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Gedanken zum Karabinerbruch

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Ein White Paper von Thomas Finsterwalder zum Thema Flugsport-Karabinern zeigt Wege auf, wie sich deren Haltbarkeit standardisiert testen und abschätzen ließe.  

Alu, Stahl und Ego bricht, nur mein Karabiner nicht?
// Quelle: Finsterwalder
Kürzlich erst hatte ich auf Lu-Glidz über das Thema Karabinerbruch berichtet und empfohlen, Karabiner nicht bis ultimo zu fliegen, sondern nach einer gewissen Zeit der Nutzung regelmäßig auszutauschen, sicherheitshalber (s. Tauschen, bevor es bricht).

Zu dieser Problematik hat Thomas Finsterwalder von Finsterwalder-Charly sich Gedanken gemacht und ein White-Paper verfasst (online und als pdf verfügbar). Darin beschreibt er nicht nur die technischen Hintergründe noch einmal fundiert. Vielmehr formuliert er auch Anforderungen für ein einheitliches Testverfahren, mit dem sich alle Flugsport-Karabiner am Markt hinsichtlich ihrer dauerhaften Festigkeit prüfen und vergleichen ließen (bisher gibt es für Flugsport-Karabiner keine einheitliche Prüfnorm).

Unterm Strich geht es vereinfacht um die Frage: Kann man einem bestimmten Karabinermodell zutrauen, eine bestimmte Zeit (z.B. fünf Jahre) regelmäßigen Flugbetrieb intakt zu überstehen?


Stahl ist nicht immer die bessere Wahl

In dem White Paper benennt Finsterwalder einige Faktoren, die bei der Frage der Dauerschwingfestigkeit von Karabinern eine Rolle spielen. Und es zeigt sich, wie komplex das Zusammenspiel dieser Faktoren sein kann.

Zum Beispiel können leichtere Alu-Karabiner flexibler sein, sich unter Last also eher so aufbiegen, dass es im Schnapper zum Kraftschluss kommt. Das Ergebnis sind weniger Schwingungen mit Lastwechseln, also weniger Materialermüdung und eine längere Haltbarkeit.

Interessant ist auch die Frage, wie groß die Auflage für die Tragegurte am oberen Ende des Karabiners ist. Je breiter diese ausfällt, desto eher können die Gurte darin nach vorne rutschen und dann über eine stärkere Hebelwirkung höhere Kräfte bzw. größere Schwingungen ins Material übertragen, was über die Zeit gesehen die Haltbarkeit verringert. Schmalere Karabiner oder solche, die die Gurte bauartbedingt nach hinten rutschen lassen, haben hier einen Vorteil.

Selbst Stahlkarabiner müssen nicht per se, wegen des festeren Materials, besser abschneiden als Alu-Modelle. Da sie deutlich steifer sind, kann es bei ihnen erst bei höheren Lasten zum Kraftschluss kommen, zuvor summieren sich die Schwingungen. Im White Paper zeigt Finsterwalder auf, dass ein bestimmter Stahlkarabiner nach seinem Testverfahren im Mono-Betrieb (mit der Last von nur einem Piloten) nicht auf eine rechnerische "Zeitfestigkeit" von fünf Jahren käme. D.h. auch hier wäre ein früherer Austausch zu empfehlen.

Allerdings ist der Begriff der Zeitfestigkeit von Karabinern per se schwammig und nur eine Hilfsgröße. Karabiner können fünf Jahre lang in einem Gurtzeug eingebaut sein, in dieser Zeit aber viel oder wenig, mit hohen oder geringen Lasten, mit viel oder wenig Dynamik, in ruhiger oder sehr turbulenter Luft geflogen werden. All das hat Einfluss darauf, wie stark das Material der Karabiner ermüdet und das Risiko eines Bruches mit der Zeit steigt.

Leider kann man Karabinern von außen nicht ansehen, ob sie erst tausende oder schon zehntausende Lastwechsel abgefedert haben.

Grundsätzlich wäre es auf jeden Fall zu begrüßen, wenn ein einheitliches Testverfahren für Flugsport-Karabiner etabliert würde – im Sinne einer besseren Transparenz und Vergleichbarkeit für die Pilotinnen und Piloten.





Sensationeller Rekordtag in Spanien

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Gleich 16 Flüge über mehr als 300 km und 31 mit mehr als 250 km Distanz wurden am 24. Juli 2020 in Zentralspanien geflogen. Alex Loyarte kam auf rekordmäßige 399 Kilometer.

Für den 24. Juli hatten die Thermikprognosen (hier von Topmeteo)
in Zentralspanien beste XC-Bedingungen versprochen.
Sie sollten Recht behalten. // Quelle: Topmeteo.eu
Wenn sich über der trockenen Hochebene Zentralspaniens bei bester Sonneneinstrahlung Windsysteme in passender Weise treffen, bildet sich eine große Konvergenzzone. Das war für den Freitag in den Prognosen in besonders kräftiger Weise abzusehen (s. Bild). Und so machten sich etliche spanische XC-Piloten auf, an diesem Tag eigene und vielleicht auch nationale Rekorde zu brechen.

Das Ergebnis dieses Flugtages ist beachtenswert und allein schon von der Summe der weiten Flüge her rekordverdächtig, wenn man in den XContest schaut. 16 mal ging es bei Basishöhen von teils über 4000 Metern über die 300-km-Marke, weitere 15 Flüge knackten die 250 km. Am weitesten kam Alex Loyarte, der am Ende laut XContest-Wertung 399 km auf der Uhr hatte. Das dürfte neuer spanischer Rekord sein.

Dass so viele Piloten gleichzeitig an einem Freitag in einer recht dünn besiedelten Gegend Spaniens auf Streckenjagd gingen, ist kein Zufall. Derzeit findet in Zarza Capilla La Vieja ein besonderer spanischer Wettbewerb statt, bei dem es darum geht, innerhalb von fünf Tagen die meisten Streckenkilometer zu sammeln. Einige der im XContest verzeichneten Strecken, darunter der Rekordflug von Alex Loyarte, wurden allerdings auch noch an anderen Startplätzen der Region begonnen.

Für den heutigen Samstag, den Abschluss des Wettbewerbs von Zarza Capilla, sind noch einmal sehr gute thermische Bedingungen, aber deutlich weniger Wind prognostiziert. Die Veranstalter haben deshalb den Piloten das Motto mitgegeben, möglichst viele spanische Rekorde für geschlossene Aufgaben zu brechen bzw. es zumindest zu versuchen. Darunter 100 und 200 km Ziel-Rück, Speed über diverse Dreiecksstrecken, den spanischen FAI-Dreiecksrekord etc. Ob und was davon gelingt, muss sich noch zeigen.


Garmins Lockdown

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Falls sich manch ein Nutzer wunderte, dass sein Garmin-Gerät in den vergangenen Tagen nicht richtig funktionierte: Das könnte mit einem Hacker-Angriff zusammenhängen.

Die Garmin-Website verkündete den Ausfall.
// Quelle: Garmin, Screenshot
Vier Tage lang ging bei den Online-Diensten von Garmin so gut wie gar nichts mehr. Besitzer von Fitness-Uhren, aber auch von diversen Fluginstrumenten konnten diese nicht mit den Cloud-Servern von Garmin verbinden, um Daten upzudaten, Routen zu planen etc. Laut Medienberichten soll Garmin Opfer einer Hackerattacke geworden sein, bei der eine so genannte Ransomware alle hinterlegten Daten verschlüsselte und somit unlesbar machte.

