deutschsprachiger Länder:

Overall:
1. Pierre Remy (FRA)
2. Guy Anderson (GBR)
3. Honorin Hamard (FRA)
7. Alexander Schalber (AUT)
16. Adrian Hachen (SUI)
30. Torsten Siegel (GER)

Frauen:
1. Seiko Fukuoka Naville (FRA/JAP)
2. Kari Elis (AUS)
3. Silvia Buzzi Ferraris (ITA)
4. Emanuelle Zufferey (SUI)
10. Yvonne Dathe (GER)

Nationen:
1. Frankreich
2. Slowenien
3. Schweiz
12. Österreich
18. Deutschland

Die WM kann mit 10 von 11 geflogenen und gewerteten Tasks als sehr erfolgreich gelten. Dennoch stellte das Wetter die Piloten immer wieder vor Herausforderungen. Unten heraus sehr stabil, nach oben allerdings häufig recht labil - so waren die Verhältnisse an vielen Tagen. Das verlangte häufig gutes Taktieren, Umschalten zwischen Race- und Überlebensmodus etc. Viele Piloten hatten mit diesen Meteo-Launen ihre Schwierigkeiten.

Die deutsche Mannschaft kann dafür als gutes (Negativ-)Beispiel dienen. Mit hohen Erwartungen als amtierender Weltmeister nach Feltre gereist, wuchsen schnell die Selbstzweifel, weil ständig ein Großteil der Mannschaft früh am Boden stand. Einzig Task 9 diente als Seelentröster, als Deutschland mit Pepe Malecki, Torsten Siegel und Marc Wensauer gleich das komplette Tagespodium stellte. Am Ende kam Deutschland dennoch nur auf den enttäuschenden Platz 18.

Gelegenheit zur Wiedergutmachung bietet die nächste EM 2018 in Portugal oder die WM 2019 in Mazedonien.


Wer sich weiter über einzelne Tasks und die Berichte der Mannschaften darüber informieren will, hier die wichtigsten Links:

Vom Veranstalter:
Homepage | Airtribune | Pilotenliste | Facebook | Ergebnisse

Livetracking:
Livetrack24 | Airtribune | Flymaster

Teamberichte:Deutschland | Schweiz | Österreich

Medien:
DHV-TV | Tagboard (Sammlung von Facebook, Twitter und Instagram-Posts)



Schirmtest: Gin Explorer

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Der Gin Explorer ist ein leistungsstarker high-end EN-B in Leichtbauweise. Das Konzept könnte nicht nur streckenhungrigen Hike-and-Fly-Piloten gefallen.  
Groundhandeln mit dem Explorer vor der Sonnenspitze in Lermoos.
Die im folgenden beschriebenen Eindrücke zum Gin Explorer habe ich in 15 Flug- und Groundhandlingstunden unter unterschiedlichen Bedingungen in der Eifel und im Zillertal gewonnen. Geflogen bin ich den Explorer in der Größe S (75-95 kg) mit rund 92 kg Startgewicht. Das Gurtzeug war ein Karpofly Extra Light (Liegegurtzeug). Der Schirm wurde mir für den Test freundlicherweise von Michael Sigel von Gin zur Verfügung gestellt.

Als Gin 2013 seinen Carrera in der B-Klasse herausbrachte, schlugen die Wellen hoch. Ein Schirm mit einer Streckung von 6,2 sollte doch in die C-Klasse gehören! Von den eigentlichen Leistungswerten war der Carrera auch eher in der Sportklasse angesiedelt. So bekam der Carrera, zumindest im deutschsprachigen Raum, mit der Zeit einen etwas zweifelhaften Ruf.
Gin allerdings war von dem Konzept überzeugt und arbeitete daran es zu entschärfen und einer größeren B-Pilotengruppe zugänglich zu machen. Der Carrera+ zeigte, was in dieser Hinsicht schon allein mit einer etwas geänderten Trimmung erreicht werden kann. Der neueste Wurf aus dieser Designreihe ist der Explorer. Hier setzte Gin konsequent auf Leichtbau, werkelte aber auch am Außenflügel, dem Innenaufbau und der Abspannung, um so einen Leistungs-Wohlfühlschirm zu schaffen, der noch eindeutiger als B-Schirm akzeptiert werden kann. Ob dieses Versprechen stimmt, wollte ich mit meinem Test herausfinden.

Der Explorer bietet ein interessantes Konzept. Es ist ein Hybrid aus Leicht- und Alltagsschirm, der in der Größe M knapp unter 4 kg bleibt. Die Kappe ist aus 32er- (Eintrittskante) und sonst 27er-Tuch von Porcher genäht und besitzt ein recht komplexes Innenleben mit mehreren Querbändern über die ganze Breite. Der 3-Leiner kommt ebenfalls auf ganzer Breite mit einer kurzen D-Gabel daher, was der Profiltreue in turbulenteren Verhältnissen dient.


Der Explorer erreicht mit einer Streckung von 6,1 eine
imposante und sportliche Erscheinung für einen EN-B
Starten: Das Starten mit dem Explorer ist trotz der höheren Streckung in den meisten Fällen einfach. Die Leinen sind alle unummantelt, auf der B-Ebene aber eingefärbt. Sie fallen gut auseinander und lassen sich einfach sortieren. Die Kappe sollte betont bogenförmig ausgelegt, vor allem für den Vorwärtsstart, und nur mit den inneren, roten A-Gurten aufgezogen werden, sonst steigen die Außenflügel voran. Konstant wenig Zug und nur ein kleiner Impuls am Anfang reichen aus, damit die leichte Kappe ohne Tendenz zum Hängenbleiben bis in den Scheitel steigt. Solange man nicht stärker an den Gurten zieht, braucht es kaum Bremseinsatz, um die Schirm sauber über dem Kopf abzustoppen.
Bei Starkwind wird der Explorer deutlich anspruchsvoller für den Piloten. Die C-Gurte sind geteilt, der äußere C-Gurte sitzt auf einem Durchläufer. Entsprechend schwerer fällt es, zur Kontrolle oder für einen schnellen Stall im Bedarfsfall (z.B. Gefahr des Aushebelns bei einer Böe) schnell die komplette C-Ebene zu greifen. Wer nur die Haupt-C-Gurte erwischt, hat es schwer, den Schirm darüber sauber zu steuern und schnell zu stallen. Der Kraftaufwand ist relativ groß. Auf Bremsinputs reagiert der Explorer am Boden deutlich schneller. Allerdings wird man den Schirm wegen des Leichttuches auch nicht für ausgiebige Bodenspielereien hernehmen wollen.
Positiv fällt auf, dass der Explorer auch bei stärkerem Wind und trotz Leichttuch gut am Boden zu halten ist. Greift man neben C- auch noch den B-Gurt und zieht in etwas zu sich heran, faltet sich die Kappe gut in sich zusammen und zerrt dann auch in bei kräftigeren Böen kaum noch an den Leinen. Wer unaufmerksam ist und die äußeren C-Leinen nicht mit greift, der wird häufiger erleben, dass die Ohren nach innen umschlagen und dann etwas aufwendiger aus den Leinen gezogen werden müssen. Hier hilft es, dass die Stabilo-Leine nicht nur an den Leinenschlössern, sondern auch auf dem ersten Meter farbig ummantelt und so markiert ist, um das Ohr wieder aus den Leinen zu befreien.
Die Abhebegeschwindigkeit des Explorer ist vergleichsweise hoch. Bei Nullwind muss man zwei, drei Schritte mehr machen als mit manch anderen, etwas großflächigeren Kappen.
Cobra-Start ist möglich, ist allerdings nicht die Stärke des relativ flach gebauten Explorer.
Vorbildlich verhält sich der Schirm an der Winde. Hier steigt er gut, sehr spurstabil und ohne störendes Rollen.

Ein übersichtlicher Tragegurt mit einem ebenfalls übersichtlichen
Leinenkonzept. Haupt-A-Gurte sind rot abgesetzt.
Landen: ebenfalls problemlos. Angesichts der guten Gleitleistung des Schirmes hatte ich bei sauber "ausgeflogenen" Landungen allerdings ein etwas längeres Ausflaren erwartet. Da setzen andere High-B-Schirme im Bodeneffekt den Speed deutlich besser in Höhe bzw. Gleitstrecke um.

