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Die X-Pyr-Teilnehmer 2018 stehen fest

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Der spanische Hike-and-Fly Wettbewerb X-Pyr hat für das nächste Rennen im Sommer die Liste der 40 Teilnehmer veröffentlicht. Es ist ein illustres Feld. 

Bei den X-Pyr 2018 startet eine illustres Feld von 40 Teilnehmern.
// Quelle: X-Pyr.com
Die X-Pyr haben sich mittlerweile als wichtigster Hike-and-Fly-Wettbewerb in den Zwischenjahren der X-Alps etabliert. Das nächste Rennen entlang der Pyrenäen startet am 24. Juni.

Jetzt haben die Organisatoren die Teilnehmerliste veröffentlicht. Mit 40 Athleten aus 17 Nationen ist das Feld sogar größer als bei den X-Alps.

Wieder sind auch einige X-Alps-Teilnehmer dabei. Unter anderem Chrigel Maurer, Toma Coconea und Aaron Durogati.

Hier die Liste der nominierten Teilnehmer, nach Ländern sortiert:
  • Australien: Haydon Gray
  • Deutschland: Ferdinand Vogel, Patrick Sieber
  • Frankreich: Cyriaque Wagner Ballon, Edouard Potel, Martin Beaujouan, Maxime Pinot, Nelson de Freyman
  • Großbritannien: Alistair Andrews, Steve Bramfitt, Wesley Murch
  • Italien: Aaron Durogati, Daniel Perger, Isidor Fink, Ivan Centa
  • Mexiko: Eduardo Garza
  • Niederlande: Fons de Leeuw
  • Österreich: Gerald Gold, Gerald Kernstock, Lukas Thöni
  • Portugal: Joao Veiga Rodrigues
  • Rumänien: Toma Coconea
  • Schweiz: Adrian Keller, Christian Maurer, Fabian Umbricht
  • Slowakei: Juraj Koreñ
  • Slowenien: Zlatko Koren
  • Spanien: Antonio Ramos Moyano, Félix Rodriguez Fernández, Iñigo Gabiria, José Ignacio Arévalo Guede, José Isidro Gordito, Luis Linde Contreras
  • Tschechien: Michal Krysta, Milan Michna, Stanislav Mayer
  • Türkei: Dora Goksal
  • USA: Ben Abruzzo, Jeff Shapiro, Jesse Williams


Das Superfinale des Superfinales

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Erst am Ende des letzten Tasks steht fest: Der Schweizer Michael Sigel gewinnt das PWC Superfinale 2017. Erstmals fliegen auch zwei Frauen beim Superfinale in die Top 10.

Der Sieger des PWC Superfinales 2017: Michael Sigel.
// Quelle: Facebook, Gin Gliders
Es war ein Herzschlagfinale beim PWC Superfinale 2017 im kolumbianischen Roldanillo. 94 Kilometer mussten beim letzten Task am Samstag noch geflogen werden. Doch schon nach 20 Kilometern zogen dichte hohe Wolken auf und raubten der Thermik die Sonne. Ein Pilot nach dem anderen musste landen gehen und nur sechs kamen durch. Dass darunter auch fast all jene waren, die sich noch Hoffnung auf einen Platz auf dem Treppchen machen konnten, machte den Endanflug besonders spannend.

Der Führende Michael Sigel flog allein über das Flachland dem Ziel entgegen, während die anderen als kleiner Pulk über den nahen Hügeln die rettende Thermik suchten. Sigel überquerte schließlich als Erster die Ziellinie, wenig später gefolgt von den Italienern Nicola Donini und Joachim Oberhauser. Dies ist auch die Reihenfolge im Endklassement eines von viel Taktik und Kurbelgefühl geprägten Wettbewerbs.

Endanflug mit Landebahn: Das Wolkenbild bei Task 6 war
typisch für das Superfinale 2017. Größere Abschattungen
verlangten gute taktische Kurbelfähigkeiten.
// Quelle: Facebook, Teo Bouvard
Bis drei Tasks vor Schluss hatte der Franzose Honorin Hamard noch wie der sichere Sieger ausgesehen. Keiner flog so konstant wie er. Auf Facebook schrieb er selbst, dass er nur noch einen guten Flug brauche, um anschließend in den verbleibenden zwei Tasks auf Angriff und Risiko fliegen zu können, weil er sich dann gut noch zwei Streichresultate hätte leisten können. Doch mit Task 8 wendete sich das Blatt.

Hamard flog zu aggressiv voran, fand nicht die erhoffte Thermik und musste landen. Michael Sigel hingegen zeigte in jenem Task seine Klasse, drehte - wie so häufig - höher auf als die anderen und nutzte diesen Vorteil, um sich einen Thermikzyklus früher aus den Bergen zu lösen. Mit etwas Glück und Können fand er auch noch eine weitere Blase, die ihm letztendlich sieben Minuten Vorsprung im Ziel bescherte. Ab da stand er auf Platz 1.


Besondere Verhältnisse

Das Superfinale 2017 hatte einen etwas anderen Charakter als frühere Wettbewerbe. Zum einen gab es von schirmtechnischer Seite her wenig Spannung: Die meistgenutzten Schirmmodelle, Enzo 3 und Boomerang 11, waren schon aus der Saison bekannt und als ebenbürtig eingestuft. Von daher war von Anfang an klar, dass das Pilotenkönnen im Vordergrund stehen würde.

Hinzu kamen durchwachsene Wetterverhältnisse, bei denen die Piloten häufiger Gangwechsel einlegen mussten. Viele Wolken mit entsprechendem Schatten verlangten nach einem Sicher-Obenbleiben-Modus, während seltener einmal Vollspeed-Racing angesagt war. Gute Taktiker und gefühlvolle Kurbler waren im Vorteil. Die typischen Vollgas-Voraus-Flieger hatten in diesem Jahr in Roldanillo häufiger das Nachsehen.

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum es in Kolumbien eine Premiere gab: Erstmals schafften es auch weibliche Piloten in die Top Ten eines PWC Superfinales. Laurie Genovese kam auf Platz 6, Merryl Delferriere auf Platz 10. Zuvor war die beste Platzierung einer Frau bei einem Superfinale Platz 32 gewesen. Vor allem Laurie flog in diesem Jahr ein beachtenswertes Rennen. Zwischenzeitlich hatte sie sogar Overall auf Platz 3 gelegen.

Der "Tortentask" Nummer 8 erlaubte den Piloten Routen in alle
Himmelsrichtungen. Die Momentaufnahme entstand zu der Zeit, als
Michael Sigel alleine im Flachland den entscheidenden Vorsprung
herausflog. // Quelle: Flymaster Livetracking
Einen eigenen Preis hätten sich in diesem Jahr auch die Tasksetter verdient. Sie schafften es, trotz feuchter, schauerträchtiger La-Niña-Wetterlage, die Routen jeweils so zu legen, dass (bis auf Task 4) alle gesetzten Aufgaben gültig geflogen werden konnten.

Die Tasksetter trugen zudem das ihre dazu bei, dass dank abwechslungs- und optionsreicher Routenführung tatsächlich noch einmal mehr die guten Taktierer und weniger die Hasardeure gefragt waren.

Bestes Beispiel dafür ist Task 8, der aus nur einem zentrischen Wegpunkt bestand. Die Piloten mussten erst in die Mitte des Kreises fliegen, dann wieder an den Rand (Exitzylinder), um schließlich wieder zum Ziel in der Mitte einzuschweben. Somit standen den Piloten beim Ausfliegen aus dem Kreis Routenoptionen in alle Himmelsrichtungen offen. Das Feld teilte sich auch in drei Gruppen auf, welche nach Norden, Süden bzw. Südwesten zogen. Es war dieser Task, bei dem Michael Sigel seinen schließlich entscheidenden Vorsprung herausflog.

Alle Ergebnisse des PWC Superfinales 2017 unter pwca.org/results/results/

Top 10 Overall:
  1. Michael Sigel, Boom 11, 6628
  2. Nicola Dnini, Enzo 3, 6603
  3. Jochaim Oberhauser, Enzo 3, 6517
  4. Honorin Hamard, Enzo 3, 6505
  5. Charles Cazaux, Enzo 3, 6493
  6. Laurie Genovese, Enzo 3, 6402
  7. Luc Armant, Enzo 3, 6396
  8. Ernesto Hinestroza, Enzo 3, 6385
  9. Jean Marc Caron, Enzo 3, 6380
  10. Méryl Delferriere, Enzo 3, 6347

Top 3 Frauenwertung:
  1. Laurie Genovese, Enzo 3, 6402
  2. Méryl Delferriere, Enzo 3, 6347
  3. Klaudia Bulgakow, Enzo 3, 5799

Top 5 Nationenwertung:
  1. Frankreich
  2. Italien
  3. Schweiz
  4. Deutschland
  5. Großbritannien

Sind Dir solche unabhängigen Berichte von Wettbewerben wie dem Superfinale etwas wert? Dann werde noch heute zum Förderer von Lu-Glidz.