Angeblich sollte Garmin ein Lösegeld von 10 Millionen Dollar zahlen, damit die Hacker den Code zur Entschlüsselung herausgeben. Ob das wirklich so war und ob Garmin auch zahlte, ist noch unklar. Immerhin funktionieren die meisten Dienste mittlerweile wieder, wenn auch teils noch eingeschränkt (s. Garmin Connect Status).

Beruhigend: Die SOS- und SMS-Funktionen der Tracker vom Typ Garmin Inreach Explorer, die auch viele Gleitschirmpiloten zur Sicherheit bei Flügen mitnehmen, sollen nicht von dem Lockdown betroffen gewesen sein und die ganze Zeit über funktioniert haben (s. Status Inreach).

Dennoch zeigt dieser Fall einmal mehr: Unsere technische Welt, auf die wir uns so gerne verlassen, ist verletzlich.

Springen die jetzt?

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Die Ostallgäuer Gleitschirmflieger beantworten die wichtigsten Fragen von Nichtfliegern mit einem Audioguide auf ihrer Website – auf Bayerisch, Rheinisch und Berlinerisch.

Ein QR-Code der Ostallgäuer Gleitschirmflieger führt zu
den Audioguides mit den FAQ für Nichtflieger.
// Quelle: OAL-GS.de
Wahrscheinlich hat das schon jeder mal in der einen oder anderen Form erlebt: Man steht am Startplatz, ein paar Nichtflieger schauen zu, und dann kommen die Fragen:

Springen Sie jetzt?
Kann man starten und landen wo man möchte?
Wie lange fliegt man?
Kann man das auch steuern?
Ist das nicht gefährlich?
etc.

Da die Fragen in der Regel immer die gleichen sind, was auch die gleichen Anworten erfordert, kamen die Ostallgäuer Gleitschirmflieger auf die Idee, auf ihrer Website eine FAQ-Seite für Nichtflieger vorzubereiten. Das ganze gibt es allerdings nicht nur zum Nachlesen, sondern auch zum Hören. Und zwar als Audioguide im mp3-Format. Dabei kann man zwischen drei Sprachversionen wählen: Bayerisch, Rheinisch und Berlinerisch.

Die Audioguides haben dabei eine besonders sympathische, persönliche Note. Denn die Antworten darin sind nicht einfach nur eine Dialekt-Version der auf Hochdeutsch sehr korrekt formulierten Schriftfassung. Jede setzt ihre ganz eigenen Schwerpunkte und ist damit doppelt spaßig anzuhören, wenn man einmal den Tonfall und die Aussagen des bayerischen mit denen des rheinischen Fliegers vergleicht.

Gleitschirmflieger im Tessin vermisst

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Im Tessin wird seit Samstag ein Gleitschirmflieger vermisst. Die Polizei sucht Zeugen, die den Piloten möglicherweise noch in der Luft gesehen haben. Der Start erfolgte am 25.7. gegen 11.30 in Cimetta bei Locarno. Der Schirm ist ein roter Mentor 5 mit gelber Eintrittskante, der Pilot trägt einen unverkennbaren grünen Helm. // Quelle: BAZL, Staysafe


Teuflische Wirbel

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Der DHV warnt vor einem auch 2020 gehäuften Auftreten von Dust Devils. Auf seiner Website gibt der Verband Tipps, um staubteufelträchtige Tage zu erkennen.

Ein Dust-Devil tobt auf einem trockenen Feld.
// Quelle: Sturmarchiv Schweiz, Marcel Steffen
Viel Sonne und starke Thermik gab es auch früher schon. Doch seit einigen Jahren kommt regional noch eine große Trockenheit der Böden hinzu. Diese drei Faktoren sind maßgeblich dafür, dass auch in Deutschland mittlerweile häufiger Dust Devils gesichtet werden. Und mehr noch: Zuweilen geraten sie auch den Gleitschirmfliegern in die Flugbahn, mit teils fatalem Ausgang.

Was sich schon in der Unfallstatistik der vergangenen zwei Jahre zeigte, setzt sich offenbar auch in 2020 fort. Bodennah starke thermische Turbulenzen bis hin zur Extremform der Dust Devils führen gehäuft zu Unfällen. Der DHV nimmt das zum Anlass, um auf seiner Website etwas Aufklärung zu betreiben, Verhaltenstipps zu geben und etliche Videos und weiterführende Texte zum Thema zu verlinken.

Zu der Sammlung gehören auch zwei Posts von Lu-Glidz:
- Meteowissen: Dust Devil
- Die Tücken der Überadiabate


Retter raus und Rrrratsch

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Bei einem Leichtgurtzeug sind beim Retterwurf im Rahmen eines Sicherheitstrainings nicht tragende Stoffteile gerissen. Wie konnte es dazu kommen, und was sagt der Hersteller dazu?

Das Rückenteil eines Easiness 3 von Advance nach einem Retterwurf.
Die tragende Gurtkonstruktion im Hintergrund ist intakt. Aber der dünne
Oberstoff ist entlang der Nähte eingerissen.
// Quelle: Facebook, Gruppe: Gleitschirm Sicherheit, D. Loritz
Der Drang hin zu immer leichterer Ausrüstung hat auch seine Kehrseiten. Bei leichten Gurtzeugen zum Beispiel sind die Stoffe zwangsläufig dünner. Wenn diese dann einer nicht alltäglichen Belastung ausgesetzt werden, kann das schon mal zerstörerisch wirken. Man hört ein lautes Rrrratsch, man spürt vieleicht noch einen ungewöhnlichen Ruck und sitzt danach nicht mehr so bequem wie zuvor. An irgendeiner Stelle ist Stoff unter eine Zugbelastung gekommen, der er nicht mehr gewachsen war. Bevorzugt treten die Schäden entlang von Nähten auf, an denen der dünne Stoff durch die Nadelstiche bereits vorgeschwächt ist.

Sicherheitsrelevant ist das in der Regel nicht – zumindest nicht in der Form, dass der Pilot selbst durch den Schaden gefährdet war. In jedem Gurtzeug gibt es im Hintergrund eine sehr stabile Konstruktion von Bändern, die den Piloten auch dann halten, wenn vordergründig der optisch schöne Oberstoff schon reißt. Beim Festigkeitstest eines Gurtzeugs im Rahmen der Zulassung ist es auch nur dieser tragende "Gurtkäfig", der allen Belastungen standhalten muss.

Dennoch sind solche Schäden ärgerlich. Denn häufig wird man den Flug nur sehr unbequem fortsetzen können – allein schon vom Kopfe her, wenn dort der Eindruck vorherrscht: "mein Gurtzeug reißt". Ärgerlich ist auch, dass in solchen Fällen das beschädigte Gurtzeug im Grunde irreparabel ist, oder zumindest nicht zu einem annehmbaren Preis. Der Riss wird mitunter zum Totalschaden, bei dem nicht einmal die Garantie des Herstellers greift.

Kürzlich wurde auf Facebook in einer Gruppe zum Thema Gleitschirmsicherheit ein Fall diskutiert, bei dem ein Pilot im Sicherheitstraining testhalber aus einer Klapperspirale heraus seinen Notschirm warf. Auch da machte es Rrrratsch, und bei dem Leichtgurtzeug Easiness 3 von Advance war der Stoff des Rückenteils zerrissen. Ähnliches sei mit Modellen dieser Gurtzeugserie schon mehrfach in seinen Trainings passiert, kommentierte der Sicherheitstrainer und stellte Advance an den Pranger.