Bremsen: Die Bremsen des Explorer haben knapp zehn Zentimeter Vorlauf, der sich mit einer halben Wicklung ausgleichen lässt. Allerdings sind die Bremsgriffe für diese Haltung nach meinem Empfinden etwas zu klein geraten. Aber das ist Geschmackssache. Die Bremsen setzen weich ein und zeigen im üblichen Zugbereich einen mittleren, nie ermüdenden Bremsdruck. Der im Normalflug nötige Arbeitsbereich fällt für einen B-Schirm angenehm kurz aus. Im Gegensatz dazu sind die Steuerwege bis zum Strömungsabriss (im Flug) sehr lang. Hier hat der Schirm erstaunliche Sicherheitsreserven, die dem Piloten z.B. bei engen Toplandungen zugute kommen. Allerdings vermittelt die Bremse allein wenig direkten Kontakt zum Flügel (s. Kappenfeedback). Es braucht Zeit, bis man als Pilot lernt, die nur sehr subtilen Druckänderungen an der Bremse mit dem Flugzustand der Kappe in Verbindung zu bringen.
Der Explorer hat keine Rollen, sondern nur Keramikringe als Bremsleinenführung. Das funktioniert in diesem Fall sehr gut. Gestört hat mich, dass Gin eine sehr dünne Bremsleine verbaut hat. Je nachdem wie man greift und wickelt, drückt und schneidet sie leicht in die Haut ein. Hier hätte ich mir, zumindest für die unteren 1,5 Bremsleinenmeter, dickeres Material gewünscht.

Der Explorer besitzt einige lange C-Wires für die Profilgüte.
Im Bild habe ich die Länge mal markiert. Beim Packen erweisen
sie sich allerdings nicht als störend. Das Packmaß ist sehr klein.
Kappenfeedback: Der Explorer gehört im Rund der B-Schirme zu den eher plapperfreudigen Charakteren, ohne dabei nervös zu wirken. Die Infos erhält der Pilot maßgeblich über die Tragegurte, kaum über die Bremsen.
Auffällig ist, dass der Außenflügel vergleichsweise schnell eingestellt ist. Das führt dazu, dass er am Thermikrand häufiger einmal leicht unterschneidet und dann die äußeren Zellen einklappen. Über die Bremse ist dieses "Ohrenwinken" im Ansatz kaum spürbar, man merkt es als Pilot erst, wenn das Ohr wieder aufschnalzt. Wer so etwas nicht gewohnt ist, wird das als störend und beunruhigend empfinden. Im Verlauf meiner Testflüge musste ich allerdings feststellen, dass ich zum Ende hin deutlich weniger dieser Ohrenklapper hatte als am Anfang. Man kann dieses kurze Beschleunigen der Außenflügel durchaus subtil im Gurtzeug spüren und dann noch abfangen.
Überhaupt ist der Explorer ein Flügel, der mit kleinen Signalen ungeheuer viel über die feinen Strömungen der umgebenden Luft anzeigt. Das habe ich bisher bei keinem anderen B-Schirm so deutlich erlebt. Bei der Thermiksuche zieht es ihn fast magisch zum Steigen hin, ohne dabei verstörend zu gieren. Das ist schon ein sehr feiner Charakterzug!
Trotz ihrer im B-Vergleich hohen Streckung verbiegt sich und arbeitet die Kappe im Flug nur wenig. Sie macht einen sehr homogen abgespannten, auch in Turbulenzen stabilen Eindruck und "spricht" mit dem Piloten als eine Einheit.

Kurvenflug: Auch in diesem Punkt glänzt der Explorer. Die nur gering gekrümmte Kappe ermöglicht ein sehr effizientes, flaches Kurvenfliegen. Sie tendiert nicht zum Graben, sondern lässt sich sehr fein zirkeln und in den verschiedensten Schräglagen einstellen.
Der Explorer mag die offene Außenbremse. Zudem dankt er es, mit Gewichtsverlagerung geflogen zu werden, kommt aber auch ohne noch erstaunlich gut ums Eck.
Wer gerne im schwachen Steigen mal sein Gewicht auf die Außenseite verlagert, wird damit beim Explorer allerdings weniger glücklich. Die Kappe wirkt dann etwas schwammig. Angesichts der Flachdreh-Eigenschaften ist so ein Manöver aber auch nicht erforderlich.
Einmal eingestellte Kurven brauchen beim Explorer kaum nachkorrigiert zu werden, selbst in turbulenteren Luftmassen zieht er sauber seine Kreisbahn, ohne störende Aufricht-Tendenzen. Kurven können fast jederzeit nahezu ohne Rückstellmoment nachgezogen werden. Ein derart feines Handling ist in der B-Klasse selten.

Thermikeigenschaften: Die löblichen Kurvenflugeigenschaften kommen beim Thermikflug mit dem Explorer voll zur Geltung. Gekoppelt mit dem feinfühligen Anzeigen der Luftströmungen wird ein erfahrener Pilot das voll zu seinem Vorteil ausnutzen können. Als sehr angenehm entpuppt sich hier das erstaunlich pitchstabile Profil des Explorer. Weder beim Einflug noch beim Ausflug aus der Thermik stellt sich der Flügel auf bzw. schießt weit vor, sondern verhält sich weitgehend neutral. Die seltener nötige Pitchkorrektur nimmt einiges an Arbeitslast vom Piloten, der sich damit umso mehr auf das Lesen und saubere Zentrieren der Thermik fokussieren kann.
Manche pitchstabile Schirme haben den Nachteil, dass sie beim Herausfallen aus der Thermik kurzzeitig kaum steuerbar sind. Sie sacken einfach nur durch. Der Explorer stellt hier ein löbliches Beispiel dafür dar, dass es auch anders geht. Seine Agilität ist in solchen Situationen nur wenig eingeschränkt, d.h. man kann den Flügel schnell zurück in den Aufwind zirkeln. Damit bleibt der Explorer auch in engen, zerrissenen Thermiken gut händelbar, solange man sich von den dann häufiger winkenden Außenflügeln nicht irritieren lässt.
Geringe Abstriche muss man beim Explorer nur in sehr schwachem Steigen machen. Hier wird die etwas geringere Flügelfläche und höhere Flächenbelastung spürbar. Die Devise lautet dann umso mehr: den (Außen-)Flügel laufen lassen. Wer zu stark anbremst, verliert.

Harken-Rollen sorgen für einen angenehm geringen Widerstand
wenn man den Beschleuniger tritt.
Beschleuniger: Der Explorer besitzt große, kugelgelagerte Rollen. Der Beschleuniger ist damit angenehm leicht zu treten und die Pitchkontrolle über den Beschleuniger funktioniert sehr gut.
Etwas unerwartet für so einen Leistungsflügel ist der vergleichbar kleine Geschwindigkeitszuwachs von rund 10 km/h bis Fullspeed. Bei einem High-B würde man heute normalerweise etwas mehr erwarten (wenn auch direkte Konkurrenten wie der Niviuk Ikuma oder der Ozone Rush 4 ähnlich eingestellt sind). Allerdings bleibt die Polare beim Explorer auch voll beschleunigt noch angenehm flach, und die Kappe ist sehr stabil.
Vermutlich hätte Gin dem Explorer mit einem längeren Beschleunigerweg auch noch ein paar km/h mehr spendieren können. Ob der Hersteller den Schirm hier bewusst "eingebremst" hat? Eine gute Einstufung in der DHV Safety Class könnte einer der Gründe gewesen sein. Ob man die im Vergleich zu anderen High-B-Schirmen geringere Top-Speed im Flugalltag tatsächlich vermisst, wird wiederum vom eigenen Flugstil abhängen. Den meisten Piloten, die nicht immer auf Rekordjagd sind und nicht jede thermikfreie Passage mit Fullspeed 50+ fliegen wollen, dürfte nichts fehlen.
Zumal der Explorer damit punktet, dass er auch voll beschleunigt einen sehr guten Geradeauslauf besitzt und kein störendes Rollen zeigt. Das lädt gerade dazu ein, viel im Gas zu stehen.
Die Pitchkontrolle des beschleunigten Explorers über die C-Ebene ist möglich, aber nicht optimal. Zum einen hat der Tragegurt keine C-Handles. Zum anderen sind die C-Gurte getrennt. Wenn man nur am Haupt-C-Gurt zieht, wird die äußere C-Leine, die auf einem Durchläufer sitzt, nicht mit herunter gezogen. Der Außenflügel kann dann eher mal unterschneiden. Alternativ kann man natürlich auch die C-Leine auf dem Durchläufer zu sich heranziehen und mitnehmen (wenn man auf Höhe der C-Leinenschlösser greift). Das erhöht sogar die Schränkung des Außenflügels noch etwas und fördert die Stabilität.