Kerio fordert wieder mal Tribut

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Im kenianischen Kerio Valley sind in diesem Jahr bereits ein Solopilot und ein Tandempilot samt Passagier tödlich abgestürzt. Die lokale Polizei fordert ein Flugverbot.

Kerio Valley: Eine attraktive lange Kante, aber mit Sicherheitstücken.
// Quelle: F. Dorninger
Auf die erhöhten Risiken, die mit der Fliegerei im Kerio Valley verbunden sind, hatte Lu-Glidz schon vor drei Jahren im Post "Crashziel Kerio" hingewiesen. Die Einschätzung, dass Kerio offenbar zu den besonders gefährlichen Flugspots der Welt gezählt werden muss, hat sich in diesem Jahr leider bereits mehr als einmal bewahrheitet.

Am 9. Januar starb dort ein deutscher Pilot, nachdem er nach einer Störung den Schirm nicht mehr unter Kontrolle brachte. Am 23. Januar stürzte wiederum ein Tandempilot samt weiblichem Passagier in die Felsen.

Laut einem Bericht der lokalen Zeitung The Star soll es mehrere Stunden gedauert haben, bis Helfer überhaupt bis zur Unfallstelle vordringen konnten. Die Abgestürzten konnten nur noch tot geborgen werden.

Bei dem Tandem-Piloten soll es sich um den Tschechen Tomáš Lednik handeln, ein szene-bekannter und sehr erfahrener Pilot, der unter anderem auch schon als Konstrukteur für Sky Paragliders gearbeitet hatte. Der Vorfall und die langwierige Rettungsaktion zeigen, dass die Risiken von Kerio niemals unterschätzt werden sollten.

Laut "The Star" soll der lokale Polizeichef u.a. von der kenianischen Zivilluftfahrtbehörde gefordert haben, ein Flugverbot für die Zone zu verhängen. Ob das tatsächlich umgesetzt wird, ist derzeit nicht bekannt.

Icaro wandelt sich weiter

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Vor drei Jahren erfand sich Icaro neu – mit farbenfrohem Edelweiß-Design in all seinen Schirmen. Jetzt ist die Marke auch von den Besitzverhältnissen neu aufgestellt.

Führen die Geschicke von Icaro jetzt gemeinsam:
Ralf Grösel und Wolfgang Kaiser.
// Quelle: Icaro-Paragliders.com
Die Marke Icaro hat offiziell einen neuen Besitzer. "Icaro Paragliders, a division of Adventure Design Gmbh" ist seit Anfang 2018 auf der Icaro-Homepage zu lesen. Zuvor war dort Icaro stets als eine Marke der Fly & More Handels GmbH präsentiert worden.

"Wir haben alles ein bisschen umgestellt", sagt Wolfgang Kaiser. Der frühere Chef von Icaro (und noch immer Chef von Fly & More) firmiert neuerdings auf der Team-Seite der Icaro-Homepage nur noch als zuständig für den Vertrieb im Icaro-Kernmarkt Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien. Er habe das jetzt lange gemacht und wolle sich ein bisschen aus der Verantwortung zurück ziehen, sagt Kaiser. Deshalb habe er begonnen, Weichen zu stellen.

Sein neuer Kompagnon und treibender Kopf hinter der Adventure Design GmbH ist Ralf Grösel. Auf der Icaro-Homepage wird er als zuständig für die Produktentwicklung (R&D) präsentiert. Seit der durchgestylten "Neuerfindung" der Marke spielte Grösel bereits im Hintergrund als Produktionsmanager und Co-Designer eine wichtige Rolle.

Ralf Grösel ist in der Szene kein Unbekannter. 2001 war er einer der Gründungspartner der Flysurfer GmbH und an der Konstruktion des ersten Skywalk-Schirmes namens Hype beteiligt. Wenig später trennten sich die Wege. Ralf Grösel machte sich als Designer von Kites für die Marke Northkiteboarding einen Namen. Zudem entwickelt und produziert er unter dem Namen Gybe aufblasbare Zeltkonstruktionen, ähnlich denen der Skywalk-Zeltmarke X-Gloo. Die Marke Gybe gehört auch zum Geschäftsfeld der Adventure Design GmbH.

Benjamin Hörburger, der als Entwickler und Testpilot neuere Icaro-Modelle wie den Gravis und den in Kürze erscheinenden Vielzeller Buteo maßgeblich mit prägte, gehört derweil nicht mehr zum Icaro-Team. Er folgte dem Angebot von Ex-Nova-Konstrukteur Hannes Papesh, am Aufbau von dessen neuer Marke Phi mitzuwirken.

Die Vortragsvideos der Thermikmesse 2018

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Wer das interessante Vortragsprogramm der Thermikmesse 2018 verpasst hat, kann die Beiträge nun auf Youtube anschauen. Insgesamt mehr als sieben Stunden Programm.

Chrigel Maurer spricht bei der Thermikmesse über die
"Faszination Extremsport". // Quelle: Youtube
Großes Zugpferd beim Vortragsprogramm der Thermikmesse war Chrigel Maurer. Der mehrfache X-Alps-Sieger sprach unter anderem über die "Faszination Extremsport". Inhaltlich ging es dabei hauptsächlich um den Umgang mit Risiken, und wie man diese mit gezieltem Training, aber auch immer wieder ehrlicher Situationsanalyse reduzieren kann. Dabei zeigte sich: Chrigel ist nicht nur ein Ausnahmepilot, sondern auch ein analytischer Kopf, der sein Wissen gut strukturiert präsentieren kann.

Daneben gibt es noch einige sehenswerte Vorträge in der Sammlung. Wer seine Flugfähigkeiten weiter entwickeln will, der sollte vor allem Ferdinand Vogels "Der erste Streckenflug" und Chrigel Maurers "Thermik- und Streckenfliegen" nicht verpassen.

Die komplette Video-Serie ist im Youtube-Kanal der Thermikmesse zu finden.

Hier noch Chrigels Vortrag "Thermik und Streckenfliegen":







Die Kugelschlitzgefahr

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Es gibt Kugeln, die man auf die Steuergriffe montieren kann, um das Schirmhandling zu verbessern. Manche Bauformen bergen allerdings ein verstecktes Risiko.

Eine Griffkugel mit eingeklemmter Bremsleine.
// Quelle: H. Finkbeiner
Griffkugeln, die über den Wirbeln der Bremsgriffe sitzen, bieten Vorteile beim Schirmhandling. In letzter Zeit sind Modelle solcher Kugeln erschienen, die zur leichteren Montage auf der Seite mit einem Schlitz versehen sind. So kann man sie, ohne die Bremsleine aufknoten zu müssen, seitlich über die Leine schieben und dann über den Wirbel stülpen. Doch diese Bauform birgt ein Risiko.

In den offenen Schlitz können auch später unter Umständen noch andere Leinen hineingeraten und dann den Bremszug blockieren.

Lu-Glidz liegt der Bericht eines Piloten vor, dem genau dieses Missgeschick passierte: Beim Start im steilen Gelände verhängte sich die Bremsleine der einen Seite im Schlitz der Griffkugel auf der anderen Seite. Die Leine war damit verkürzt und blockiert. Dem Piloten gelang es glücklicherweise, den Start im letzten Moment noch abzubrechen. Die verklemmte Leine war danach allerdings beschädigt.

Die Lehre daraus: Wenn man schon irgendwelche zusätzlichen Griffhilfen an den Steuergriffen montiert, gilt es darauf zu achten, dass diese nicht zu potenziellen Leinenfängern werden können. Bei Griffkugeln sollte man auf Modelle ohne einen Montageschlitz setzen. Lieber einmal mehr knoten als einmal zuviel abstürzen.

Satellitenfilm-Rückblick auf 2017

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Das Jahr 2017 war flugwettertechnisch in Mitteleuropa nicht gerade von der besten Sorte. Der Satelliten-Zeitrafferfilm zeigt: Es dominierten die störungsanfälligen Westwetterlagen. 

Schon im Februar 2017 herrschten typische Westlagen in Mitteleuropa
 vor. Das blieb auch für den Rest des Jahres meistens so.
// Quelle: DWD, Youtube, Screenshot
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) zeigt das komplette Jahr 2017 als Zeitrafferfilm von Satellitenbildern. Darauf ist gut zu erkennen, wann wo wieviele Wolken herrschten und wohin sie zogen.