Lu-Glidz nahm das zum Anlass einmal bei Advance direkt nachzufragen, wie dort dieser Vorfall, aber auch allgemein das Thema Sicherheit und Haltbarkeit von Leichtgurtzeugen gesehen wird. Nachfolgend die offiziellen Antworten von Advance auf meine Anfrage. 


Wie kann es aus Sicht von Advance zu derlei Schadensbildern kommen?
Advance: Solche Schäden an Stoffteilen von Gurtzeugen können bei Retterwürfen in sehr seltenen Fällen und unter bestimmten Konstellationen auftreten. Es handelt sich um eine Kombination von mehreren Faktoren wie asymmetrische Initialbelastung auf die Verbindungsgurte und Aufhängungspunkte, Schocköffnungen z.B. bei hoher Rotationsgeschwindigkeit, Position des Piloten im Gurtzeug usw. Solche Schäden treten bei Leichtprodukten eher auf als bei "Standardprodukten". Davon sind nicht nur Advance Produkte betroffen, sondern auch Gurtzeuge anderer Marken, wie uns mehrere bekannte Sicherheitstrainer mit viel Erfahrung bestätigt haben.
Da der Pilot aus Komfortgründen nicht direkt auf den tragenden Gurten sitzt, sondern diese leicht lose hinter der Sitzschale (bestehend aus Schaum und Stoff) verlaufen, können die oben beschriebenen Faktoren zu einer übermäßigen Belastung von punktuellen Stoffteilen führen. Solche Schäden entstehen auch bei den Belastungstests anlässlich der Zulassung eines Gurtzeuges, wohlverstanden am zugelassenen Muster. Sie sind also keinesfalls sicherheitsrelevant.
Selbstverständlich sind wir bemüht, aufgrund solcher Vorkommnisse unsere Produkte und Verarbeitungsmethoden laufend zu verbessern. Neue Erkenntnisse fließen permanent mit ein. Trotzdem kann nicht ausgeschlossen werden, dass es nach wie vor Einzelfälle gibt, wo eine solche Beschädigung durch Überbelastung auftritt.


Wie sicherheitsrelevant sind solche Schäden?
Advance: Alle uns bekannten und durch uns begutachteten Fällen waren in keiner Weise sicherheitsrelevant. Wie bereits oben beschrieben, wird der Pilot von einem tragenden Gurtsystem dermaßen umgeben, dass er auch ohne jeglichen Stoff niemals aus dem Gurtzeug fallen könnte. Die Stoffteile dienen primär dem Komfort und der optischen Verschalung, sie haben absolut keine tragende Funktion.


Wie geht Advance mit Kunden um, die entsprechende Schäden melden. Fällt ein solcher Schaden unter die Garantie des Gurtzeugs?
Advance: Dies ist individuell und hängt von der Beurteilung des einzelnen Falles ab. Ein solcher Schaden kann zu verständlichem Unmut beim Kunden führen, weil es weder ein Fabrikationsfehler ist, noch ein Verschulden des Piloten vorliegt. Da es sich um Überbelastung handelt, fällt ein solcher Defekt grundsätzlich nicht unter Garantie. Trotzdem ist es für den Kunden eine ärgerliche Situation. Deshalb sind wir bestrebt, uns in solchen Fällen kulant zu verhalten und gemeinsam mit dem Kunden eine zufriedenstellende Lösung zu finden. Aber das können wir nur tun, wenn sich Betroffene bei uns melden und uns das Gurtzeug zusenden.


Welche Möglichkeiten haben Kunden, solche Schäden an ihrem Gurtzeug auszuschließen?
Advance: Das ist primär ein persönliches Abwägen. Jeder Retterwurf nach einem Manöver beinhaltet grundsätzlich eine unberechenbare Komponente und in Ausnahmefällen können übermäßige und nicht kontrollierbaren Kräfte auftreten. Beim Retterwurf an einem SIKU im Normalflug kann dies praktisch ausgeschlossen werden.
Es besteht also bei einem Wurf anlässlich eines Manöver ein sehr kleines Restrisiko, dass dabei eine Beschädigung an einem Leichtgurtzeug auftreten kann. Auf der anderen Seite macht es selbstverständlich Sinn, den Retter auch mal unter realen Bedingungen an einem SIKU zu werfen.
Es liegt schlussendlich im Ermessen des Piloten, ob er das sehr kleine Restrisiko in Kauf nehmen will oder ob er den Retter über Wasser aus dem Normalflug wirft oder für das SIKU ein anderes als ein Leichtgurtzeug verwendet. 
Eine weitere sehr sinnvolle Methode ist übrigens der G-Force Trainer. Dort kann das Auslösen des Retters bei hoher Rotationsgeschwindigkeit und folglich unter erschwerten Bedingungen sehr gut geübt und immer wieder wiederholt werden.


Muss bei Leichtgurtzeugtypen wie dem Easiness schon der Leichtigkeit wegen mit einer deutlich verringerten Haltbarkeit gerechnet werden?
Advance: Es liegt auf der Hand, dass ein Leichtgurtzeug bei identischer Verwendung nicht die gleiche Haltbarkeit bzw. Lebensdauer wie ein "normales" Gurtzeug aufweisen kann. Leichtprodukte erfordern einen deutlich sorgfältigeren Umgang. Bei entsprechender Vorsicht können jedoch auch Leichtprodukte dem Piloten lange Freude bereiten.
Das Risiko von Beschädigungen eben z.B. durch Überbelastung ist bei Leichtprodukten klar höher als bei Standardprodukten, dies übrigens nicht nur während SIKUS, sondern auch in anderen Situationen wie z.B. beim Schleifen des Materials über den Boden, bei Landungen auf dem Hintern usw., oder am Beispiel von Gleitschirmen, wenn sie nach der Landung auf die Eintrittskante fallen. Die meisten Piloten sind sich jedoch dessen bewusst und kaufen trotzdem ein Leichtprodukt, weil schlussendlich die Vorteile für sie überwiegen.
Die Herausforderung für uns bei Advance und alle anderen Hersteller liegt darin, Leichtprodukte immer weiter zu verbessern und punktuell zu verstärken, aber auch nach anderen Möglichkeiten zu suchen, um das Gewicht weiter zu reduzieren. Dabei lernen wir aus Erfahrungen und aufgetretenen Problemen aus der Vergangenheit. Dies ist ein laufender Prozess, welcher den Entwicklungsfortschritt ausdrückt.