Ohren anlegen: Die Ohren legen sich sauber an und schlagen kaum. Allerdings bleiben sie recht hartnäckig drin, wenn man die äußeren A-Leinen wieder frei gibt. Die Ohren müssen mit deutlichen Bremsimpulsen geöffnet werden.

Steilspirale: Der Explorer braucht einen Moment, um die nötige Schräglage für die Steilspirale aufzubauen. Anschließend wird daraus aber ein vorbildlich variierbares Manöver. Schräglage und Sinkgeschwindigkeit lassen sich nach Belieben einstellen, verzögern und wieder anfahren. Die Ausleitung sollte aktiv erfolgen. Der Schirm dreht etwas nach.

Nicken: Der Schirm weist, wie viele moderne Profile, eine recht hohe Nickdämpfung auf. Dennoch ist der Explorer nicht "totgedämpft". Er lässt sich schnell Aufschaukeln, geht dann aber nur ungern über einen bestimmten Nickwinkel hinaus.

Rollen: Die Rollfreude des Explorer würde ich als mittel einordnen. Der Schirm reagiert gut auf Gewichtsverlagerung, braucht aber schon den Willen des Piloten, um ihn allein mit Gewicht höher Aufschaukeln zu lassen. Insgesamt eine feine Abstimmung.

Einzige auffällige Konstruktionsmangel an meinem Tester:
Die Mylar-Verstärkungen der C-Ebene ragen unten etwas
aus dem Segel heraus und bilden eine scharfe Kante.
Packen: Der Explorer besitzt relativ kurze Stäbchen an der Eintrittskante. Über der C-Ebene sind im Mittelflügel einige recht lange, aber weiche C-Wires zu finden. Die erweisen sich beim Packen aber als problemlos. Durch das Leichttuch erreicht der Explorer ein angenehm kleines Packmaß, das gerade reisenden und wandernden Piloten mit kleineren Rucksäcken gefallen dürfte.

Qualität: Sehr gut. Der Explorer ist zwar als Leichtschirm konzipiert, aber keineswegs auf Minimalismus getrimmt. Der Innenaufbau ist erstaunlich komplex, die Tragegurte aus normalem Gurtband angenehm griffig, und selbst die Leinenschlösser sind mit trimm-freundlichen Schraubgliedern anstatt den bei Leichtschirmen verbreiteten Soft-Links versehen. So wird deutlich, dass dieser Schirm durchaus für den Alltagseinsatz gedacht ist. Bei meinem Testmodell störte mich nur, dass die Mylar-Verstärkung der C- bzw. D-Ebene am Untersegel etwas aus dem Nahtbereich herausragte. So entstand eine scharfe Kante, an der man sich unter Umständen schneiden könnte.

Fazit: Der Explorer von Gin ist ein gelungener High-B-Schirm, der eine erstaunlich breite Pilotenschar anspricht. Auf dem Feld der leistungsorientierten Hike-and-Fly- und Reiseschirme gehört er zum Besten, was in dieser Klasse aktuell zu finden ist. Seine alltagstaugliche Auslegung (stabile Tragegurte etc.), das gute Gespür für die Luft und das herausragende Handling machen ihn aber auch allgemein zu einer interessanten Option für Streckenflieger. Es ist allerdings kein Schirm für Aufsteiger in die B-Klasse. Der Pilot sollte die subtilen Rückmeldungen einer gestreckteren Kappe schon zu deuten wissen. Wer das kann, wird im Explorer einen sehr vertrauenserweckenden, ehrlichen und gut kontrollierbaren Partner finden.


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Test: Airpack 50/50

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Airdesign bietet einen Zellenpacksack in halber Größe an. Der Airpack 50/50 spart nicht nur Gewicht, sondern auch Packvolumen - und ist cleverer als sein Name vermuten lässt. 

Ein fertig gepackter Airpack hat ein angenehm kompaktes Format.
// Quelle: Airdesign
Airpack 50/50 - das klingt nach "nichts Halbes und nichts Ganzes". Auf den ersten Blick mag es verwundern, welchen Vorteil ein Zellenpacksack bringen soll, der nur rund der Hälfte der Schirmlänge entspricht. Ich habe mich das auch gefragt und darum bei Airdesign um einen Airpack als Tester gebeten, zumal mich neue Ideen immer interessieren. Im praktischen Einsatz hat mich das Konzept dann weitgehend überzeugt.

Der Airpack 50/50 ist ein oben wie unten geschlossener Schlauch mit einem Längsreißverschluss auf seiner Innenseite und zwei angenähten Verschluss- bzw. Kompressionsriemen. Zum Packen legt man die Eintrittskante des Schirmes Zelle für Zelle aufeinander und dieses Paket dann oben in den Airpack hinein. Behelfsweise kann man das Bündel nun mit einem der Riemen vorübergehend fixieren, während man anschließend den Rest des Schirmes von der Hinterkante her zellenweise aufeinanderfaltet, bis eine schmale Wurst übrig bleibt. Diese schlägt man dann auf der Hälfte um, legt die Hinterkante des Schirmes zur Vorderkante in den Airpack, stopft den Rest geordnet in die Hülle, drückt die Luft heraus, schließt den Reißverschluss, faltet das ganze noch einmal aufeinander und verschließt den Pack noch mit den zwei angenähten Gurten. Fertig.

Ein BGD Base M verschwindet in einem
Airpack 50/50. // Sequenz: Lu-Glidz
Wer das ein paar Mal übt, wird feststellen, dass das genauso schnell und geordnet geht wie mit einem Fullsize-Zellenpacksack. Das Packergebnis hat mir aber beim Airpack 50/50 besser gefallen. Denn während man einen langen Zellenpacksack mehrmals ineinander falten muss, wodurch immer ein etwas unförmiges, voluminöseres Päckchen entsteht, das man noch mit einem Packgurt zähmen muss, kennt der Airpack 50/50 immer nur diesen einen Klapp. Das Packformat (Länge x Breite) ist also vorgegeben und wird jedes Mal wieder so erreicht. Das erleichtert die weitere Packroutine im Rucksack. Hilfreich ist dabei auch, dass man die Luft aus Schirm und Airpack sehr gut herauspressen kann, was ein angenehm flaches Packmaß ergibt. Insgesamt habe ich mit dem Airpack und einem BGD Base bei meinen Tests die konstant kleinsten Packvolumina erzielt - verglichen mit diversen anderen leichten Schlauchpacksäcken, die ich schon getestet habe.

Natürlich ist auch ein Airpack 50/50 nicht immer die Ideallösung. Für Schirme mit langen Stäbchen, bei denen der Hersteller zum Beispiel ein Packen im gedrittelten Format empfiehlt, ist diese Variante nichts. Wer seinen Schirm nicht vom Gurtzeug trennt, der wird den Reißverschluss des Airpacks als zu lang empfinden. Airdesign hätte einen kürzeren Reißverschluss einziehen und so einen 5 cm langen, unverschlossenen Spalt lassen können, wo man die Leinen herausführen kann, ohne dass sie an den Zähnen des Reißverschluss schubbern. Auch die Möglichkeit, einen gepackten Zellenpacksack zu Hause einfach schnell der Länge nach auszulegen und zu öffnen, damit eine mögliche Restfeuchte aus dem Schirm ausdünsten kann, ist beim Airpack 50/50 nicht so bequem zu realisieren. Wer zudem häufiger auf nicht so idealen Lande- bzw. Packplätzen seinen Schirm zusammen legt, der wird den zusätzlichen Schutz vermissen, den ein langer Zellenpacksack beim Packen bietet, indem er den Schirm auf ganzer Länge vor einem möglicherweise matschigen oder steinigen Untergrund bewahrt.

Den Airpack 50/50 gibt es übrigens in drei Größen XS, S und M mit 105, 125 und 135 cm Länge sowie 160, 180 bzw. 200 Gramm Gewicht. Für Normalschirme dürfte in der Regel die Größe M die richtige sein.