Die Darstellung macht klar, warum das Jahr 2017 für Gleitschirmflieger in Mitteleuropa im Durchschnitt eher bescheiden ausgefallen ist. Fast durchgängig herrschte eine sogenannte zonale Wetterlage, bei der die Hauptströmungsmuster über Mitteleuropa entlang der Breitengrade von West nach Ost verlaufen. Es geschah nur selten einmal, dass sich ein zentrales Hoch über dem Kontinent aufbaute. Meistens wurde es schnell wieder von der klassischen Westwinddrift hinfort getragen.

Bei einer zonalen Lage gibt es stets eine schnelle Folge unterschiedlicher Wettertypen. Kleine Tiefdruckgebiete und Zwischenhochs kommen vom Atlantik her angerauscht und wechseln sich teilweise im Tagesrhythmus ab. Dieses Grundmuster ließ in weiten Teilen von 2017 keine langfristige stabile Wetterplanung zu. Wohl dem, der unter solchen Bedingungen seine Flugtage flexibel auswählen und auch unter der Woche mal in die Luft kommen konnte.

Bisher folgt übrigens 2018 immer noch dem gleichen Muster. Ob sich das im Jahresverlauf auch mal wieder ändert, kann kein Wettermodell treffsicher vorhersehen. Man muss es nehmen, wie es kommt.

Der DWD-Satellitenfilm 2017 ist auf Youtube zu sehen:




Test: Charly Heizhandschuhe

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Finsterwalder Charly bietet drei neue Modelle von Heizhandschuhen an. Die Heiztechnik ist jeweils die gleiche, die Einsatzmöglichkeiten aber deutlich verschieden.

Charly Powerheat, Li-ION Light und Li-ION Fire
Im Winter kommt bei Piloten immer wieder die Frage auf: Wie halte ich meine Finger warm? Kalte Finger sind einer der Hauptgründe, warum im Winter früh gelandet wird. Dann stehen die Betroffenen da, schlockern ihre Arme, um wieder Blut in die unterkühlten Eishände strömen zu lassen. Ach, hätten sie doch nur bessere Handschuhe gehabt!

Dicke Handschuhe allein helfen beim Fliegen allerdings häufig nicht weiter. Denn durch unsere typische Handhaltung im Flug auf Kopfhöhe muss das Herz stark gegen die Schwerkraft arbeiten, um das Blut in die Finger zu pumpen. Wenn dann noch wegen Kältereizen sich die Adern verengen, kommt von der Körperwärme kaum noch etwas in den Händen an. (Das ist anders als z.B. beim Skifahren oder Wandern, wo das Blut nicht in die Hände "steigen" muss, sondern eher "fallen" kann. Als zusätzliche Hintergrundinfo, wie man sich im Winter vor Kälte schützen kann, empfehle ich den Lu-Glidz Post "Die Sache mit dem Windchill".)

Wohl dem, der seinen Körper in puncto Eishände noch ein wenig technisch überlisten kann. Heizelemente in den Handschuhen machen nicht nur mit ihrer Energie die Finger warm. Sie helfen auch dabei, dass der Körper selbst den wärmenden Blutstrom nicht so bald abschnürt. Gerade für jene Menschen, die sehr schnell unter kalten Fingern oder gar einem ausgeprägten Raynaud-Syndrom leiden, sind Heizhandschuhe beim Fliegen ein Segen.

Die Innenhand der Heizhandschuhe von Charly.
Finsterwalder hat mit seiner Marke Charly in diesem Winter gleich drei neue Modelle von Heizhandschuhen präsentiert: den Charly Powerheat, den Charly Li-ION Light und den Charly Li-ION Fire. Lu-Glidz bekam alle drei in der Göße XL für Tests zur Verfügung gestellt.

Vereinfacht beschreiben kann man sie als dick, mittel und dünn, woraus sich auch verschiedene Einsatzzwecke ergeben. Zur Einschätzung und zum Vergleich habe ich auch auf meine früheren Tests von Heizhandschuhen zurückgegriffen: den Zanier Aviator GTX als "dickes" und den Blazewear X1 als "dünnes" Pendant.

Die verwendete Heiztechnik ist bei allen Charly-Modellen die gleiche. In der Handstulpe sitzen jeweils Li-Ionen-Akkus mit 7,4 Volt und einer Kapazität von 2000 mAh, was 14,8 Wh Leistung entspricht. Beheizt wird damit nicht der ganze Handschuh. Die eingebauten Heizdrähte verlaufen vielmehr entlang der Fingerseiten und vorne über die Fingerkuppen. Damit wird erreicht, dass die Wärme tatsächlich dort konzentriert ankommt, wo sie am dringendsten gebraucht wird, um den Blutfluss zu erhalten und die Kältetaubheit zu verhindern.

Die Heizung kann in drei Stufen geschaltet werden. Dafür besitzen alle Handschuhe einen Druckschalter. Ein längerer Druck schaltet die Heizung ein, und zwar anfangs in der stärksten Stufe. Dabei leuchtet eine rote LED auf. Weiteres Drücken schaltet zur jeweils nächsten Heizstufe weiter, wobei die LED-Farbe auf blau = mittel bzw. grün = niedrig umspringt.

Lobenswerterweise, vor allem im Vergleich zu den oben genannten Konkurrenzmodellen, besitzen die Charly-Modelle eine im Druckschalter integrierte Ladestandsanzeige . Vier weitere LED zeigen, ob die Akkus noch 4/4, 3/4, 1/2 oder 1/4 geladen sind. Das erlaubt eine ungefähre Abschätzung der verbleibenden Heizdauer. Bei den Aviator GTX von Zanier wie den Blazewear X1 fehlt dieses Feature.

Temperaturmesskurven verschiedener Heizhandschuh-Modelle.
Charly heizt demnach am stärksten, der Zanier Aviator GTX
am längsten. // Quelle: Finsterwalder Charly
Auf höchster Heizstufe reicht eine volle Akkuladung bei allen drei Charly-Handschuhmodellen für rund zwei Stunden Wärme. Finsterwalder wirbt mit entsprechenden Messkurven, die ich aus der Praxis heraus auch bestätigen kann. Bei den niedrigeren Heizstufen kann man jeweils rund 2 Stunden zusätzliche Heizdauer rechnen.

Auffällig ist die besonders hohe Temperatur der Charly-Handschuhe. Weit über 40°C werden von Finsterwalder für den Powerheat in höchster Stufe angegeben. Zum Vergleich: der schon getestete Aviator GTX kommt nur auf rund 30°C.

Gefühlt sind die Charly-Modelle tatsächlich auch deutlich wärmer an den Fingern. Allerdings darf man aus Anprobe-Tests, die man in Innenräumen macht, nicht auf die "Performance" in der freien Natur schließen. Gerade beim Fliegen, wo der Fahrtwind viel der eingespeisten Elektrowärme gleich wieder fortreißen kann, spielt nicht nur die messbare Heiztemperatur ein Rolle, sondern auch die Winddichtigkeit und Isolationswirkung des Handschuhs. Bei dünnen Modellen verpufft durch den Windchill ein Großteil der Wärme geradezu.

Allzu warme Temperaturen wiederum können sogar kontraproduktiv sein. Wird die Haut lokal überhitzt, gleicht der Körper das durch Schwitzen aus. Die Finger werden feucht. Kriecht diese Feuchtigkeit in die Handschuhe, sinkt deren Isolationswirkung. Letztendlich kann man bei zu starker Heizung deshalb in der Praxis unter Umständen sogar früher kalte Finger bekommen. Höchste Heizleistung an sich sollte deshalb nicht das entscheidende Kaufkriterium sein. Viel wichtiger ist es, wie sich ein Handschuh insgesamt im angepeilten Einsatzbereich schlägt.

Im Folgenden meine Einschätzungen und Empfehlungen zu den einzelnen getesteten Charly-Modellen:

Charly Powerheat: Leder an Fingern und Innenhand.
Charly Powerheat:
Dies ist das "dickste" Modell der Heizhandschuhe von Charly. Vom Grundcharakter her entspricht es einem typischen Winter-Skihandschuh mit gefütterten Fingern und langer Stulpe. Für Gleitschirmflieger optimiert gibt es zusätzliche Verstärkungen der Innenhand, dort wo Leinen scheuern könnten.

Die Heizwirkung ist beim Powerheat auch beim Fliegen im Fahrtwind deutlich spürbar. Wenn es nicht bitterkalt ist, sollte man durchaus bewusst sogar nicht die höchste Heizstufe wählen, um die oben beschriebene Schwitzproblematik zu vermeiden.