Newsticker #01

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Neues Newsticker-Format +++ EM 2020 fällt aus +++ Vermisster Pilot gefunden +++ Pepper Cross light in Tandemgrößen

+++ Lu-Glidz startet ein neues Post-Format namens Newsticker. Darin werden Nachrichten aus der Szene kurz angerissen und – wenn möglich – Links zu weiterführenden Infos gesetzt. Im Ticker werden auch kurze Hinweise auf Produktneuheiten von Herstellern erscheinen. Um die einzelnen Newsticker-Posts im Blog eindeutig verlinken zu können, werden sie durchnummeriert. +++

+++ Die Gleitschirm-EM 2020 in Serbien fällt aus. Die Veranstalter haben den Wettbewerb nach einem ersten Aufschub nun doch komplett abgesagt. Der Grund: Corona. Die EM sollte Ende August in Nis stattfinden. Jetzt wird sie den FAI-Plänen nach am gleichen Ort 2022 nachgeholt. Die Absage ist allerdings keine Überraschung, sie war schon abzusehen (s. auf Lu-Glidz: #FZC 37: EM am seidenen Faden) +++

+++ Der vermisste Pilot im Tessin wurde gefunden. Leider konnte der 35-jährige nur noch tot geborgen werden (s. 20min.ch und tio.ch). Er war in einer unzugänglichen Gebirgsregion im Chignolasc-Tal abgestürzt. Die Suche dauerte mehrere Tage. Der Pilot war mit einem Spot unterwegs, allerdings wies die letzte verfügbare Positionsmeldung noch in ein anderes Tal. (Diese Meldung bezieht sich auf den Lu-Glidz-Post: Gleitschirmflieger im Tessin vermisst). +++

+++ Skywalk bietet die leichte Rettung Pepper Cross light neuerdings in zwei zusätzlichen Größen auch für Motor- und Tandempiloten an: 180 und 225 (mehr Infos bei Skywalk) +++



Flarm oder nicht Flarm...?

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... das ist bei manchen Geräten mit Flarm offenbar durchaus eine Frage. Ein aktueller Fall zeigt: Manche Flarm-Kennungen werden nicht korrekt übermittelt. 

Ein Skytraxx 2.1 mit aktiviertem Flarm, doch der Flarm-Empfänger
(hier: XCTracer Maxx) vermeldet: "No Flarm nearby".
// Quelle: Lu-Glidz
Ein Pilot hatte sich ein Vario Skytraxx 2.1 gekauft, weil er in der Luft per Flarm auch für Segelflieger besser instrumentell sichtbar sein wollte. Allerdings stellte er nach ersten Flügen fest: Die Flarm-Kennung seines Gerätes war auf keiner der üblichen Logger-Seiten im Internet zu finden, obwohl er ganz sicher im Empfangsbereich der Flarm-Antennen umliegender Segelflugplätze unterwegs gewesen war. Sollte etwa sein neues Vario gar nicht wie versprochen die Flarm-Signale zur Kollisionswarnung abstrahlen?

Der Pilot machte wiederholt  Versuche, blieb aber immer erfolglos. Schließlich hielt einmal ein befreundeter Flieger ein XCTracer Maxx daneben. Dieses Vario kann als Buddy-Funktion auch Flarm-Signale von anderen Gleitschirmfliegern empfangen und anzeigen. Doch auch da blieb das Skytraxx-Gerät des Piloten unerkannt (andere Skytraxx-Varios wurden allerdings empfangen).

Was tun? Der Pilot schickte sein Skytraxx 2.1 an den Hersteller. Und der meldete nach Überprüfung zurück: Das Flarm funktioniere tatsächlich nicht. Dahinter stecke aber kein Hardware-Problem. Vielmehr hätte sich herausgestellt, dass die vom Schweizer Anbieter Flarm bereit gestellte Software wohl ein Problem damit habe, gewisse Adressen zu verschicken. Skytraxx habe nun Flarm kontaktiert und mit Nachdruck um ein Update gebeten. Sobald das vorliege, werde es auch von Skytraxx baldmöglichst veröffentlicht. (Hinweis: Der Code der Flarm-Software ist geschützt, die Vario-Hersteller haben darauf keinen direkten Zugriff, sondern müssen diesen von Flarm übernehmen.)


Tipp: Flarm-Funktion checken

Wie viele Geräte von dem Flarm-Bug derzeit betroffen sein könnten, ist unklar. Der Fall macht vor aber allem eines deutlich: Besitzer von Varios mit Flarm-Funktion, nicht nur von Skytraxx sondern auch anderer Hersteller, sollten sich nicht blind auf die Technik verlassen. Es ist angebracht, bei Gelegenheit und von Zeit zu Zeit zu checken, ob die eigene Flarm-ID von anderen Flarm-Nutzern auch tatsächlich empfangen wird, bzw. ob die eigenen Positionsdaten auf OGN-Logging-Servern wie Glidernet, KTrax oder auf der Livetracking-Seite von Burnair-Maps auftauchen.

Zudem sollte man stets darauf achten, die Firmware seines Flarm-Varios immer aktuell zu halten. Allein schon weil die Lizenz der darin enthaltenen Flarm-Software nur jeweils für ein Jahr gilt und dann erneuert werden muss, damit Flarm weiter funktioniert.


Nachtrag v. 3.8.: Skytraxx hat mittlerweile Updates der Firmware des Skytraxx 2.1 sowie 3.0 bereit gestellt, die das Flarm-Problem bei den betroffenen Geräten beheben soll. Zudem wurde eine Prüfroutine integriert. Nutzer sollen eine Fehlermeldung angezeigt bekommen, sollte der Sendefehler nochmals auftreten. Es handelt sich um die Firmware-Version 08/2020. Allen Besitzern eines Skytraxx 2.1 wird empfohlen, diese aufzuspielen.

Flarm oder nicht Flarm (2)

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Wegen eines Flarm-Bugs gibt es von Skytraxx ein Firmware-Update für die Varios 3.0 und 2.1. Zudem bietet Burnair jetzt eine simple Möglichkeit zur Flarm-Sichtbarkeitskontrolle.
Bei Burnair.cloud können registrierte Nutzer die "Sichtbarkeit" ihrer Flarm-Varios auf einfache Weise überprüfen.
// Quelle: Burnair.cloud


Gestern erst hatte Lu-Glidz über den Fall eines Varios Skytraxx 2.1 berichtet, bei dem der Benutzer feststellte, dass es offenbar keine Flarm-Signale sendete (s. Flarm oder nicht Flarm...?). In kürzester Zeit hat sich bei diesem sensiblen Thema dann einiges getan.

Zum einen bietet Skytraxx jetzt ein Firmware-Update sowohl für das Skytraxx 2.1 wie das Skytraxx 3.0. Damit wurde den Angaben auf der Website nach der Bug behoben, dass bei manchen dieser Geräte Flarm nicht aktiviert wurde. Allen Nutzern dieser Geräte wird dringend empfohlen, für eine volle Flarm-Funktionalität die neuesten Firmware-Versionen aufzuspielen.


Flarm-Sichtbarkeit checken

Zum anderen legte auch Bernie Hertz von Burnair als Programmierer gleich noch eine Extraschicht ein. Er stattete seine Seite über Nacht mit einer neuen Funktion aus. Registrierte Nutzer (die Registrierung ist kostenfrei) können auf Burnair nicht nur die Fanet- bzw. Flarm-IDs ihrer Geräte eintragen (unter "Meine Geräte"). Sie bekommen nun dort auch angezeigt, ob diese IDs in der Vergangenheit von einer OGN-Bodenstation (Flarm) und/oder einer SkyNet-Bodenstation (Fanet) empfangen worden sind. Es wird sogar das Datum der letzten öffentlichen Sichtbarkeit angezeigt. So kann man auf einfachste Weise überprüfen, ob am eigenen Gerät die Funktechnik mit Flarm & Co  tatsächlich aktiviert ist und funktioniert.

Um ganz sicher zu gehen, sind allerdings noch ein paar Feinheiten zu beachten. Zum einen muss man natürlich mit eingeschaltetem Gerät in den vergangenen sechs Monaten überhaupt einmal im Empfangsbereich einer Station des Open-Glider-Netzwerks (OGN) gewesen sein. Diese stehen typischerweise an Segelflugplätzen. Eine Karte mit der ungefähren Abdeckung der OGN-Stationen in Europa findet man unterognrange.glidernet.org.