Ein Tipp: Von Airdesign gibt es auch ein Youtube-Video, in dem Stephan Stiegler das Packen des Airpacks 50/50 vorführt. Es anzuschauen lohnt sich auch für Piloten, die gar kein Airpack nutzen wollen. Denn die hier gezeigte Technik zur Raffung der Hinterkante für einen Zellenpacksack ist wirklich gut und nachahmenswert.



Videotipp: Glorious

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Das eindrucksvolle Video von Brett Hazlett zeigt in Zeitrafferaufnahmen die Faszination des Fliegens, aufgenommen während der vergangenen WM 2017 in Feltre.

Schirmtraube über wunderschöner Landschaft. So sah Brett Hazlett
die Gleitschirm-WM 2017. // Quelle: Vimeo, Screenshot
Der Kanadier Brett Hazlett ist nicht nur begeisterter Wettbewerbspilot, sondern auch ein Video-Ästhet. Immer wieder gelingt es ihm in seinen Filmen die Gleitschirmfliegerei in einer besonderen zeitlichen Dynamik einzufangen.

Auch bei der vor kurzem zu Ende gegangenen Weltmeisterschaft 2017 in Feltre war er wieder mit seiner Kamera in die Luft. Bei "Glorious" geht es allerdings nicht darum, wer mit welcher Taktik welchen Task gewonnen hat. Der Film zeigt einfach die Faszination des Fliegens, wie sie gerade bei Wettbewerben durch die Menge an Piloten besonders ins Auge fällt. Ein Augenschmaus.

Das Video "Glorious" ist im Original auf Vimeo zu sehen. Am besten in HD und Fullscreen anschauen.

Skysight - ein weiteres RASP-Derivat

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Die Thermikprognoseseite Skysight bietet RASP-ähnliche, aber zoombare Thermikkarten mit animierter Winddarstellung. Für Gleitschirmflieger fehlen noch ein paar wichtige Details.
Das übsersichtliche Grundlayout von Skysight. Hier zu sehen ist das Prognosegebiet "Zentraleuropa".
Tipp: Ein Klick ins Bild öffnet eine größere Darstellung.
// Quelle: Skysight, Screenshot. 
Skysight.io ist relativ neu auf dem Markt der Thermikprognose-Angebote für Europa. In Australien ist die Seite unter Segelfliegern schon weit verbreitet. Mittlerweile hat der Anbieter die Regionen, für die er Prognosen rechnet, deutlich ausgeweitet: Zentraleuropa, USA West und Ost, Südafrika, West-/Ost- und Zentral-Australien, Süd-Argentinien sind im Programm. Die Auswahl zeigt schon, dass bisher hauptsächlich Segelflieger als Zielgruppe galten. Doch in Zukunft will Skysight.io sich auch verstärkt an Gleitschirmflieger richten. Ein Grund, das Angebot mal ein wenig unter die Lupe zu nehmen.

Eine Tages-Punktprognose in Skysight. Die Höhenwindwerte werden
für Gleitschirmpiloten zu wenig differenziert dargestellt.
// Quelle: Skysight, Screenshot
Skysight bietet Thermikkarten in der Tradition klassischer, auf dem Globalmodell GFS basierender RASP-Prognosen. Allerdings werden alle Ergebnisse auf zoombaren Karten dargestellt. Der Wind wird dabei in ähnlicher Weise animiert wie man es von Seiten wie Windy.com kennt. Er kann allen anderen Variablen überlagert werden.

Auf den ersten Blick macht Skysight einen gut nutzbaren Eindruck. Das Bildschirmlayout ist aufgeräumt, links die Meteo-Variablen, daneben das große Kartenfenster. Zudem lassen sich mit einem Klick in die Karte verschiedene Punkt-, Querschnitts- oder sogar Routenprognosen aufrufen.

Die anwählbaren Meteo-Variablen umfassen das übliche wie Thermikstärke, Thermikhöhe (MSL und AGL), Wolkenbasis, Wolkenbedeckung in verschiedenen Schichten, CAPE, etc. Für Gleitschirmflieger fehlt eine Darstellung der Zerrissenheit der Thermik (im Original-RASP als Buoyance/Shear-Ratio enthalten).

Bodenwinddetails im Pinzgau. Gebiete reduzierter
Talwindgeschwindigkeit wie zum Beispiel bei Mittersil am
Pass Thurn werden vom Modell korrekt erfasst.
// Quelle: Skysight, Screenshot
Eine der großen Stärken von Skysight ist, dass das Programm mit einer sehr hohen Geländeauflösung rechnet. Lokale Windeffekte und sogar manche Talwinde in den Alpen werden davon im Vergleich zu anderen Meteo-Prognosen differenzierter erfasst (wenn auch nicht bis in kleine Täler hinein). Ähnlich fein gerechnete Ergebnisse bietet ansonsten meines Wissens nur Meteovolo bzw. dessen Schwesterseite Fcst24.

Allerdings mangelt es Skysight an anderer Stelle noch an differenzierteren Infos, die gerade für Gleitschirmflieger wichtig sind. Die Punktprognosen zum Beispiel beschreiben zwar Thermikverläufe und Basishöhen, geben aber die zeitliche Entwicklung der Winde in verschiedenen Höhenstufen viel zu grob wieder (de facto nur Bodenwind und Top-Layer-Wind). Da sind andere Anbieter wie Meteo-Parapente oder XCSkies mit ihren gut strukturierten Windgrammen nützlicher.

Skysight bietet allerdings auch hilfreiche Darstellungen, die man auf anderen Seiten vergebens sucht. Beispielsweise lassen sich hochaufgelöste Satelliten-Bilder des Modis-Satelliten einblenden, auf denen Wolkenmuster sehr gut zu erkennen sind. Das geht natürlich nur rückblickend, hilft aber bei der Nachbereitung von Flugtagen und lässt auch einen guten Vergleich der jeweiligen Wolkenprognosen mit der Ist-Situation zu.

Einblendbare Luftraumkarten helfen bei der Flugplanung. Die Grafik
oben zeigt die Thermikhöhen entlang der definierten Strecke.
// Quelle: Skysight, Screenshot
Was mir ebenfalls gut gefallen hat ist die Möglichkeit, eine Luftraumkarte als Overlay einzublenden. Bei der Routenplanung kann das hilfreich sein, um das Beste aus einem Tag angesichts der thermischen Möglichkeiten und den bestehenden Luftraum-Hindernissen herauszuholen.

Unterm Strich käme Skysight allerdings nicht in die erste Wahl meiner Meteo-Seiten. Zum einen ist das Angebot in wichtigen Punkten noch zu wenig auf die Befürnisse von Gleitschirmfliegern zugeschnitten (v.a. fehlen differenziertere Höhenwind-Punktprognosen über die Zeit). Zum anderen ist Skysight kostenpflichtig. 79 Euro kostet das Jahresabo, 9,99 Euro ein Monat. Im Vergleich zu anderen, vergleichbaren Seiten wie Meteo-Parapente oder XCSkies, die deutlich günstiger zu haben sind, halte ich diesen Aufschlag aktuell nicht für gerechtfertigt.

Dennoch empfehle ich allen Meteo-Nerds mal einen Blick darauf zu werfen. Vielleicht findet der eine oder andere ja doch Gefallen daran. Skysight bietet die Möglichkeit, alle Funktionen sieben Tage lang kostenfrei zu testen.



Carsten von Birckhahn tödlich verunglückt

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In der Gleitschirmszene war Carsten von Birckhahn eher nur Insidern ein Begriff. Die Marke Edelrid, deren Geschäfte er führte, ist einer der wichtigsten Leinenhersteller.

Edelrid-Geschäftsführer Carsten von Birckhahn
kam bei einem Gleitschirmflug ums Leben.
// Quelle: Facebook, Edelrid
Carsten von Birckhahn (49) ist bei einer Landung mit dem Gleitschirm im Val di Mello ums Leben gekommen. Das hat Edelrid auf seiner Facebook-Seite bekannt gegeben.

Damit verliert das auf den Bergsport spezialisierte Unternehmen, das neben Kletterseilen auch hochfeste Leinen für Gleitschirme herstellt, einen "Vordenker", "Anpacker" und "Tüftler", wie es im offiziellen Nachruf heißt.

Birckhahn hatte unter anderem neue Flechttechniken für Seile entwickelt und die Produktion des Unternehmen an dem besonders strengen Umweltstandard bluesign ausgerichtet.