Der Schnitt des Handschuhs ist gut, eine leicht gebogene Grundhaltung vorgeformt. Von der Passform her empfand ich nur den Daumen als deutlich zu großzügig geschnitten. Die wärmenden Heizdrähte sind zu weit vom Daumen entfernt. Die Heizwirkung ist also nicht an allen Fingern gleich stark zu spüren. Idealerweise wäre das isolierende Futter des Daumens zum Ausgleich etwas dicker ausgelegt, das ist hier aber nicht der Fall. Der Daumen bleibt im Flug am kältesten.

Kontraproduktiv für einen Fliegerhandschuh finde ich auch das recht stramme Gummizugband am Handgelenk. Es zieht den Handschuh dort eng zusammen, und zwar an einer Stelle, die besonders kälteexponiert im Fahrtwind steht. Pullover- und Jackenärmel enden typischerweise etwas davor, sodass es an dieser Schmalstelle direkt über den Pulsadern an Isolierung für den Körper mangelt. Beim Skifahren ist ein solcher Abschluss vermutlich sinnvoll, damit kein Schnee bis in die Handflächen fallen kann. Beim Fliegen hingegen macht die Engstelle keinen Sinn. Sie wirkt nur als störende Kältebrücke. Zumal der Handschuh auch noch am unteren Abschlussbund mit einem einstellbaren Gummizug versehen ist, um störenden Luftzug auszuschließen

Diese Kritik teilt der Charly Powerheat freilich mit seinem direkten Konkurrenten, dem Zanier Aviator GTX, der ebenfalls eine solche Kältebrücke am Handgelenk aufweist. Der Aviator ist allerdings vom Grundaufbau her deutlich großzügiger isoliert, ohne schon störend aufzutragen. Damit macht er wett, dass seine Heizelemente nicht ganz so warm werden wie die des Powerheat. Zudem weist der Aviator eine größere Akku-Kapazität auf. Er kommt auf eine Leistung 19,2 Wh. Das reicht für 4-5 Stunden Heizkraft auf höchster Stufe. Wer einen Handschuh für wirklich längere Winterflüge bei kalten Temperaturen sucht, für den ist der Aviator GTX noch immer erste Wahl.

Der Charly Powerheat ist für Piloten interessant, die für rund Zwei-Stunden-Flüge in der Kälte gewappnet sein wollen. Dafür ist dieser Handschuh eine gute Option. Gegenüber dem Aviator GTX punktet er zudem mit seiner schlankeren Form, der integrierten Akkustandsanzeige und nicht zuletzt auch mit seinem günstigeren Preis von knapp 240 Euro. Zum Vergleich: Der Aviator GTX ist für 260 bis 350 Euro in diversen Shops zu finden.


Mit dem Charly Li-ION Light können
auch Smartphone-Touchscreens
bedient werden. 
Charly Li-ION Light:
Das "mittlere" Modell der Charly-Heizhandschuhe entspricht vom Grundaufbau einem typischen Fliegerhandschuh, wie man ihn auch im Sommer in den Alpen beim Fliegen nutzt. Am Handrücken dient ein dünnes Softshellmaterial als Windblocker, die Innenhand ist aus weichem Ziegenleder geschneidert, mit einem dünnen Polyester-Futter. Eine zusätzliche Isolationsschicht besitzt der Handschuh nicht. Das heißt: Für den echten Winterbetrieb ist er alleine nicht geeignet. Daran ändert auch die integrierte Elektro-Heizung wenig. Im Fahrtwind geht die zusätzliche Wärme schnell verloren. Unter 5°C würde ich damit nur ungern länger in der Luft sein wollen.

Positiv gegenüber seinem großen Bruder, dem Powerheat, fällt auf, dass beim Li-ION Light die Heizdrähte deutlich näher und wirksamer am Daumen sitzen. Auch ist der Gummizug am Handgelenk etwas weniger eng ausgelegt. Dennoch entsteht hier noch leicht eine Kältebrücke. Was fehlt ist ein zusätzliches Zugband am Bund.

Der Schnitt, die Passform, aber auch das Griffgefühl mit dem Li-ION Light sind sehr angenehm. Auch ohne Heizung wäre es ein für Piloten attraktives Modell. Vom Einsatzzweck her würde ich diesen Handschuh als interessante Variante für die Übergangszeiten im Frühjahr und Herbst sehen. Wenn es in tieferen Luftschichten schon recht warm ist, in größeren Höhen beim Thermikfliegen aber noch Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen, dann könnte man immer wieder zeitweilig die elektrische Heizung ein- und wieder ausschalten, anstatt direkt auf dickere Fingerhandschuhe und extra Fäustlinge als Überzieher zurückgreifen zu müssen. Es ist gewissermaßen ein "3-Saisonen-Handschuh" auf Knopfdruck. Der Preis liegt bei knapp 210 Euro.


Der Charly Li-ION Fire trägt als Unterzieh-
Handschuh stark auf und lässt sich deshalb
nicht mit allen anderen Handschuhen kombinieren.
Charly Li-ION Fire:
Das "dünne" Modell der Charly-Heizhandschuhserie ist nicht als alleiniger Fliegerhandschuh geeignet. Es ist vielmehr ein Unterzieh-Handschuh, den man als zusätzlich wärmende Lage in andere Handschuhe mit hinein nimmt und sie damit zu einem Heizhandschuh aufwertet.

Die Passform an den Fingern ist gut. Positiv ist der Verzicht auf einen Gummizug am Handgelenk (keine Kältebrücke) und der Einsatz eines Zugbandes am Bund. (Diese Lösung hätte ich mir auch für den Li-ION Light gewünscht).

An Daumen und Zeigefinger weist der Li-ION Fire Kunstleder-Aufsätze auf, um damit Handy-Bildschirme bedienen zu können. Allerdings sitzen sie nicht optimal auf der Fingerkuppe, sondern davor. Durch die breite Auflagefläge ist es zwar möglich, Wischgesten auszuführen. Auf dem Bildschirm zielgenau tippen zu wollen ist damit allerdings zwecklos.

Die größte Krux dieses Modells ist allerdings, dass er als Unterzieh-Handschuh etwas zu massig auftritt. Am Handrücken ist dünnes Softshell verarbeitet. Zusammen mit den zugehörigen Nähten trägt der Handschuh so weit auf, dass es kaum möglich ist, damit in andere Fingerhandschuhe der gleichen Größe zu schlüpfen. Mit dem Li-ION Fire kam ich beispielsweise nicht mehr in den Li-ION Light oder den Powerheat meiner passenden Größe hinein. Das heißt: Man bräuchte letztendlich Überhandschuhe, die entweder vom Stoff sehr dehnbar sind oder eine größere Größe aufweisen. Zumindest sollte man vor einem Kauf immer testen, ob die Li-ION Fire tatsächlich zu den Handschuhen passen, mit denen man sie kombinieren will.

Eine mögliche Alternative wäre, den Li-ION Fire grundsätzlich als Innenhandschuh in Fäustlingen zu nutzen, wo es dieses Platzproblem für die Finger nicht gibt. Im Winter sollte diese Kombination zudem für eine Extraportion Wärme sorgen.

Für den Fliegeralltag würde ich aber empfehlen, statt 180 Euro für den Li-ION Fire lieber die 30 Euro mehr für den Li-ION Light zu investieren. Auch den kann man gut mit Fäustlingen für den Wintereinsatz kombinieren, bekommt aber gleichzeitig einen Handschuh, den man auch im restlichen Fliegerjahr noch gut einsetzen kann – sei es mit oder ohne Heizfunktion.



Drei Preise und viel mehr Gewinner

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Die Gewinner der Lu-Glidz Supporter-Tombola 2017 stehen fest. Wer nicht darunter ist, braucht sich nicht grämen. Ist die Lu-Glidz-Lektüre nicht auch schon ein Gewinn? 

Ein Ausschnitt aus dem Autostop-Banner für XC-Piloten.
Drei Gewinner wurden aus der Lostrommel gezogen, in der all jene gelistet waren, die Lu-Glidz in 2017 mit einem Förderbeitrag unterstützt und sich für die Supporter-Tombola angemeldet hatten.

Bei den Gewinnern handelt es sich um Katrin Meißner aus Holzkirchen, Thomas Wilkens aus Hollenstedt und Norbert Palm aus Bergisch-Gladbach. Alle drei werden in den nächsten Tagen ihren Autostop-Banner für eine schnellere Rückkehr nach einem Streckenflug erhalten.

Wer dieses Mal nicht unter den Gewinnern war, muss sich nicht grämen. Die Infovielfalt  von Lu-Glidz, die jeder Förderer mit ermöglicht, ist hoffentlich schon selbst ein Gewinn.