Zum anderen sollte man sein Gerät für das Livetracking per OGN auch sichtbar machen. Dafür muss man z.B. bei den Skytraxx-Geräten in den Einstellungen sowohl Flarm als auch das Online-Tracking aktiviert haben. Nutzer der Flarm-fähigen Varios von XCTracer müssen in der Konfigurations-Datei der Geräte die Zeile "LiveTracking=yes" stehen haben. Heißt es dort "LiveTracking=no" ist zwar Flarm aktiv, aber die Daten werden nicht ans OGN weitergegeben.

Hat man all das berücksichtigt und findet trotzdem bei Burnair keinen Hinweis darauf, dass das eingetragene Gerät von OGN-Stationen empfangen wurde, kann man das als Indiz werten, dass mit den Flarm-Funktionen des eigenen Varios tatsächlich etwas nicht stimmt.


Update für XCTracer Maxx

Bleibt zuletzt noch anzumerken, dass es seit heute auch für den XCTracer Maxx eine neue Firmware-Version zum Download gibt. Die Version "R052" dient laut Angaben von Koni Schafroth nicht dazu, einen Flarm-Fehler zu beheben, sondern das Flarm als erweitertes Sicherheitsfeature zu nutzen.

Bei der neuen Version schaltet sich das Vario nicht mehr automatisch nach der Landung aus, sondern erst wenn der Pilot dies manuell macht oder wenn die Batterie leer ist. Bei voll geladenem Akku sendet der XC Tracer Maxx ansonsten noch bis zu 2,5 Tage lang zwei Mal pro Sekunde ein Flarm Signal aus. Nach einem möglichen Absturz könnte Flarm somit auch dabei dienlich sein, den Betroffenen zu orten und vielleicht solche langen Suchaktionen wie kürzlich mit einem vermissten Piloten im Tessin viel effizienter zu gestalten.


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Die unbeflogenen Schweizer Gipfel

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Eine Internetseite zeigt auf Basis von XContest-Daten für alle Gipfel der Schweiz, wie häufig von ihnen schon geflogen worden ist. Eine gute Quelle für Erstbeflug-Junkies.

In der Schweiz gibt es noch viele "unbeflogene" Gipfel (blaue Punkte).
// Quelle: Hike & Fly Peaks Switzerland
Der Trend zum Hike and Fly ist ungebrochen, und daraus ergeben sich auch neue Ziele. Etwa die Idee, wenn möglich auf bislang unbeflogene Gipfel zu steigen und dort als erster zu starten. Oder für bereits beflogene Gipfel neue Streckenrekorde aufzustellen.

Dafür müsste man allerdings wissen: Welche Gipfel sind überhaupt noch "flugfrei"? Zumindest für die Schweiz kann man das jetzt im Internet auf der Seite Hike & Fly Peaks Switzerland checken (wenn auch mit gewissen Einschränkungen s.u.).

Danilo Bargen hat dafür den entsprechenden Code geschrieben, um automatisch von der Seite XContest.org für alle Gipfel mit mehr als 1000 Meter Höhe in der Schweiz zugehörige Flugeintragungen (im Umkreis von 300 m um den Gipfel) abzufragen und dann grafisch auf einer Karte darzustellen.

Jeder Gipfel ist mit einem Punkt markiert. Blau bedeutet: noch ohne Starts. Orange steht für ein bis drei Starts und für rot markierte Gipfel sind bereits mehr als drei Starts verzeichnet. Wenn man auf die Punkte klickt, bekommt man auch noch den aktuellen XC-Rekord vom jeweiligen Gipfel aus angezeigt. Die Daten können auch in Tabellenform in einem Google-Docs-Spreadsheet angeschaut werden.

Danilo stellte sein Projekt im Gleitschirmdrachenforum vor. Dort nennt er aber auch einige  Einschränkungen für die Gültigkeit der Ergebnisse:

"Die Auswertung hat natürlich gewisse Limitierungen: Es werden nur Flüge von XContest berücksichtigt, zudem nur solche im Umkreis von 300 m um den Gipfel. Manchmal gibt es in dem Umkreis keinen startbaren Fleck und manchmal wurde ein Gipfel schon beflogen, aber ohne XContest-Upload. Einige Gipfel befinden sich zudem in Wildschutz- oder Jagdbanngebieten und dürfen auch nicht beflogen werden. Die Karte erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie ist eine reine Spielerei."

Tatsächlich dürften etliche der auf der Karte noch als "jungfräulich" blau markierte Gipfel bereits beflogen worden sein, ohne dass die Piloten ihre Flüge im XContest dokumentierten – vielleicht auch aus gutem Grund, um nicht zu viel Aufmerksamkeit auf diese freiere und selten auch XC-leistungsorientierte Form der Fliegerei zu lenken.


Korrekturhinweis: Im ursprünglichen Post hatte es geheißen, Wildschutz- und Jagdbanngebiete *sollten* nicht beflogen werden. Tatsächlich herrscht dort allerdings vom Recht her ein eindeutiges Flugverbot. Das muss beachtet werden! (Dank an Markus für den entsprechenden Hinweis in den Kommentaren)


Newsticker #02

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Rekord im Iran +++ Passgenauer Sollbruchstellenkäfig +++ Update für Skytraxx 2.0 

+++ Im Iran ist die 400km-Barriere mit dem Gleitschirm geknackt worden, und das gleich von drei Piloten an einem Tag. Am weitesten kam Soheil Barikani, der am 2. August vom Startplatz Kerend Gharb aus am Ende 440 km in den XContest einloggte. Das ist neuer Iran- und neuer Asienrekord. Die beiden weiteren Flüge gingen über 433 und 418 km. Die Piloten erreichten teils Flughöhen von über 5000 Meter MSL. Die bisherige Rekord lag seit dem vergangenen Sommer bei 418 km, erflogen von Alireza Esna Ashari, ebenfalls ab Kerend Gharb. +++

 +++ Maier Components hat ein im Sinne der Schleppsicherheit sinnvolles kleines Gadget entwickelt. Es handelt sich um einen per 3D-Drucker gefertigten "Käfig" für die Sollbruchstellen am Seil. Solche Käfige sind normalerweise aus Metall, dann aber so schmal ausgeführt, dass die üblicherweise verwendeten Schäkel mit 6mm Bolzen darin Spiel habe, verkanten können oder auch gerne mal Leinen des Seilfallschirms einfädeln. Die gedruckte Kunststoff-Käfigvariante ist hingegen passgenau dimensioniert. +++

+++ Im Zuge der Updates wegen eines Flarm-Bugs (s. auf Lu-Glidz: Flarm oder nicht Flarm Teil 1 | Teil 2) hat Skytraxx auch für Geräte der Baureihe Skytraxx 2.0 mit Flarm eine neue Flarm-Lizenz zum Download bereit gestellt. +++


Newsticker #03

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Swiss Open Fiesch 2020 +++ Alpine Hike&Fly Gipfel +++ Cayenne 6 in allen Größen verfügbar +++ Fly & Share Spendenevent