Birckhahns Posten als Brand Manager bei Edelrid wird nicht lange vakant bleiben. Ab August tritt Thomas Hodel dessen Nachfolge an. Dieser Wechsel hat nichts mit dem Tod Birckhahns zu tun, sondern stand bereits länger fest und war auch schon offiziell verkündet. Birckhahn wollte sich in Zukunft stärker um die strategische Ausrichtung von Edelrid kümmern.

TV-Tipp: North of Known

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Im Sommer 2016 starteten Gavin McClurg und Dave Turner ein Hike-and-Fly Abenteuer quer durch Alaska. Die Film-Dokumentation kann jetzt auf Redbull-TV gestreamt werden. 

Gavin McClurg nach dem eisigen Flug durch eine Wolke in Alaska.
// Quelle: Redbull.tv, Screenshot - bearbeitet
Es war schon ein sehr abenteuerliches Unterfangen, auf das sich Gavin McClurg und Dave Turner im vergangenen Jahr eingelassen hatten. Als erste Gleitschirmflieger überhaupt wollten sie die Alaskakette (Alaskan Range) auf ihrer ganzen Länge bezwingen - laufend und fliegend. Die gewählte, bogenförmige Route entlang des Gebirges mit den höchsten Bergen Nordamerikas entsprach 700 km Luftlinie über absoluter Wildnis. Zwischendrin noch der Denali-Nationalpark, den sie nur überfliegen durften. Landen und Starten ist darin verboten. Eine majestätische Aufgabe.

Auf Redbull TV ist jetzt eine 52 Minuten lange Dokumentation des Projektes online zu sehen. Der Film North of Known zeigt vor allem, mit welchen Schwierigkeiten die beiden Abenteurer zu kämpfen haben. Das Wetter ist schlecht, der Schnee liegt noch hoch, die Starts sind verblasen und die ersten Flüge meist kurz. Anfang will es so gar nicht recht voran gehen; und schnell kommen Zweifel auf, ob das ganze überhaupt in der vorgesehenen Zeit machbar ist.

Vor der eigentlichen Tour hatten die beiden die Strecke mit einem Helikopter abgeflogen und Nahrungsdepots hinterlassen, die jeweils für rund fünf Tage reichen sollten. Doch da sie für die ersten Strecken viel länger brauchen als geplant, wird später der Nachschub knapp und die Abenteurer müssen hungern. Vor allem bei Dave ist im Film zu sehen, wie sein Gesicht immer schmaler wird.

Auf halber Strecke muss Dave aufgeben. Er hat noch andere Verpflichtungen, sein Zeitbudget ist aufgebraucht. Gavin entscheidet sich alleine weiter zu machen. Am Ende sollte es ihm tatsächlich gelingen, das gesteckte Ziel und die Zivilisation fliegend zu erreichen.

Der Film ist aufwendig produziert. Eine Filmcrew stieß immer wieder per Helikopter oder Flugzeug zu den zwei Abenteurern und begleitete sie auch im Flug. So sind teils imposante Aufnahmen aus und über einer unglaublich unberührten Landschaft entstanden. 

Dennoch ist der Film kein Meisterwerk. Handwerklich professionell gemacht und geschnitten, folgt er dem typischen Erzählstil solcher Abenteurer-Sagas aus dem Redbull-Kosmos. Leider leistet er sich auch einen barschen Bruch und Zeitsprung. 

Ab dem Moment, wo Gavin alleine in Alaska zurückbleibt, ist die Kamera nicht mehr dabei. Erst die Landung nach seinem letzten Flug wird wieder gezeigt. Die zwei Wochen, die Gavin sich alleine durch die Wildnis schlug, und in denen er nach eigener Beschreibung durch Himmel und Hölle ging und dabei die härtesten aber auch faszinierendsten Flüge seiner Fliegerlaufbahn erlebte, bleiben im Film außen vor. Der Filmcrew waren durch die anfängliche Verzögerung die Zeit und die finanziellen Mittel ausgegangen, um diesen Part noch einzufangen. 

Allein wegen der Bilder aus einer Landschaft, welche die wenigsten Gleitschirmflieger jemals unter ihren Flügel nehmen dürften, ist der Film aber immer noch sehenswert. 

Interessant ist auch der Making-of-Film, der die Arbeit und die Herausforderungen der Filmcrew von North of Known zeigt.


Hinweis: Wer sich noch weiter über das Alaska-Abenteuer informieren will, der findet auf Gavins Homepage Cloudbasemayhem.com einen längeren Podcast darüber. Im Patagonia-Magazin ist ein Bericht Gavins erschienen, und auf Sidetracked ein Interview mit ihm nachzulesen. Alle diese Angebote sind auf Englisch. 

Donnerwetter im e-Format

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Das Meteo-Buch Donnerwetter von Roger P. Frey gibt es jetzt auch als e-Book. Gegenüber der Textausgabe sind alle aufgeführten Internetadressen direkt verlinkt. 

Das Buchcover von Donnerwetter.
// Quelle: BoD - Roger P. Frey
Wetterbücher, die speziell für Gleitschirmflieger geschrieben wurden, gibt es wenige. Donnerwetter von Roger P. Frey, einem auf den Kanaren lebenden Schweizer Fluglehrer, ist ein solches Buch. Mittlerweile ist davon die sechste Auflage erschienen. Erstmals ist das 180-seitige Werk auch im e-Book-Format zum Download verfügbar.

Donnerwetter ist ein Buch, das sich sehr gut als vertiefende Begleitlektüre zur Meteo-Ausbildung für einen Gleitschirmschein eignet. Vieles von dem, was man während des Kurses hört, wird man im Buch wiederfinden und dann vielleicht besser und hintergründiger verstehen. Inhaltlich geht das Buch dabei sogar etwas über die Themen hinaus, die vom DHV für die B-Schein-Theorie verlangt werden.

Vom didaktischen Aufbau her ist Donnerwetter allerdings nicht für jedermann geeignet, um sich ganz ohne Vorkenntnisse im Selbststudium die Grundlagen der Flugwetterkunde anzueignen. Im Buch werden zwar alle zentralen Meteo-Prozesse definiert. Ebenso werden die für die Thermikfliegerei nützlichen Meteo-Variablen wie zum Beispiel Lifted Index, Cape, Soaring-Index, der Informationsgehalt von Höhenwetterkarten oder der Aufbau eines Temps bzw. Emagrams hergeleitet. Allerdings ist das am Ende jeweils doch recht knapp gehalten und erinnert vom inhaltlichen Stil her häufiger an ein Lexikon - mit guten, jeweils abgeschlossenen Beschreibungen, die allerdings nicht zwangsläufig den Zusammenhang und das große Ganze erkennen lassen.

Ein hilfreiches Schema, worauf ein Pilot besonders achten sollte, oder gar eine step-by-step Anleitung, wie man all das in der Praxis kombiniert, um zu einer fundierten Flugwettereinschätzung zu gelangen, werden dem Leser leider nicht mitgeliefert. Dieses Problem ist allerdings ein grundsätzliches. Ich habe es bisher noch bei keinem Meteo-Buch überzeugend gelöst gefunden. Donnerwetter sticht am Ende gegenüber anderen Wetterbüchern immer noch mit seinem klaren inhaltlichen Fokus auf die Gleitschirmfliegerei heraus.

Das Buch Donnerwetter ist bei Books on Demand (BoD) erhältlich. Das e-Book im ePUB-Format (16,5 MB) kostet 17,99 Euro, der Preis der gedruckten Paperback-Version liegt bei 28 Euro. Im Vergleich zur gedruckten Version sind beim e-Book alle Grafiken nur schwarz-weiß gehalten. Dafür sind alle Internethinweise direkt mit den passenden Links versehen.

Schweizer Direttissima

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Thomas Ulrich wandert, klettert und fliegt auf direktester Route einmal quer durch die Schweiz. Auch unterm Gleitschirm muss er in einem festgelegten Korridor bleiben. 