Lu-Glidz wird sich jedenfalls auch in 2018 treu bleiben und einen allein von seinen Lesern finanzierten, ansonsten unabhängigen Journalismus rund um Aktuelles, Hintergründiges, Wissens- oder Sehenswertes aus der Gleitschirmszene bieten. In dieser Form und Ausdauer ist das Projekt noch immer einzigartig in der Paragliding-Welt.

Natürlich sucht Lu-Glidz in diesem Jahr weiterhin Förderer unter seinen Lesern. Wenn auch Du erstmals oder zum wiederholten Mal einen kleinen oder größeren finanziellen Beitrag als Zeichen der Wertschätzung für den Blog leisten willst, hier nochmals die möglichen Wege:

  • Paypal: Wer ein Paypal-Konto besitzt, kann einfach per Paypal.me/LucianHaas einen Betrag freier Wahl anweisen.
  • Überweisung: Wer lieber der klassischen Überweisung vertraut, sollte darin folgende Bankverbindung als Empfänger einsetzen:
    Lucian Haas, Breite Strasse 54, D-53111 Bonn
    IBAN: DE71 3807 0724 0361 6828 00, BIC: DEUTDEDBXXX.
    Bitte als Verwendungszweck angeben: "Foerderbeitrag Lu-Glidz"
  • Dauerauftrag: Wer Lu-Glidz wiederkehrend (aber jederzeit widerrufbar) supporten will, kann auch einen Dauerauftrag auf das zuvor genannte Konto einrichten. (Übrigens: Daueraufträge kann man nicht nur monatlich, sondern auch viertel-, halb- oder ganzjährig ausführen lassen.)

Profilierte Lee-Effekte

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Die Ausprägung von Lee-Gebieten folgt den Regeln der Aerodynamik. Darum sind Turbulenzen auch nicht immer dort, wo man sie eigentlich erwartet. 

Lee-Zonen: Wenn der Wind kräftig über einen Berggrat streicht,
wird die Strömung in der Kompressionszone (1) stark beschleunigt.
Durch aerodynamische Effekte wird sie dahinter ans Gelände gesaugt
und fliesst als schneller Abwind den Hang hinunter (2).
Deutlich hinter und unter der Hangkante kommt es dann zum Umschlag
der Strömungsrichtung. Erst im Bereich des hydraulischen Sprungs (3)
herrschen die grössten Turbulenzen. Diese können erst mehrere
100 Meter hinter der Hangkante auftreten.
// Grafik: Lu-Glidz, Youtube Screenshot
Kürzlich ist ein sehr schönes Video auf Youtube erschienen, das einen Sonnenuntergang am Hochgrat im Allgäu zeigt. Viel interessanter als die Farben der Sonne sind allerdings die Bewegungen der Wolken im Film.

Vom Wind getrieben drücken sie über den Grat, fallen auf der Rückseite regelrecht herab, um dann erst in einigem Abstand davon wieder turbulent nach oben zu schnellen.

Das Video macht in wundervoller Weise sichtbar, wie die Strömung in vielen Lee-Gebieten hinter Berggraten verläuft. Statt starker Turbulenz herrscht erst einmal Abwind, bevor dann mit einigem Abstand die Waschmaschine folgt. Dieses Umschwingen und Hochschnellen der Strömung wird hydraulischer Sprung genannt.

Was es genau damit auf sich hat, ist weiter unten noch ausführlicher beschrieben. Doch zur Anregung sollte man erst einmal das verlinkte Youtube-Video betrachten, mit dem so schön sichtbar gemachten hydraulischen Sprung. Am deutlichsten wird dieser Effekt ab 0:45:




Nach dem Video geht es nun ins erklärende Detail.

(Hinweis: Der nachfolgende Text ist in ähnlicher Fassung schon einmal im DHV-Info und im Swiss Glider erschienen – falls jemand das Gefühl hat, er hätte so etwas doch schon mal gelesen. Aber es lohnt, sich auch immer wieder gedanklich mit diesem Thema zu beschäftigen.) 


Lee ist nicht gleich Lee

Der "Wolkenfall" zeigt den Abwind im Lee eines Berggrates.
// Quelle: Hermann Scheer / bergratz.at, Creative Commons BY-NC-SA 
Lee ist nicht gleich Lee, ist einer der schönen Allgemeinplätze, der in solchen Fällen ins Feld geführt wird. Es gibt halt Wetterbedingungen, bei denen sich Lee-Turbulenzen stärker ausbilden als bei anderen. Bei einem Hoch mit Absinkinversionen und stabileren Luftmassen beispielsweise sind Lee-Gebiete in der Regel deutlich turbulenter als an labilen Tagen. Diese Erfahrung machen viele Piloten und handeln bei ihrer Routenwahl entsprechend. Warum dieser Zusammenhang gilt, können jedoch die wenigsten schlüssig erklären. Dabei ist es gar nicht so schwer.

Wer das Thema Lee-Entwicklung verstehen will, muss sich ein wenig mit Aerodynamik beschäftigen. Für Strömungen über Berge gelten die gleichen Gesetze, die auch dafür sorgen, dass unsere Gleitschirme fliegen. Wenn Luft über kurvenförmige Oberflächen streicht, wird der Strömung der Raum genommen. Zum Ausgleich fließt die Luft dort schneller. Das führt zu einem lokalen Druckabfall, ein Unterdruck sozusagen, der dann als saugende Kraft wirksam wird. An einem Flugzeug- oder Gleitschirmprofil entsteht auf diese Weise der Auftrieb.

Bei einer Bergkuppe ist es nicht anders. Das Geländeprofil sorgt ebenso dafür, dass der darüber streichende Wind einen Sogeffekt erzeugt. Allerdings sind in diesem Fall die Stabilität und die Masse des Felsen so groß, dass sie keineswegs vom Wind angehoben werden können. Die Saugkraft ist dennoch da und wirkt – in diesem Fall dann jedoch auf den leichteren Partner: die Luft. Anstatt den Berg zu heben, wird die Luftströmung hinter der Bergkuppe regelrecht am Gelände entlang herunter gezogen.

Wie weit ein solcher Abwindbereich im Lee reicht, hängt von vielen Faktoren ab. Die wichtigsten dabei sind zum einen die Geländeform und -oberfläche und zum anderen die Windgeschwindigkeit.

Ein schön abgerundetes und möglichst glattes Bergprofil wird dafür sorgen, dass die Strömung länger am Gelände anliegen kann. In diesem Fall werden die besonders gefährlichen, turbulenten Bereiche des Lees gar nicht auf Gratniveau, sondern deutlich dahinter und darunter zu finden sein. Im Gegensatz dazu wird hinter schroffen Steilkanten oder scharfen Berggraten die Strömung deutlich schneller turbulent vom Untergrund lösen. Die typischen Bereiche von klapperträchtigen Rotoren sind in diesem Fall eher auf Kammniveau zu finden.


Starker Wind vertieft das Lee

Die Windgeschwindigkeit bestimmt auf doppelte Weise die Stärke eines Lees. Zum einen gilt, dass mit stärkerem Wind natürlich die in Turbulenzen frei werdende Energie ebenso stärker wird. Doch es gibt noch einen zweiten, aerodynamischen Effekt.

Der Gipfel des Teide auf Teneriffa im abendlichen Gegenlicht.
Der Wind weht von rechts über den Berg. Wolkenfetzen zeigen,
wie die Strömung im Lee den Geländekonturen folgt.
// Quelle: Jürgen Rendtel, AIP (Leibniz Institut für Astrophysik
Für Flügelprofile gilt: Je schneller die Luft um das Profil herum fließt, desto stärker wird der Auftrieb. Die Geschwindigkeit (v) geht im Quadrat (v²) in die Auftriebsformel mit ein. Doppelte Windgeschwindigkeit ergibt also eine vierfache Auftriebskraft. Auf die Situation in den Bergen übertragen bedeutet das allerdings: Streicht ein doppelt so starker Wind über die Kuppen, wird die anliegende Windströmung vier Mal so stark nach unten gezogen. Entsprechend weit wird das Leegebiet hinter den Bergen herab reichen.

Dass nun gerade bei stabilen Hochdrucklagen Lee-Gebiete häufig deutlich giftiger ausfallen, hat wiederum mehrere Gründe. Zum einen spielen Temperaturunterschiede der Luft auf der Luv- und Leeseite von Bergen eine Rolle. Schiebt zum Beispiel der Bayerische Wind die Luftmassen über die schattigen Nordflanken der Berge auf die viel stärker von der Sonne aufgeheizten Südhänge, wird die überfließende Luft in der Regel kälter und damit schwerer sein als die dortige Umgebungsluft. Entsprechend schneller fließt und purzelt sie zu Tal.