+++ Vom 5. bis 9. August findet die diesjährige Schweizer Meisterschaft statt. Die Swiss Open Fiesch 2020 ist einer der wenigen nationalen wie internationalen Wettbewerbe, die nicht wegen Corona abgesagt wurden. 130 Pilotinnen und Piloten sind angemeldet. Sie kommen nicht nur aus der Schweiz, sondern auch aus zwölf weiteren Nationen. Es gelten strenge Corona-Schutzregeln. +++

+++ Die kürzlich auf Lu-Glidz vorgestellte Seite mit einer Datenbank der (teils noch unbeflogenen) Hike-and-Fly-Gipfel der Schweiz gibt es in erweiterter Version. Mittlerweile liegen auch Daten und Karten zu den Hike-and-Fly Gipfeln in Österreich und Slowenien vor. Zur jeweiligen Darstellung muss oben links die entsprechende Region ausgewählt werden. +++

+++ Der neue EN-C Cayenne 6 von Skywalk hat nun auch in den Größen XXS und L die Zulassung erhalten. Damit ist er jetzt in allen geplanten Größen verfügbar. +++

+++ Vom 6.-9.8. findet der XC-Flug- und Spenden-Aktion Fly&Share statt. Es geht darum, mit eigenen Streckenflügen pro geflogenen Kilometer Geld für Hilfsprojekte in Nepal zu sammeln. Wer mitmachen möchte, muss nicht zwangsläufig an dem Vor-Ort-Event in Greifenburg teilnehmen, sondern seine XC-Spenden-Flüge auch dezentral in anderen Flugregionen absolvieren (Lu-Glidz berichtete). +++

Podz-Glidz #36: Staying Alive

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Stef Juncker hat den Corona-Lockdown genutzt, um innerhalb von 40 Tagen 50 Podcast-Folgen mit vielen Größen der Gleitschirmszene aufzunehmen. 

Positiv Denken: Stef Juncker hat den Corona-Lockdown in Südafrika
als Anstoß für seinen Podcast "Staying Alive in Paragliding" genommen.
// Quelle: Stef Juncker 
Was soll man machen, wenn der Präsident von Südafrika von jetzt auf gleich sein Land in den Corona-Lockdown schickt und man auch als Gleitschirmflieger nicht mehr vor die Tür, geschweige denn in die Luft gehen darf? Der in Südafrika lebende Belgier Stef Juncker (49) machte das Beste aus seinen Möglichkeiten und setzte sich vors Telefon. Dann rief er reihum in aller Welt seine Gleitschirmfreunde per Skype an, führte mit ihnen mehr oder weniger tiefgreifende Gespräche und stellte die Mitschnitte davon ins Internet.

Sein englischer Podcast „Staying Alive in Paragliding“ brach einen Rekord, wahrscheinlich nicht nur in der Gleitschirmszene: Von 0 auf 50 Folgen in nur 40 Tagen, das dürfte vor Stef noch kaum einer geschafft haben. Es ist ein wahrer Gesprächsmarathon mit vielen Größen der internationalen Gleitschirmszene, immer wieder gefüllt mit lustigen wie interessanten Anekdoten, lehrreichen Erkenntnissen, Eindrücken aus aller Welt der Fliegerei – und auch der persönlichen Geschichte von Stef Juncker.

Stef nimmt seit über 20 Jahren an Gleitschirmwettbewerben teil, hat dafür schon die halbe Welt bereist, spricht etliche Sprachen (darunter auch Deutsch) und pflegt ein überaus reiches Portfolio an Bekanntschaften. In Kapstadt betreibt er das größte Tandemflug-Unternehmen Afrikas. Den südafrikanischen Winter, also unseren Sommer, verbringt er normalerweise in Europa oder sonstwo auf reisen. Durch Corona ist das diesmal anders, aber umso mehr hat er Zeit fürs erzählen.

Diese Podcast-Folge ist wie Stefs Leben ein bunter Ritt durch viele Themen. Darunter: Wie er mit einem Clowngeschäft zu Geld kam, wie sich das Tandem-Business und das Fliegen in Südafrika von dem in den Alpen unterscheidet, warum die Gleitschirmwettbewerbe in Zukunft einen größeren Fun-Faktor haben sollten und was er selbst von seinem Podcast-Gesprächspartnern noch lernen konnte.


Die Podz-Glidz Folge #36 "Staying Alive" mit Stef Juncker ist auf Soundcloud zu hören. Du kannst den Beitrag über das Pfeilsymbol neben dem Button "Teilen" im Player auch als mp3-Datei herunterladen. Zudem kannst Du Podz-Glidz direkt in Deinem Podcast-Player abonnieren: RSS-Feed, Itunes, Spotify, Google-Podcast, TuneIn, Podcast.de.




Weiterführende Links zu dieser Folge:

- Podcast "Staying Alive in Paragliding" bei Anchor.fm
- Facebookseite zu Staying Alive in Paragliding
- Stefs Tandemunternehmen Parapax
- Wer Stef Juncker wegen Infos zu Südafrika kontaktieren will, kann das am besten unter der Nummer +27 72 045 8706 per Whatsapp oder Telegram tun.



Staying Alive in Blogging

Podz-Glidz und Lu-Glidz liefern ein Füllhorn an News und Informationen rund ums Gleitschirmfliegen. All das steht frei im Netz. Doch es ist nicht durch ein Wunder dorthin gekommen, sondern durch echte Arbeit. Die Podcast-Folgen wie die Blog-Posts zu recherchieren, aufzunehmen, zu texten und professionell zu produzieren bedeutet einiges an Aufwand – wie Du dir vielleicht vorstellen kannst.

Ich lebe davon, dass ich als freier Journalist mein Geld verdiene. Und Lu-Glidz ist nicht einfach nur Hobby, sondern ein journalistisches Projekt, das auch einen (noch immer nur kleinen) Teil zu meinem Einkommen beiträgt. Gerade in Corona-Zeiten ist das aber sehr willkommen. Wenn Du Podz-Glidz und Lu-Glidz zu neuen Höhenflügen verhelfen willst, dann werde doch bitte zum Förderer.

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Flarm oder nicht Flarm (3)

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Bei einigen Skytraxx-Varios blieb der integrierte Flarm-Beacon funktionslos. Ein Firmware-Update hat das Problem behoben. Doch was war die Ursache für den Fehler?

Die Antwort darauf fällt recht profan aus: Es gab weder ein Funk- noch ein anderes Hardwareproblem, sondern einen simplen Mangel an Adressen. Urban Mäder, Technikchef beim Schweizer Unternehmen Flarm, das die Kollisionswarntechnik entwickelt hat, erklärt die Sache so:

"Skytraxx/FANET+ implementiert eine Flarm 'Beacon' Funktionalität, d.h. es sendet Flarm Signale nur, aber empfängt diese nicht. Flarm liefert dazu eine Software-Bibliothek, welche Skytraxx in ihre Software integriert. Beim Starten der Bibliothek wird durch Skytraxx die Seriennummer des Gerätes
übergeben, woraus Flarm dann die (eindeutige) Flarm-Adresse generiert, welche auf den Tracking-Seiten verwendet wird.

Ähnlich wie bei IP Adressen im Internet sind solche Adressen nicht beliebig verfügbar, sodass wir versuchen, möglichst keine Adressen zu verschwenden. Die Bibliothek hat deshalb eine obere Grenze für Seriennummern, welche aber je nach Bedarf einfach angehoben werden kann. Versucht die Skytraxx-Software eine höhere Nummer zu setzen, weigert sich die Bibliothek, zu arbeiten, und teilt das der Skytraxx-Software mit. 