Thomas Ulrich fliegt bei der Direttissima über Le Paquier.
// Quelle: Facebook, Thomas Ulrich
1983 hatte eine Gruppe von Schweizer Bergsteigern erstmals die ungewöhnliche Idee: Wie wäre es, wenn man einfach entlang eines gerades Striches einmal die gesamte Schweiz von West nach Ost querte? Welche Landschaften bekommt man dann zu Gesicht, wie nimmt man sein Land auf so extremer Route wahr? Maximal 500 Meter Abweichung nach rechts oder links waren erlaubt, die Direttissima also ein Korridor von einem Kilometer Breite, aber 330 Kilometer Länge und 45.000 Meter Höhenunterschied. Wandern und Klettern die einzigen Weisen voranzukommen.

In diesem Sommer hat sich der Schweizer Abenteurer Thomas Ulrich aufgemacht, die Schweizer Direttissima zu wiederholen. Anders als vor 34 Jahren setzt er allerdings noch auf eine dritte Fortbewegungsart: Wenn möglich fliegt er auch mit dem Gleitschirm. Seine Expedition dürfte die krasseste Hike, Climb and Fly Tour des Jahres sein.

Die Route der Direttissima quer durch die Schweiz.
// Quelle: Thomas Ulrich
Gestartet ist Thomas Ulrich zeitgleich mit den Redbull X-Alps. Doch während dieses Rennen schon lange in Monaco angekommen ist, zieht Thomas noch weiter seinen Strich durch die Schweizer Landschaft. Immerhin ist er jetzt auf dem letzten Fünftel des Weges unterwegs. In gut einer Woche sollte er das Projekt abschließen können.

Wandern, Klettern, Abseilen, Wandern - so kam Thomas Ulrich bisher am meisten voran. Der Gleitschirm ist, anders als erhofft, gar nicht so häufig im Einsatz. Das liegt zum einen an schwierigen Flugbedingungen. Starkwind vereitelt des öfteren das Starten. Und die Flüge verlaufen anders als man typischerweise vermuten würde. "Ich gleite immer nur auf gerader Linie in die Täler ab", erklärt Ulrich. Das dürfe man aber nicht unterschätzen. Um im Korridor der Direttissima zu bleiben, muss er auch in engen Seitentälern am Hang einlanden, dabei Transportkabeln berücksichtigen etc.

Wer mehr zu Thomas Ulrichs Projekt erfahren will, kann dies auf dessen Homepage oder Facebook-Seite tun.

Das neue Meteo-Parapente

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Die Gleitschirmwetterseite Meteo-Parapente gibt es jetzt in einem neuen Look. Dieser ist voll Smartphone kompatibel. Zudem gibt es ein paar erweiterte Features. 
Die neue Version von Meteo-Parapente ermöglicht u.a. die Darstellung von Winden
in frei wählbarer Höhenschicht (hier: 2000m). // Quelle: Meteo-Parapente, Screenshot
Meteo-Parapente war bisher schon eine der besten Umsetzungen von RASP-Thermikprognosen für Mitteleuropa - mit einer ganz eigenen, zoombaren Darstellungsweise. Vor allem aber die übersichtlichen Windgramme und die vereinfachte Temp-Ausgabe (Emagramme) zeichneten diese Seite aus. Allerdings war es nicht sehr komfortabel, Meteo-Parapente auf einem Smartphone betrachten zu wollen. Das Layout sprengte gewissermaßen die Möglichkeiten der Bedienbarkeit von kleinen Bildschirmen.

Diese Probleme sind nun weitgehend Geschichte. Meteo-Parapente gibt es in einer neuen Version V2. Sie wurde gezielt darauf ausgerichtet, sowohl am PC wie auch auf Tablets und Smartphones gut zu funktionieren. Noch befindet sich die Seite im Beta-Stadium, läuft aber schon stabil und nutzbar. Auf der offiziellen Startseite von Meteo-Parapente erscheint zwar immer noch die ältere Version. Mit einem Klick kann man von dort aber auf die neue Version umschalten.

Prognosetechnisch hat sich bei Meteo-Parapente V2 wenig geändert. Die Thermikprognosen beruhen weiterhin auf dem globalen GFS-Modell, dessen Ergebnisse dann mit einem WRF-Modell mit 2,5 km Maschenbreite fein gerechnet werden. Allerdings hat Meteo-Parapente bei der Ausgabe mancher Variablen in V2 neue Möglichkeiten geschaffen.

Die Darstellung von Meteo-Parapente V2 auf einem
Smartphone - mit eingeschaltetem Luftraum-Layer.
// Quelle: Meteo-Parapente, Screenshot
Wind, Temperatur und Bewölkung lassen sich jetzt gezielt für bestimmte Höhenschichten (in Sprüngen von jeweils 250 Meter) darstellen. Interessant ist das vor allem für die Windprognose in den Mittelgebirgen. Für den bodennahen Wind (250, 500 oder 750 Meter MSL), der für die Verhältnisse am Startplatz bedeutsam ist, sind sonst im Internet so gut wie keine nutzbaren Karten zu finden.

Hilfreich ist auch, dass man im neuen Meteo-Parapente die Lufträume als Overlay in die Karten mit einblenden kann. So lässt sich eine mögliche Flugplanung nicht nur nach der besten Thermik, sondern auch nach dem freiesten Weg zwischen verbotenen Zonen ausrichten.

Auch auf Tablets und Smartphnones funktioniert die Seite jetzt sehr gut. Die wenigen Schaltflächen sind groß genug, um sie mit dem Finger zu bedienen und dann eine große Darstellung von z.B. den Windgrammen ein- oder auszuschalten. Prognosezeiten und Höhenstufen des Windes lassen sich mit einem Fingerwisch auf den jeweiligen Flächen am unteren und rechten Bildschirmrand verstellen.

Wie schon im vergangenen Jahr ist Meteo-Parapente weitgehend frei zugänglich. Dennoch wird ein Abo empfohlen. Denn in jeder Woche werden nach dem Zufallsprinzip an zwei Tagen die Prognosen für Nicht-Abonnenten gesperrt. Das Abo kostet mindestens 24 Euro im Jahr, es sind aber auch höhere Beiträge möglich, wenn jemand das Projekt besonders unterstützen möchte. Jeder Abonnent erhält einen Freischaltcode, den er dann für mehrere Geräte verwenden kann, also sowohl für PC wie Smartphone etc.

DHV bietet Groundhandling Tutorials

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Der DHV stärkt den Einsatz in der Video-Weiterbildung seiner Piloten. Ein schon länger angekündigtes Groundhandling-Tutorial ist jetzt bei Youtube zu sehen.

Simon Winkler erklärt die Bedeutung des Windfensters
beim Groundhandling. // Quelle: DHV, Youtube
Zumindest die ersten fünf von insgesamt 17 kurzen Lehrvideos zum Thema Groundhandling sind jetzt auf dem DHV-Youtube Kanal erschienen. Im vergangenen Winter waren DHV-Ausbildungsvorstand Peter Cröniger mit den DHV-Piloten Simon Winkler und Andreas Schöpke in Südafrika, um dort die Serie zu drehen.

Gezeigt werden Techniken wie man seinen Schirm sauber aufziehen kann, wie man dabei mit dem Windfenster spielt, wie man durch Körperdrehungen auch am Boden eine wirksame Gewichtsverlagerung am Schirm erreicht etc. Die einzelnen Videos bauen dabei kapitelartig aufeinander auf und zeigen verschiedene Übungen. Es lohnt sich, diese in der gegebenen Reihenfolge anzuschauen und nachzuvollziehen.

Die Videos sind sehr professionell produziert und mit passend ins Bild montierten Animationen versehen, um bestimmte Zusammenhänge zu verdeutlichen. Bei manchen der gezeigten Tipps und Kniffe kommt zwar die Erklärung, warum etwas so funktioniert, ein bisschen zu kurz. Aber dass es funktioniert ist offensichtlich und kann - mit den Videobildern vor Augen - von jedem Piloten nachvollzogen und geübt werden. Da liefert der DHV den Piloten einen echten Mehrwert!

Die weiteren Videos der Serie sollen in den kommenden Wochen nach und nach folgen.