Weitaus häufiger kommt aber noch ein anderer Effekt zum Tragen: In Hochdruckgebieten bilden sich typischerweise Absinkinversionen aus. Sie wirken von oben wie zusätzliche Hindernisse bzw. Begrenzungen für die Luftströmung. Liegen Inversionsschichten nur knapp oberhalb der Berggrate, bilden sie eine zusätzliche Düse. Dort wird der Wind kanalisiert und direkt über den Kuppen beschleunigt. Kommen das entsprechend geformte Bergprofil, eine knapp darüber liegende Inversionsschicht und die passende Windrichtung zusammen, kann sich auch bei relativ schwachem Grundwind dort ein überraschend starkes, sehr giftiges Lee entwickeln.


Wenn das Lee pulsiert

Besonders gefährlich sind solche Tage auch deshalb, weil die Lee-Bereiche häufig nicht beständig sind, sondern pulsieren: Im Hoch gibt es typischerweise nur wenige Wolken, die Sonneneinstrahlung in die Südhänge ist ungebremst und führt zu starken Thermiken. Wenn diese auf der Lee-Seite der Berge ablösen, saugen sie aus ihrem Umfeld, und damit auch von der Luv-Seite, Luftmassen nach. Dadurch kann vorübergehend der Kammwind nochmals deutlich verstärkt werden. Am Bergkamm wird man dies als starke Böe erleben, dahinter wiederum wird aus der Böe erst einmal durch die aerodynamisch getriebenen „Saugkräfte“ des Geländes ein kräftiger Abwind.

Dieses „thermische“ Pulsieren der Lee-Stärke ist auch eine Erklärung dafür, warum manchmal Piloten, die nur wenig zeitversetzt auf gleichen Routen fliegen, von völlig andersartigen Erlebnissen berichten. Der eine klagt über heftige Turbulenzen, der andere schaut ungläubig und meint, dass es an gleicher Stelle bei ihm völlig ruhig und gar kein Lee gewesen sei.

Dass die Turbulenzen im Lee häufig so unberechenbar sind, hängt noch mit einem weiteren Phänomen zusammen. Bei entsprechend hohen Windgeschwindigkeiten – durch einen starken Grundwind oder lokal durch Düseneffekte (Inversion) ausgelöst – wird die Strömung durch aerodynamische Kräfte in einem recht engen Band an den Lee-Hängen beschleunigt. Das ist vergleichbar mit Wasser, das über einen Stein im Bergbach rauscht. Durch den eigenen Schwung angetrieben, wird sie dabei tiefer reichen, als sie es von ihren physikalischen Parametern (Temperatur und Dichte) her tun wurde.


Der hydraulische Sprung

Ein hydraulischer Sprung in der Strömung an einem Bergbach.
Die über den Steinen beschleunigte Strömung taucht dahinter
unter die eigentliche Wasseroberfläche ein. Hydraulische
Kräfte drücken sie dann mit einem Mal nach oben. Dort
herrschen die größten Turbulenzen (weißer Schaum).
// Foto: Lu-Glidz
Beim Bergbach kann man beobachten, dass die über Steinen stark beschleunigte Wasserströmung direkt dahinter gewissermaßen eine Kuhle formt, die unter die eigentliche Wasseroberfläche reicht. Durch hydraulische Kräfte wird die Strömung dahinter aber wieder turbulent nach oben gedrückt. „Hydraulischer Sprung“ wird diese Erscheinung genannt. Bei Luftströmungen im Lee von Bergen kann es sie in gleicher Weise geben – wenn auch selten so offensichtlich.

Ein kräftiger hydraulischer Sprung sorgt übrigens für die fiesesten Lee-Turbulenzen. Zum einen, weil sie dort auftreten, wo man sie vielleicht gar nicht mehr erwartet. Ein Beispiel: Ein Pilot fliegt über einen Berggrat direkt ins Lee, findet dort aber erst einmal nur recht ruhige Strömungsverhältnisse vor. Guten Mutes fliegt er weiter Richtung Talmitte, um dann 300 oder gar erst 500 Meter hinter der Hangkante plötzlich heftig durchgeschüttelt zu werden. Die Turbulenzen kommen für ihn wie aus heiterem Himmel. Möglicherweise wird er sie gar nicht mit dem Lee in Verbindung bringen. Und doch ist es der erst weit hinter dem Berg erfolgte hydraulische Sprung, der ihn hier fast zum Absturz bringt.

Besonders gemein ist der hydraulische Sprung auch, weil er mit einer enorm starken Umlenkung der Luftmassen einhergeht. Aus Absinken wird mit einem Mal Aufsteigen. Welch kleinräumiges Chaos mit unsteten, kräftigen Rotoren dabei in der Luft entsteht, darf sich jeder selbst ausmalen. Es gibt Berichte von Piloten, die unter solchen Bedingungen schon unfreiwillig einen Salto mit dem Schirm absolvierten.


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Die lange Schleppe der Windparks

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Große Windparks können Luftströmungen auf ihrer Leeseite deutlich beeinflussen. An Tagen mit Inversionen reichen die Wirbelschleppen besonders weit.

Ein Satellitenbild zeigt, wie stark und weit Offshore-Windparks
die Strömungen in ihrem Lee beeinflussen können.
// Quelle: Scientific Reports, ESA
Hinter großen Windparks ist die Luft turbulenter, zugleich weht der Wind dort etwas schwächer. Aus Satellitenbidern und Modellrechnungen ist das schon länger bekannt. Jetzt haben Forscher erstmals mit einem Messflugzeug die genauen Ausmaße der Wirbelschleppen im Nachauf von Offshore-Windparks in der Nordsee ermittelt.

Dabei zeigte sich: Bis zu 70 Kilometer hinter den Windparks ist die Windgeschwindigkeit im Vergleich zur ungestörten Strömung noch reduziert. Am stärksten traten die Effekte an Tagen mit stabilen atmosphärischen Schichtungen (Inversionslagen) auf.

Interessant sind solche Erkenntnisse auch für Gleitschirmflieger. Zwar fliegen wir kaum einmal im Einflussbereich von Offshore-Windparks herum. Doch auch an Land gibt es vielerorts mittlerweile größere Windenergie-Standorte. Die von den Rotoren verursachten Turbulenzen könnten sich auch dort weit ins Lee der Anlagen fortsetzen – wenn auch angesichts des weitaus raueren Untergrundes an Land typischerweise deutlich weniger ausgeprägt.

Vor zwei Jahren hatte der DHV eine Versuchsreihe durchgeführt, bei der Testpiloten mit Gleitschirm sich bewusst im Flug langsam von hinten einem einzelnen Windrad mit 40 Meter Rotordurchmesser annäherten. Dabei stießen sie ab rund 200 Meter Abstand zum Windrad auf spürbare Turbulenzen, die auch zu Klappern führten. Der DHV zog daraus unter anderem den Schluss, dass man sich ab einem Abstand vom fünf- bis siebenfachen Durchmesser des Rotors "auf sicherem Terrain" befinden dürfte, zumindest bei Windgeschwindigkeiten unter 25 km/h. (Zu den DHV-Versuchen gibt es auch ein Youtube-Video).


Randbereiche bergen ein besonderes Risiko

Mit einem Messflugzeug gemessene
Windgeschwindigkeiten hinter einem
Offshore-Windpark in der Nordsee.
// Quelle: Scientific Reports
Mit Blick auf die Erkenntnisse der aktuellen  Windparkstudie, die im Fachmagazin Scientific Reports erschienen ist, sollte man allerdings ruhig noch etwas vorsichtiger sein.

Zum einen dürften die Turbulenzen von ganzen Windparks weiträumiger ausfallen als die einzelner Windräder (wie im DHV-Test). Zum anderen hat der DHV nicht den Einfluss unterschiedlicher atmosphärischer Verhältnisse betrachtet.

Besonders beachtenswert: In der Windparkstudie wird darüber hinaus ein Effekt erkennbar, den der DHV bei seinen Experimenten gar nicht berücksichtigt hat.

Da Windräder einen Teil der Luftbewegung in elektrische Energie umwandeln, wird der Luft kinetische Energie entzogen. Sie fließt deshalb im Lee der Rotoren langsamer. Bei größeren Windparks zeigt sich das dann auch in der Fläche.

Aus den per Messflugzeug erhobenen Daten wird deutlich, dass die Unterschiede der Geschwindigkeit in Nabenhöhe bis zu 30 Prozent betragen können (s. Grafik a). In dem hier gezeigten Beispiel weht der Wind hinter dem Windpark nur mit 6 m/s, im "freien" Raum links daneben hingegen mit 8 bis 9 m/s.