Die Grenze der Seriennummern wurde bei Beginn der Zusammenarbeit mit Skytraxx so hoch gesetzt, damit es für ein paar Jahre reichen würde. Nach drei Jahren FANET+ wurde diese Grenze nun offenbar überschritten. Skytraxx muss das wohl übersehen haben. Zusätzlich ignorierte die Skytraxx-Software die Fehlermeldung aus der Flarm-Bibliothek, sodass auch der Kunde nichts davon mitbekam."

Mit dem Update der Skytraxx-Firmware wurde nun die Obergrenze der von der Flarm-Bibliothek  akzeptierten Seriennummern erweitert. Zudem wurde die Skytraxx-Software ergänzt, so dass sie jetzt Fehlermeldungen der integrierten Flarm-Bibliothek erkennen kann. 

Der Fall (s. Flarm oder nicht Flarm Teil 1 und Teil 2) zeigt allerdings, wie wichtig es ist, wenn Nutzer solcher Geräte von Zeit zu Zeit überprüfen, ob alle  Funktionen noch gegeben sind. 

Hätte hier ein aufmerksamer Pilot nicht das Fehlen des Flarmsignals seines Varios bemerkt und bei Skytraxx nachgefragt, wären vielleicht viele andere noch eine geraume Zeit fliegen gegangen, ohne von den Flarm-Geräten der Segelflugzeuge erkannt zu werden. 


Newsticker #04

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+++ Die Schweizer Meister 2020 heißen Tim Bollinger (Overall), Emanuelle Zufferey (Frauenwertung) und Sebastian Eyer (Sportklasse). Es herrschten ganz besondere Wetter- und Racingbedingungen. Bei Task 4 drehten die Piloten bei Blauthermik auf 4000 Meter im Startzylinder. Bei Task 5 wurde eine 85 km Aufgabe in nur 1:50 Stunden bewältigt. Weitere Infos zum Verlauf der Swiss Open Fiesch 2020 auf der Website der Swissleague. +++ 

+++ Auch in Italien wurde eine Meisterschaft geflogen. Neuer italienischer Staatsmeister ist der amtierende Weltmeiser Joachim Oberhauser. +++ 

+++ Für das Vario Volirium P1 (Flytec Connect 1) gibt es ein neues Systemupdate. Was es Neues bringt, steht hier. Nutzer sollten das Update herunterladen. +++

+++ Bei der Flugschule Bluesky in Sillian läuft noch bis zum 16. August ein großes Sommerfest samt Testival (s. Programm). Verschiedene Hersteller sind vor Ort. +++ 

+++ Der Rook 3 von TripleSeven ist jetzt nach S (70-85 kg) und MS (80-95 kg) auch in der Größe ML (90-105 kg) als EN-B zertifiziert. Es soll bald auch noch die Größe L (105-120 kg) geben. +++ 

+++ Am 8. August ist Hagen Walter von Altes Lager bei Berlin aus das bisher größte Flachland-FAI-Dreieck von diesem Spot aus geflogen: 199 km. +++

+++ Schon etwas älter, aber erwähnenswert: Die Schweizerin Yael Margelisch ist die erste Pilotin, die in den Alpen die 300-km-Grenze geknackt hat. Ihre am 25. Juli geflogene Strecke über 301 km stellt auch einen neuen Weltrekord für einen Out-and-Return Flug in der Frauenwertung dar. +++

+++ Die Abos für die Burnair-Dienste Maps und Livetracking können mittlerweile auch aus Deutschland und Österreich gekauft werden (zuvor ging das abrechnungstechnisch nur für Nutzer in der Schweiz). Zudem kann das Abo jetzt auch für nur 20 Tage kaufen (z.B. wenn man nur einige Tage in die Schweiz in den Flugurlaub fährt). +++ 

+++ Von Ozone gibt es ein neues, besonders leichtes Wendegurtzeug für Hike-and-Fly-Interessierte. Das Solos lite wiegt 2,3 kg in Größe M und verfügt über einen aufblasbaren Protektor. +++

+++ Den Lhotse 2 von UP, ein leichter EN-B, gibt es neu auch in der Größe 20 für besonders leichtgewichtige Piloten. Der zugelassene Gewichtsbereich ist 58-75 kg. +++




Tragegurt-Verschleiß

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In vielen Tragegurten rutschen beim Beschleunigen einzelne Gurte über metallene Schlösser. Dadurch kann es mit der Zeit zu Verschleißerscheinungen kommen. 

Bei diesem Tragegurt ist der Verbindungsgurt zwischen der
A- und B-Ebene gerissen. // Quelle: Paraglidingforum, I. Kuser
Beim Beschleunigen wird bei fast allen modernen Schirmen nicht nur die A-Ebene herabgezogen, sondern auch die B-Ebene – allerdings meist nur im Verhältnis 2:1 oder 3:1. Damit das gelingt, muss die B-Ebene über Umläufer mit zusätzlichen Gurten mit der A-Ebene gekoppelt sein. 

Diese Umläufer bestehen in der Regel aus quadratischen Metallringen, über die sich die Gurte verschieben. Unter Last wird dieses Verschieben allerdings immer mit einer gewissen Abnutzung des Gurtmaterials einher gehen. Das tritt verstärkt auf, wenn die Ringe vielleicht nicht ganz sauber verarbeitet sind oder die Gurtbänder schräg hindurch laufen. Im schlimmsten Fall kann der Verschleiß so stark werden, dass das entsprechende Band reißt.

So etwas kommt zwar selten und typischerweise erst nach vielen Flugstunden vor, aber doch immer mal wieder. Darum sollte man als Pilot bei den Startvorbereitungen nicht nur die Leinen, sondern auch den korrekten Zustand der Tragegurte checken. 


XC-Planner ist "tot"

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Die beliebte Streckenplanungs-Website XC-Planner funktioniert seit nicht mehr. Doch es gibt einige Alternativen, die ganz ähnliches zu bieten haben. 

So sah der XC-Planner aus, als er noch funktionierte.
// Quelle: Screenshot
Der XC-Planner von Tom Payne hat viele XC-Piloten über Jahre hinweg wertvolle Dienste geleistet, wenn es darum ging, ihre Strecken und FAI-Dreiecke mit wenigen Mausklicks über Online-Karten zu planen und dann die entsprechenden Wegpunkte ins eigene Instrument zu übertragen. Doch der XC-Planner ist mittlerweile Geschichte.

Während schon seit geraumer Zeit die Luftraumdarstellung nicht mehr funktionierte, ist seit kurzem die gesamte Funktionalität der Website nicht mehr verfügbar. Das hängt damit zusammen, dass XC Planner auf einer Cloud-Computing-Software basierte, deren Version vom Anbieter Google mittlerweile nicht mehr unterstützt wird.

Wer nun zwangsläufig nach Alternativen zum XC-Planner sucht, hier eine kleine Auswahl an Möglichkeiten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

- FlyXC.app: vom Look & Feel her sehr ähnlich zum XC-Planner.
- ThermiXC: Streckenplanung inkl. diverser Thermikkarten.
- Seeyou.cloud: Das Streckenplanungstool von Seeyou ist kostenfrei verfügbar.
- Meteo Parapente: die beliebte Meteo-Seite bietet auch einen eigenen Streckenplanungslayer
- Waypoint-Editor: kein Streckenplanungstool, aber gut, um viele Wegpunkte zu definieren


Heli im Doppelpack

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Auch das Synchron-Acrofliegen entwickelt sich weiter. Die neueste Figur heißt "Fusion Heli". Ein paralleler Helikopter zweier Schirme, bei dem sich die Piloten an den Beinen halten. 