Hier die ersten fünf Videos der Groundhandling-Serie:

#1 Basics: Fachbegriffe


#2 Basics: Handling


#3 Basics: Windfenster


#4 Powerzone vermeiden


#5 Rückwärts Aufziehen

Die Safety Class wird differenzierter

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Der DHV hat die Darstellung der Ergebnisse der Safety-Class-Tests überarbeitet. Es gibt keine Gesamtnoten mehr, die Testrubriken werden nach Teilnoten aufgeschlüsselt. 
Die neue Darstellung der Safety-Class: Statt einer Gesamtnote gibt es nur noch Teilnoten (hier rot markiert).
// Quelle: DHV, Screenshot, bearbeitet

Seit fast sechs Jahren führt der DHV Safety Class Tests für Gleitschirme durch - als ergänzendes Informationsangebot für die Piloten. Die Tests sollen zeigen, wie Schirme reagieren, wenn sie bewusst an und über die Grenzen der bei EN-Prüfungen vorgesehenen Klappgrößen und Spiralgeschwindigkeiten gebracht werden. Bisher wurden die getesteten Schirme am Ende einer Safety Class zwischen 1 und 5 zugeordnet. Dabei bestimmte jeweils das schlechteste Einzelergebnis im Test die Gesamtnote.

Vielen Herstellern war dieses Vorgehen ein Dorn im Auge. Denn die Praxis der Worst-Case-Benotung führte dazu, dass Schirme, die nur in einem Teiltest eine 4 oder 5 bekamen, am Ende genauso schlecht da standen wie Modelle, die insgesamt die sicherheitstechnisch "deutlich heißeren Kisten" waren. In manchen Fällen verzeichneten Hersteller regelrechte Umsatzeinbrüche bei Schirmen mit einer schlechten Safety-Class-Note, wie beispielsweise Swing im Jahr 2015 mit dem Sensis (s. Swing kritisiert Safety-Tests).

Der Streit zwischen Herstellern und DHV gipfelte Ende 2016 sogar vor Gericht. Advance wollte dem DHV per einstweiliger Verfügung verbieten lassen wollte, die Ergebnisse zu den Safety-Class Tests des Alpha 6 und des Epsilon 8 weiterhin zu veröffentlichen. Das Oberlandesgericht München gab dem nicht statt (s. DHV kann Safety-Class-Tests fortführen). Allerdings beförderte unter anderem dieser Prozess beim DHV ein Umdenken, ob denn die Benotungspraxis der Safety Class tatsächlich den gewünschten Sicherheitsgewinn für die Piloten bringt.

Jetzt hat der DHV reagiert. In der Gerätedatenbank der Safety Class werden keine übergeordneten Gesamtnoten mehr für die einzelnen Schirme angezeigt. Vielmehr werden die Ergebnisse differenzierter aufgeschlüsselt - und das in zwei Ebenen.

Safety-Class-Noten bei zwei High-B-Schirme im direkten Vergleich.
Links Nova Mentor 4, rechts Gin Carrera. Die Darstellung erlaubt
eine differenzierte Einschätzung auf einen Blick.
// Quelle: DHV, Screenshot, bearbeitet
In der Geräteübersicht werden zu jedem Schirm drei Teilnoten angezeigt, bezogen auf die Tests zu Seitenklapper, Frontklapper und Steilspirale (s. Bild oben). Hier ist es jeweils immer noch die schlechteste Teilnote, die die Bewertung der einzelnen Rubriken ergibt.

Ruft man dann allerdings den kompletten Test eines Schirmes auf, werden die Noten weiter differenziert. Bei Seitenklappern beispielsweise sind es gleich sieben Teilbewertungen: Wegdrehen, Vorschießen, Höhenverlust, Sinkgeschwindigkeit, Gegenklapper, Verhänger und G-Last. Für jede wird die im Test erreichte Teilnote angezeigt. Dies soll den Piloten ermöglichen, auf einen Blick zu erfassen, wo in puncto Sicherheit die Hauptprobleme oder auch Stärken eines Schirmes liegen.

Beim Advance Alpha 6 beispielsweise, der ursprünglich im Safety Test als Gesamtnote eine 4 erhielt, wird schnell deutlich, dass diese 4 nur auf einem einzigen Teiltest (Vorschießen nach Seitenklapper) beruhte, während der Schirm sich ansonsten bei den Bewertungen eher harmlos zeigt. Im Vergleich dazu prangt bei einem Gin Carrera (frühere Gesamtnote: 5) gleich neun Mal die Teilnote 5 in der Tabelle - das bislang "schlechteste" Testergebnis in der Safety-Class-Geschichte.

"Wir wollen den Piloten mehr Informationen bereitstellen", erklärt DHV-Geschäftsführer Robin Frieß die Neuerung. Es sei nie das Ziel des DHV gewesen, mit der Safety Class einzelne Schirme schlecht zu machen. Es habe sich aber gezeigt, dass der Verband durch das gewählte Verfahren mit Gesamtnoten in seiner eigenen Bewertungsweise gefangen war. Durch die differenziertere Darstellung könnten die Piloten nun die einzelnen Schirmmodelle und deren möglichen Schwachstellen viel besser untereinander vergleichen.

Die Änderung der Safety-Class-Tests betreffen nur die Darstellung der Ergebnisse. An dem eigentlichen Testverfahren mit Datenlogger will der DHV festhalten und dieses weiterentwickeln.

Möglicherweise wird in Zukunft noch ein weiteres Testmanöver in die Benotung mit einbezogen. Laut Robin Frieß hat sich gezeigt, dass auch das Strömungsabrissverhalten von Schirmen ein wichtiges Sicherheitskriterium darstellt. Bisher mangelt es aber noch an einer messtechnischen Lösung, mit der sich der Strömungsabriss bei den Flugtests eindeutig und reproduzierbar erfassen ließe, um das als Teilnote der Safety-Class sauber abzubilden.


Wie Schlechtwetter entsteht

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Angesichts der sehr nassen und fluglosen Sommertage ist mal etwas humoristische Aufklärung angesagt, warum uns das Wetter derzeit so übel mitspielt.


Mehr Cartoons von James Regan gibt es auf dessen Homepage, Facebook, Instagram oder Twitter. Allerdings haben sie nur selten das Wetter zum Thema.

Der GAN - eine wichtige Übung

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Der GAN, das ist der Griff an den Notschirm. Er sollte am besten bei jedem Flug mindestens einmal geübt werde, um die Bewegung zu einem Automatismus werden zu lassen.

Griffübung beim Liegegurtzeug: Vom Karabiner aus die Hand
in Falllinie nach unten zum Notschirmgriff führen.
// Quelle: Paraworld.ch, bearbeitet
In der Schweizer Flugausbildung gehört der GAN zum Standardprogramm. Den Flugschülern wird beigebracht, nach jedem Start einmal die Hand an den Rettungsgriff am Gurtzeug zu führen. Es geht darum, diese Bewegung im motorischen Gedächtnis zu verankern.

Wenn man das immer wieder macht, wird man auch im Notfall sofort ohne langes Suchen den Notschirmgriff finden, um die Rettung so schnell wie möglich ziehen und werfen zu können.

Ist die Schulung abgeschlossen, wird dieses regelmäßige Training freilich schnell gerne vergessen. Dabei ist es eine Übung, die allen Piloten auch mit jahrelanger Flugerfahrung zu empfehlen ist.

Die Flugschule Paraworld.ch mit Standorten in Luzern und Zürich hat auf ihrer Homepage einen gut gemachten Artikel mitsamt Anleitung und animierten Bildern veröffentlicht, wie man beim GAN am besten vorgeht.

Griff ans Knie und dann das Sitzbrett entlang: So findet man bei
Sitzgurtzeugen zielsicher den Notschirmgriff.
// Quelle: Paraworld.ch
Bei Sitzgurtzeugen beispielsweise empfiehlt es sich, die Hand ans Knie und dann das Sitzbrett entlang zu führen. So wird man sogar blind quasi automatisch beim Notschirmgriff landen.

Bei Liegegurtzeugen  hat es sich bewährt, von den Karabinern aus die Hand in Falllinie nach unten zu führen. Bei den meisten Gurtzeugmodellen ist der Notschirmgriff genau dort positioniert.

Natürlich gibt es auch Gurtzeuge, die ein wenig von diesen Idealen abweichen. Hier lohnt es sich, sein Gurtzeug im Simulator aufzuhängen und einmal die zielführendste Bewegung entlang von Sitzbrett oder Gurten herauszufinden, um diese dann später bei jedem Flug zu trainieren.

Startcheck per App

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Die Smartphone App "Flugwetter Hochries" will Flugschülern und Piloten eine schnelle Entscheidungshilfe bieten, ob sich die Anfahrt zum Start auch lohnt. 