Turbulenzenergie (TKE) hinter einem
Offshore-Windpark.
// Quelle: Scientific Reports
Interessant bzw. auch riskant ist dabei der enge Übergangsbereich von abgebremsten zu frei fließenden Luftmassen am Rand des Windpark-Lees. Hier kann es zu weiteren Turbulenzen kommen, die durch den starken seitlichen Windgradienten und daraus resultierenden Scherungseffekten hervorgerufen werden. Diese Turbulenzen können auch noch weit hinter einem Windpark auftreten, wo man sie vielleicht gar nicht mehr vermutet.

Die Grafik c) illustriert auch das sehr anschaulich. TKE steht für "Turbulente Kinetische Energie" als Maß für den Turbulenzgrad der Luft. Am linken Rand des Windpark-Lees sind die TKE-Werte genau entlang der Scherungszone am höchsten – und zwar auch noch in großer Distanz hinter dem Windpark.

Mit gesundem Menschenverstand sollte man deshalb nicht nur direkt hinter, sondern auch seitlich entlang der Leebereiche von Windrädern einen deutlichen Abstand wahren – vor allem, wenn es sich um größere Windparks handelt.

Eine neue Akro-Perspektive

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Die Zukunft der Actionfilmerei gehört den 360-Grad-Kameras. Zumal man damit interessante Perspektiven realisieren kann, die ganz neue Einblicke ins Geschehen erlauben.

Der Blick von hinten zeigt alle Bewegungen des Piloten.
// Quelle: Youtube, Samuel Gähwiler, Screenshot
Samuel Gähwiler zeigt in einem Video einen typischen Acro-Trainingsflug. Es sind übliche Manöver, die alleine das Video, außer für echte Acro-Freaks, kaum interessant machen dürften. Allerdings weist der Film eine Besonderheit auf: Die Perspektive.

Die Kamera folgt von hinten dem Piloten, und zwar nicht als fliegende Verfolgerkamera, sondern an einem Monopod montiert. Dadurch bleibt der Pilot immer an gleicher Stelle im Sichtfeld. So kann man genau beobachten, welche Bewegungen er bei den verschiedenen Manövern ausführt. Sogar die Gewichtsverlagerung ist deutlich erkennbar – etwas, das auf vielen anderen Acro-Videos nur schwer nachvollziehbar ist.

Samuel nutzte für die Aufnahme eine 360-Grad-Kamera Insta360 One, die mit zwei Objektiven arbeitet. Die Kamera montierte er so auf dem Monopod, dass die Fotostange genau in der Ebene zwischen den beiden Linsen lag. In dem am Ende errechneten Bild ist sie deshalb gar nicht mehr zu sehen.

Das Video ist auf Youtube zu sehen:



Sicherheitsrisiko Bauchtasche

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Der DHV hat einen Unfallbericht veröffentlicht, der auf ein unterschätztes Sicherheitsproblem hinweist: Bauchtaschen können im Wortsinn zum "Verhängnis" werden.

Bauchtaschen sind praktisch, bergen aber ein zusätzliches Risiko.
// Quelle: DHV
Der Unfall ereignete sich im Mai 2017 am Idrosee. Eine Pilotin startete dort zu einem Flug, hatte aber Probleme in ihr Gurtzeug zu kommen. Sie blieb tief und in Vorlage in den Gurten hängen. Auch als Fluglehrer ihr per Funk Hilfestellung gaben, wie sie sich noch ins Gurtzeug setzen könnte, konnte sie das nicht umsetzen.

Nach einigen Minuten ging der Schirm in eine Steilspirale über. Die noch immer "hängende" Pilotin zeigte keine Reaktion und warf auch nicht die Rettung. Aus der schnellen Kreisbewegung schlug sie gegen die Steinmauer eines Bachbetts im Gelände ein, was sie nicht überlebte.

Der Unfallanalyse von Karl Slezak (pdf) nach erlitt die Pilotin vermutlich ein sogenanntes Hängetrauma infolge der abgeschnürten Blutzirkulation zu den Beinen. Durch ein Hängetrauma kann man schnell ohnmächtig werden. Das würde die Gewichtsverlagerung samt Einleitung der Steilspirale erklären.

Der Auslöser für dieses Drama war allerdings das Problem, ins Gurtzeug zu rutschen. Laut Unfallbericht handelte es sich um ein Gurtzeug mit Getup-System, in das man normalerweise nach dem Start recht gut hineinkommt. Probleme kann es dabei typischerweise nur geben, wenn die Schultergurte zu eng angezogen werden. Dadurch kann das Sitzbrett in eine Schräglage gebracht werden, die ungleich schwerer zu überwinden ist.

Zum Verhängnis wurde der Pilotin offenbar aber noch ein weiterer Faktor: Sie trug eine kleine Bauchtasche. Und diese hat sich vermutlich mit dem Frontgurt des Gurtzeuges verhakt. Deshalb schaffte es die Pilotin wohl auch nicht, sich in ihr Gurtzeug hochzudrücken. So kam es dann zum gefährlichen Hängetrauma.

Laut DHV sollten Piloten aus dieser Erfahrung folgende Lehren ziehen:

"Hinsichtlich des Gurtzeugs kann allen Gleitschirmpiloten empfohlen werden, in einer
Gurtzeugaufhängung zu testen, ob
- die Einstellungen des Gurtzeugs ein Einnehmen der Sitzposition auch in dafür ungünstiger
Pilotenposition beim Abheben (in den Beingurten hängend) ermöglicht,
- ob ein eventuell verwendetes Hip-Bag oder auch andere Zubehörteile, wie z.B. eine
Variohalterung problematischen Einfluss hat."

Daneben empfiehlt der DHV auch, dass man möglichst schnell eine Notlandung einleiten sollte, wenn man feststellt, dass man es nicht schafft, aus der hängenden Position ins Gurtzeug zu rutschen. Wer zudem Anzeichen einer aufkommenden Ohnmacht bei sich bemerkt, sollte die Rettung werfen.

Weiterer Aufschwung der Marken-Comps

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Das Interesse an Wettbewerben für Ottonormalpiloten, die nicht gleich mit Hochleistern fliegen wollen, wächst. Immer mehr Schirmhersteller nutzen das für ihr Marketing.

Streckenfliegen im Team als Wettbewerb. // Quelle: Nova
Schon vor rund einem Jahr berichtete Lu-Glidz über den Aufschwung der Easy-Comps. Der Trend, Streckenflug-Wettbewerbsformate für Ein- und Aufsteiger anzubieten, setzt sich auch in diesem Jahr fort. Weitere Hersteller sind auf den Zug aufgesprungen und lancieren eigene Events, mit jeweils besonderem Zuschnitt.

Ende April (28.4. bis 1.5.) findet in Greifenburg erstmals die Nova XC-Team Challenge statt. Bei diesem Wettbewerb geht es darum, dass jeweils Fünfer-Teams gegeneinander antreten. Je geschlossener eine Mannschaft eine Strecke realisiert, desto mehr Bonuspunkte kann sie erlangen. Als Lehrmeister sollen dabei jeweils erfahrene Streckenflugpiloten aus dem Nova Pilots Team die Mannschaften anführen. Davon erhoffen sich die Organisatoren einen besonderen Lerneffekt für die Teilnehmer, aber auch einen besonderen Team-Spirit.

Anfang September (2. bis 8.9.) wiederum startet in Slowenien der Fun-Wettbewerb BGD Weightless. Bei diesem will Markenchef Bruce Goldsmith persönlich als Wettbewerbsleiter vor Ort sein. Die besondere Idee dieses Events: Es gibt Wertungsfaktoren, je nachdem in welcher Gewichtsklasse ein Pilot mit seinem Schirm unterwegs ist. Bekannterweise haben kleinere Schirme einen gewissen Nachteil hinsichtlich Gleitzahl und Topspeed. Durch die Wertungsfaktoren soll das ausgeglichen werden, so dass niemand mit Zusatzballast fliegen muss, um sich Vorteile zu verschaffen.

Weitere Fun-Wettbewerbe in diesem Jahr:

Hinweis: Die meisten dieser Wettbewerbe sind bereits aus- oder sogar überbucht, was wiederum nochmals zeigt, wie groß das Interesse an derlei Formaten ist.


Trofeo Montegrappa 2018 abgesagt

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Es ist einer der beliebtesten Frühjahrs-Wettbewerbe, doch in 2018 wird der Trofeo Montegrappa nicht stattfinden.

Die Organisatoren haben ihn offiziell abgesagt – weil die organisatorischen Voraussetzungen, um einen solches Event durchzuführen, nicht gegeben seien, heißt es in der offiziellen Begründung. Ursprünglich sollte der Bewerb am 29. März starten.

Den Plänen nach soll es aber in 2019 wieder einen Trofeo Montegrappa geben.