Horacio Llorens und Raúl Rodriguez bei der Einleitung
des gemeinsamen Helis im gekoppelten Zustand.
// Quelle: Facebook, Horacio Llorens
Seit geraumer Zeit schon erproben die spanischen Acro-Asse Horacio Llorens und Raúl Rodriguez neue Synchron-Manöver. So entwickelten sie die Figur Fusion, bei der zwei Piloten ihre Beine miteinander verschränken, dann ihre Schirme aufeinander zudrehen  und in dieser Position verharren: Ein Schirm im Vorwärtsflug, der andere im Flyback.

Mittlerweile haben sie Fusion aber noch weiter entwickelt. Aus der verschränkten Position heraus leiten beide Piloten parallel einen Helikopter ein. Dabei dreht sich das gesamte Gespann um eine gemeinsame Hochachse, d.h. auch hier bleiben die Piloten miteinander gekoppelt.

Dass so etwas nur den absoluten Könnern unter den Acro-Fliegern vorbehalten bleibt, sollte klar sein. Don't try this at home.

Ein Video der Manöver Fusion und Fusion Heli ist auf dem Facebook-Account von Horacio Llorens zu sehen. Interessant ist dabei auch die besondere Kameraperspektive einer Drohne, gesteuert von Iván Merino.



Walverwandtschaft

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Gin experimentiert bei Prototypen des Boomerang 12 mit buckelig ausgestülpten Flügelvorderkanten, die an die Flossen von Buckelwalen erinnern. 

Die Flossen eines Buckelwales tragen an ihrer Front Ausbuchtungen, sogenannte Tuberkel. Ein
Prototyp des Boomerang 12, mit dem Michael Sigel bei der Schweizermeisterschaft mitflog,
imitiert diese Form. // Quelle: Wikipedia - Whit Welles, Martin Scheel

Die Natur hat der Technik schon häufig als Vorbild gedient, zumal die Evolution in der Regel sehr effiziente Lösungen liefert. Möglicherweise werden manche Gleitschirme der Zukunft ein besonderes Feature aufweisen, das von Buckelwalen inspiriert ist. 

Diese Wale besitzen an der Vorderkante ihrer Brustflossen auffällige Ausstülpungen, sogenannte Tuberkel. Und die gibt es, etwas abgewandelt, derzeit auch an Prototypen des CCC-Schirms Boomerang 12 des koreanischen Herstellers Gin. Kürzlich war ein solcher Schirm bei der Schweizermeisterschaft in Fiesch zu sehen, wo Michael Sigel damit flog (wenn auch sportlich etwas weniger erfolgreich als vielleicht erhofft).

Bei Aerodynamikern genießen die Tuberkel der Buckelwalflossen seit einigen Jahren eine hohe Aufmerksamkeit. Simulationen der Strömungsverhältnisse um die Flossen zeigen, dass diese Ausstülpungen an der Front sich in mehrerer Hinsicht vorteilhaft auf die Umströmung der flügelartigen Flossen auswirken. 

Strömungssimulation an einem normalen und einem
Turberkel-Flügel. Während beim normalen Flügel die
Strömung gewissermaßen auf einer Linie abreißt,
ist der Strömungsabriss hinter den Tuberkeln diffus.
// Quelle: Frank E. Fish et al.
Die Tuberkel erzeugen parallel laufende Strömungswirbel über den Flügel, welche die Strömung zwischen den Wirbeln gewissermaßen kanalisiert. Das hat mehrere Effekte: Zum einen reißt die Strömung später und niemals so schlagartig ab wie bei einem geraden Flügel – weil der Abrisspunkt in ganz unterschiedlicher Flügeltiefe hinter einem Frontbuckel oder der Senke dazwischen liegt. Durch die streifenartige "Kanalisierung" der Strömung längs des Profils werden zudem störende Querströmungen unterdrückt, die ansonsten nur den induzierten Widerstand erhöhen und somit den Auftrieb des Flügels verringern. Die Tuberkel könnten der Theorie nach also auch die Effizienz erhöhen. (Mehr zu diesem Thema kann man hier nachlesen).

Ob sich all das in vorteilhafter Weise auch auf Gleitschirme übertragen lässt? Hier steht der eindeutige Beweis noch aus. Torsten Siegel, Konstrukteur bei Gin, verrät bislang nur so viel: "Wir arbeiten mit einer koreanischen Universität an diversen Prototypen und untersuchen die Einsatzmöglichkeiten. Michael Sigel hat für uns den letzten Entwurf bei der Schweizermeisterschaft getestet, damit wir mit dem Feedback und der Standortbestimmung weiter arbeiten können."

Ein Prototyp des Tripleseven King von 2012 hatte schmal
angesetzte Außenflügel. // Quelle: Tripleseven

Gin ist übrigens nicht der erste Hersteller, der sich von Walen inspirieren lässt. Vor einigen Jahren experimentierte Tripleseven bei Prototypen des EN-D King mit Flügelstrukturen, bei denen die Außenflügel mit einer Stufe deutlich schmaler an den Mittelflügel ansetzten. Der letztendlich zugelassene King hatte dann allerdings doch eine herkömmliche Form. 

Allerdings fiel diese Entwicklung in eine Zeit, in der nach dem offiziellen Ende der sogenannten Offenen Klasse sehr um die Zulassungsregeln für Wettbewerbsschirme gerungen wurde. Dazu gehörte auch die Begrenzung der Flügelstreckung. Die schmaleren (gestreckteren) Außenflügel des King sahen Konkurrenten von  Tripleseven als den Versuch, die Streckungsbegrenzung auszuhebeln. Sie sorgten dann dafür, dass in den Regeln ungestufte Flügelformen vorgeschrieben wurden. Das Wal-Design landete zwangsläufig in der Schublade.

Ob nach aktuellen CCC-Regeln das Tuberkel-Design von Gin überhaupt zulässig wäre, müsste noch geklärt werden. Ein möglicher Streit darüber dürfte allerdings erst entfachen, sollten die Experimente mit den Prototypen tatsächlich spürbare Vorteile aufzeigen. 

Dich inspirieren solche Technik-News?

Lu-Glidz liefert ein Füllhorn an aktuellen Infos rund ums Gleitschirmfliegen. All das steht frei im Netz. Doch das heißt nicht, dass ich es einfach verschenke. 

Ich lebe davon, dass ich als freier Journalist mein Geld verdiene. Und Lu-Glidz ist nicht einfach nur Hobby, sondern ein journalistisches Projekt, das auch einen (noch immer nur kleinen) Teil zu meinem Einkommen beiträgt. Gerade in Corona-Zeiten ist das aber sehr willkommen. Wenn Du auch in Zukunft Lu-Glidz weiter so freizügig lesen willst, dann werde doch bitte zum Förderer.

Wieviel Du als Förderbeitrag geben willst, bleibt ganz Dir überlassen. Wer sich unsicher ist, dem empfehle ich als unverbindlichen Richtwert zwei Euro pro Lesemonat auf Lu-Glidz. Zahlungen sind ganz einfach per Paypal oder Banküberweisung (auch per Dauerauftrag) möglich. Alle nötigen Daten stehen auf der Seite: Fördern

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