Das Webcambild und die Wettereinschätzung der
Flugschule Hochries liefern eine schnelle
Entscheidungshilfe. // Quelle: Flugschule Hochries
Es gibt für alles eine App, heißt es. Diesem Motto folgend hat jetzt auch die Flugschule Hochries eine eigene kleine App herausgebracht. Flugschüler, aber auch alle anderen Piloten, die  an der Hochries fliegen wollen, liefert sie einen schnellen Überblick, ob es dort aktuell und in den nächsten Tagen fliegbar sein könnte.

Die App, die es für iOS und Android gibt, ist sehr simpel aufgebaut. Der Startbildschirm zeigt das aktuelle Bild der Webcam der Hochries - samt der Messwerte der Wetterstation am Startplatz. Darunter wird eine kurze Einschätzung der Flugschule zu den Flugmöglichkeiten eingeblendet. Mit einem Wisch kann man diese Beurteilung auch für die Folgetage aufrufen.

Desweiteren ist in einem zweiten Layer eine Darstellung der animierten Wetterseite Windy integriert. Sie zoomt automatisch in die Region um die Hochries und liefert als Standardeinstellung die Windwerte in 1500 Meter Höhe, was in etwa den Verhältnissen auf Startplatzhöhe entspricht.

Daneben liefert die App noch Informationen rund ums Fluggebiet und aktuelle News der Flugschule.

Deutschland-Rasp ist renoviert

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Die Thermikprognosen von rasp.linta.de haben ein neues Layout. Der Prognosezeitraum wurde auf sechs Tage erhöht. Für den jeweils aktuellen Tag gibt es besonders fein aufgelöste Daten.
Das Hauptmodell von Rasp.linta.de liefert Thermikdaten für ganz Deutschland und die
angrenzenden Regionen. Das Modellraster beträgt vier Kilometer. // Quelle: rasp.linta.de
Rasp.linta.de war die erste Implementierung des RASP-Thermikprognosemodells von Dr. Jack für die Region Deutschland. 2007 hatte der Segelflieger Henrik Hoeth die Seite auf privater Basis aufgesetzt (Lu-Glidz berichtete) und fortan betrieben - für die Nutzer immer kostenlos. Über die Jahre gesehen wirkte allerdings die Menüführung und grafische Darstellung irgendwann etwas altbacken. Vor allem bot die Seite keine Möglichkeit, die Meteografiken zu vergrößern, um regionale Details besser erkennen zu können. Das hat sich nun geändert.

Hendrik Hoeth hat das Layout modernisiert. De facto übernahm er die Darstellungsweise eines britischen Rasp-Modells, das schon länger etwas bedienungsfreundlicher programmiert war. Die Ausgabe erfolgt nun als Overlay über zoombaren Karten - und das bis zu sechs Tage im voraus.

Interessant ist die Abstufung des räumlichen Rasters der gerechneten Modelle. Das Hauptmodell für den aktuellen und den folgenden Tag basiert auf einem 4-km-Raster. Die Tage 3 bis 6 werden etwas gröber mit einem 12-km-Raster gerechnet. Sie dienen eher nur als Vorschau, ob sich möglicherweise im Laufe der Woche ein besonders guter Tag ankündigt.

Das 1,4-km-Modell von rasp.linta.de erfast nur die deutschen
Mittelgebirge. Dafür reicht die Auflösung aus, um zum Beispiel
das Potenzial für Wolkenstraßen erkennen zu können.
// Quelle: rasp.linta.de
Für den aktuellen Tag (und am Abend dann auch für den Folgetag) steht zudem ein Modell mit 1,4 km-Raster zur Verfügung. Dessen Prognoseregion ist allerdings etwas schmaler geschnitten und lässt den oberen Norden Deutschlands und die Nordalpen aus.

In der aktuellen Form ist das Deutschland-Rasp ein echter Gewinn gegenüber dem Vorgänger. Durch die unterlegten Karten lassen sich die Thermikdaten nun viel besser regional verorten. Damit stellt es auch eine echte Alternative zu den Rasp-Prognosen von Meteo-Parapente dar, die nicht immer frei zugänglich sind. Vor allem Piloten im Norden Deutschlands profitieren, weil diese Region von Meteo-Parapente nicht abgedeckt wird. (Als Vorteile von Meteo-Parapente bleiben allerdings die fein abgestuften Höhen-Windgramme und die leicht zu verstehenden Prognose-Temps.)

Leider sind bisher noch nicht alle Funktionalitäten der britischen Rasp-Seite auf dem deutschen Pendant präsent. Beispielsweise funktioniert es noch nicht, mit einem rechten Mausklick in die Karten einen Prognosetemp für den jeweiligen Ort aufzurufen. Es ist aber davon auszugehen, dass Hendrik Hoeth die entsprechenden Programmroutinen auch noch auf seinem Server bereitstellen wird.

Wer etwas mehr darüber erfahren will, wie die Rasp-Modelle funktionieren und welche Infos man daraus ziehen kann, dem empfehle ich noch einen alten Lu-Glidz-Post aus dem Jahr 2008: Wo bitte geht's zur Thermik? An den dort beschriebenen Zusammenhängen hat sich seither wenig geändert, nur die Darstellungsweise der Ergebnisse ist halt etwas moderner geworden.


Hinweis: Vielleicht ist Dir beim Lesen aufgefallen, dass dieser Post auch auf frühere Beiträge von vor neun und zehn Jahren auf Lu-Glidz verweist. Tatsächlich gibt es Lu-Glidz schon seit 2006. Der Blog stellt also auch eine Art offenes Archiv und Fundgrube der Entwicklungen in der Gleitschirmszene dar. Wenn Dir ein solches Angebot etwas wert ist, kannst Du die Arbeit an Lu-Glidz als Förderer unterstützen.

Theo de Blic gewinnt Acro-Game 2017

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Das Acro-Game ist ein neuartiger Acro-Wettbewerb in Form von echten Battles zwischen den Piloten. Wie schon 2016 heißt auch in diesem Jahr der Sieger Theo de Blic. 
Beim Acro-Game treten jeweils zwei Piloten spielerisch gegeneinander an.
// Quelle: Facebook, Acro Game

Das Format des Acro-Game hat der spanische Pilot Horacio Llorens entwickelt und im vergangenen Jahr erstmals im spanischen Organyá erfolgreich getestet. Anders als bei normalen Acro-Wettbewerben fliegen die Piloten nicht ein ganzes Set von Tricks, das dann von Punkterichtern Durchgang für Durchgang benotet wird. Vielmehr ist das Acro-Game eine Art Eliminations-Wettbewerb, bei dem jeweils zwei Piloten paarweise gegeneinander antreten.

Im Wettbewerb müssen die battlenden Piloten jeweils im Wechsel eine Figur vorfliegen, die der andere dann nachfliegen muss. Wer sich dabei Fehler erlaubt - ein kleiner Klapper, ein zu frühes Austwisten u.ä. - bekommt Strafpunkte. Wer als erster vier Strafpunkte auf seinem Konto hat, scheidet aus. Von anfangs 15 nominierten Piloten bleiben so am Ende nur noch zwei übrig, die das Finale gegeneinander austragen.

Beim Acro-Game 2017, das mitsamt Trainingstagen vom 24. bis 30. Juli wieder in Organyá stattfand, setzte sich am Ende, wie schon 2016, Theo de Blic als Sieger durch. Er verwies Horacio Llorens auf Platz zwei. Im "kleinen" Finale kam Francois Ragolski auf Platz 3.

Für die Piloten ist das Acro-Game eine besondere Herausforderung, da sie im direkten Vergleich zueinander stehen und jedes Manöver so exakt wie möglich vor- bzw. nachfliegen müssen. Der Wettbewerb bekommt, wie der Name schon sagt, ein stark spielerisches Element.

Vor allem sind aber auch die Trainingstage des Acro-Game ein Happening. Dort probieren die Piloten viele neue Tricks, wobei natürlich alle anderen gleich versuchen, diese nachzumachen, um später im Wettbewerb keine Nachteile zu haben. Somit pushen sich die Acro-Stars gegenseitig zu neuen Höchstleistungen, was dem vernehmen nach allen besonders viel Spaß macht.

Zu den in diesem Jahr in Organyá gezeigten neuen Tricks gehörten zum Beispiel Wingover, die eingetwistet geflogen werden, wobei in jedem Kurvenwechsel auch ein Wechsel der Twistrichtung erfolgt.

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