Quelle der Grafik: aeroclubmontegrappa.it

Ein Display für den XC Tracer

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Eine iOS-App für iPhones und die Apple-Watch kann nicht nur Werte interner Sensoren auslesen, sondern auch als Display für Bluetooth-Varios wie XCTracer und SensBox dienen.

Steigen (links) und Sinken (rechts) auf der Apple-Watch.
// Quelle: Itunes, Stefan Hanshans
Der XCTracer gilt als eins der empfindlichsten und genauesten Varios auf dem Markt. Es ist klein und kompakt, besitzt aber auch keine Anzeige. Wer nicht nur das Piepen hören, sondern auch gerne aktuelle Messwerte des Varios angezeigt haben wollte, ist bisher auf komplexere Flugcomputer-Apps angewiesen – wie XCTrack für Android oder Flyskyhy für iOS.

Für iOS-Geräte, also Iphones und sogar die Apple-Watch, gibt es jetzt eine einfachere Möglichkeit.

XCDisplay nennt sich eine von Stefan Hanshans programmierte, kostenlose App, die die per Bluetooth gesendeten Daten von XCTracer aber auch der SensBox auslesen und darstellen kann. Damit bekommt man quasi ein Mini-Variodisplay am Handgelenk.

Angezeigt werden Steigwerte, Geschwindigkeit, Höhe und Flugrichtung. Zudem gibt es auch noch eine Balkendarstellung der Steigwerte.

XCDisplay lässt sich auch ohne XCTracer oder SensBox betreiben. Dann werden die Werte der internen Sensoren eines Iphones bzw. der Apple-Watch angezeigt. Die integrierten Drucksensoren sind zwar nicht fein genug, um ein sehr sensibles Vario abzugeben. Zur Ermittlung der Grundtendenz von Steigen und Sinken reichen sie aber allemal.

Die fiesen Ecken des Windes

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Wenn Wind um scharfe Kanten streicht, können davor und dahinter Turbulenzen mit starken Windspitzen entstehen. Aus 15 km/h Wind können lokal bis zu 60 km/h werden.

Windböenstärke rund um Gebäudeecken der
Hafencity Universität Hamburg. Diese Grafik
gibt es auch als Film. // Quelle: CEN
Gleitschirmflieger bewegen sich, anders als viele andere Flieger, häufig in unmittelbarer Nähe des Geländes. Wir soaren z.B. an Berggraten entlang, um die Höhe zu halten. Doch je nach Grundwind und Geländeform ist diese Praxis mit Vorsicht zu genießen. An Felsvorsprüngen und anderen scharfen Geländekanten können unverhofft starke Turbulenzen auftreten.

Wie heftig derlei Turbulenzen ausfallen können, zeigt ein aktuelles Forschungsprojekt an der Universität Hamburg. Dort erfassen Meteorologen und Stadtplaner, wie der Wind um Gebäudeecken pfeifen kann. Das hat zwar nicht direkt etwas mit dem Gleitschirmfliegen zu tun. Doch die Ergebnisse sind von den Grundlagen her übertragbar und sollten Gleitschirmpiloten durchaus aufhorchen lassen.

Im Zuge des Projektes haben die Forscher eine Reihe von Windmessmasten um ein Unigebäude am Hamburger Hafen errichtet – und zwar sehr nah beieinander. Dadurch erreichen sie eine so hohe räumliche Auflösung von Messdaten wie sie in der Meteorologie nur sehr selten erhoben wird. Zudem arbeiten die Forscher mit einem Windprognosemodell, das die Strömungen in einem Punkteraster von einem Meter nachbildet. Normalerweise rechnen die feinsten solcher Modelle nur mit Rastern von 100 Meter (übliche Wettermodelle haben Rasterweiten von mehr als 2 Kilometer).

Aktuell läuft die Messkampagne, die weitere Auswertung wird erst in einem Jahr abgeschlossen sein. Aber schon erste Ergebnisse liefern interessante Erkenntnisse. Zum Beispiel zeigte sich, dass ein 15 km/h Grundwind hinter manchen Gebäudekanten turbulent bis auf fast 60 km/h beschleunigt werden kann. Und die maximale Turbulenz ist dabei nicht direkt an der Kante, sondern in einigem Abstand dahinter zu finden. Turbulente Wirbel müssen also erst einmal etwas heranwachsen, um ihre größte Wucht zu erreichen.

Übertragen auf die Situation der Gleitschirmflieger darf man die Erkenntnisse ruhig einmal mehr als Warnung verstehen: Selbst bei einem noch moderaten Grundwind können im Lee von Geländekanten, Felsnasen und anderen Hindernissen schnell einmal Windgeschwindigkeiten erreicht werden, denen ein Gleitschirm nicht unbedingt gewachsen ist. Vor allem scharfe Felskanten, an denen sich die Strömung nicht sanft anlegen kann sondern zwangsläufig abreißen muss, sollte man an windigeren Tagen lieber mit deutlichem Abstand umfliegen.

Sicherheitsmitteilung: Icaro Pandion

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Beim Icaro Pandion in Größe M wurden offenbar zu kurze Bremsleinen eingebaut. Die Hauptbremsleinen müssen ausgetauscht werden.

Besitzer eines Icaro Pandion Größe M müssen die
Hauptbremsleinen tauschen. // Quelle: Icaro
Mit dem Leinenhandling in der Produktionsstätte des Pandion scheint Icaro ein wenig Pech zu haben. Bereits im Dezember hatte die Marke eine Sicherheitsmitteilung für den Schirm herausgegeben, weil überdimensionierte Leinen verbaut worden waren (Lu-Glidz berichtete). Jetzt hat eine Icaro eine weitere Sicherheitsmitteilung für Schirme der Größe M des Pandion veröffentlicht. Sie wurden offenbar mit einer zu kurz eingestellten Hauptbremsleine ausgeliefert.

Die Sicherheitsmitteilung im Wortlaut (ausnahmsweise hier wiedergegeben, weil noch kein eindeutiger Link auf die Passagen der Icaro-Homepage verfügbar war):
"Am Gleitschirmmuster PANDION_M wurden eine zu kurz eingestellte Haupt-Bremsleine festgestellt. ICARO Paragliders empfiehlt allen Haltern der betroffenen Geräte einen Austausch dieser Leinen vor dem nächsten Flug. Übergangsweise kann der Halter die Haupt-Bremsleine um 60mm (6cm) länger einstellen. Die Ersatzleinen werden von ICARO kostenlos mit Einbauanleitung geliefert. Der Austausch kann vom Halter selbst vorgenommen werden. Bei Fragen empfehlen wir den Haltern, mit Ihrer Flugschule oder einem Checkbetrieb Kontakt aufzunehmen.
Gerne können sich die Halter auch direkt mit ICARO Paragliders in Verbindung setzen.
Flintsbach, 9. Februar 2018 ICARO Team".

Wolkenflug

Ich lande in Deinem Garten

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Antoine Boisselier unternahm einen ungewöhnlichen Biwakflug, 750 km entlang der Alpen. Sein Plan: Immer bei fremden Menschen vor Ort zu übernachten.  

750 km entlang des südlichen Alpenbogens.
// Quelle: Vimeo, Screenshot
Das Abenteuer hat der Franzose Antoine Boisselier in einem Film festgehalten. Das Video ist nicht frei verfügbar, sondern als Video-on-Demand bei Vimeo zu leihen oder zu kaufen.

"J'irai aterrir chez vous" ist ein inspirierender Film für all jene, die einmal von einem menschelnden Biwak-Flug-Abenteuer träumen. Er zeigt aber auch die Kehrseite eines solchen, auf ein Minimum reduzierten  Reiseansatzes.

Die stets mit der Kamera mitgefilmte Suche nach einer Unterkunft samt offensiv eingeforderter Gastfreundschaft führt gelegentlich zu peinlichen Momenten, in denen dem Zuschauer die teils überrumpelten Bergbewohner fast etwas Leid tun. Kompensiert wird das wiederum durch die Bilder der Wandlung: Wenn zum Beispiel aus einem älteren italienischen Griesgram, der erst jede Unterstützung verwehrt, doch noch ein glücklicher Helfer wird.

Faszinierend sind die Flugleistungen von Antoine, die er in beneidenswerten Bildern und gut umgesetzten Animationen präsentiert. Elf Tage dauerte seine Reise von St. Hilaire in Frankreich an die Adria-Küste Kroatiens, immer die Südseite der Alpen entlang. Seine weiteste Flugetappe ging dabei über 240 km.

Der Trailer zum Film ist kostenlos auf Vimeo zu sehen. Der Film ist nur auf Französisch mit englischen Untertiteln verfügbar.




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